"Hilfe, Hilfe!"

Wiener Obdachlosen-Killer (17) quälte die eigene Mutter

Drogen und Gewalt: Der Fall des mutmaßlichen Killers macht sprachlos. Mittwochs müsste er vor Gericht, weil er seine Mutter gequält haben soll.

Christian Tomsits
Wiener Obdachlosen-Killer (17) quälte die eigene Mutter
Monatelang fahndete die Polizei nach dem Phantom – bis ein 17-Jähriger sich am Montag stellte.
Denise Auer/LPD Wien

 "Ich bin der gesuchte Obdachlosen-Killer. Ich kann es mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren!" – Mit diesen Worten soll sich am Montag ein junger Mann bei einer Polizeidienststelle in Wien gestellt haben. Völlig ruhig und mit kalter Stimme gestand der erst 17-jährige Teenager dann Schreckliches: Er habe laut eigenen Angaben am 12. Juli am Handelskai einen Obdachlosen (56) erstochen.

Zehn Tage später habe er versucht, eine Unterstandslose (51) am Praterstern zu töten, sie überlebte die Attacke knapp. Am 9. August die dritte Tat: Der Jugendliche gab zu, einen 55-Jährigen am Hernalser Gürtel mit einem Messer umgebracht zu haben. Die Unschuldsvermutung gilt. Die schlussendlich erfolgte Festnahme löste ein Aufatmen in der Obdachlosen-Szene aus. Auch Caritas-Direktor Klaus Schwertner war erleichtert.

Ventil für Aggressionen

Der Auslöser für die furchtbaren Taten soll laut dem Verdächtigen die Suche nach einem Ventil für seine Aggressionen gewesen sein. Zerrüttete Familienverhältnisse durch die Scheidung der Eltern hätten ihn in furchtbare Wut versetzt – wir berichteten.  Der HTL-Abbrecher, der schon Probleme mit Drogen und der Polizei hatte, sagte den Ermittlern, wo sie das Tatmesser finden würden. Bei seinem Vater in Niederösterreich – penibel versteckt in einer Couch.

Mutter ins Gesicht geschlagen

Der rasante Absturz des großgewachsenen Scheidungskindes aus guten, aber schwierigen Verhältnissen macht sprachlos. Schon vor den schrecklichen Taten verstand er sich weder mit seiner Mutter, die in Wien-Ottakring in einem kleinen Haus lebt, noch mit dem Vater aus NÖ. Der jüngste von mehreren Brüdern flüchtete in eine Welt der kranken Gewaltphantasien, die er monatelang unentdeckt an den Ärmsten der Armen ausgelebt haben soll. Bis er Ende September nach einem brutalen Gewaltexzess zu Hause in ein Krisenzentrum in Wien-Währing untergebracht wurde.

Am helllichten Tag hatte er vor Zeugen seine eigene Mutter gequält und verletzt – wir berichteten hier. Die Frau schrie "Hilfe, Hilfe", Passanten und Nachbarn eilten herbei. Die Polizei nahm ihn vorläufig fest, ließ ihn dann aber wieder laufen.

Bist du Gewalt betroffen? Hier findest du Hilfe!
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Polizei-Notruf: 133

Täter muss am Mittwoch vor Gericht

Wie "Heute" erfuhr, müsste er sich eigentlich wegen der Körperverletzung (er schlug und trat die Mutter immer wieder ins Gesicht) ausgerechnet diesen Mittwoch vor Gericht verantworten. Da er für die Tat auf freiem Fuß angezeigt wurde, weiß die zuständige Richterin am Wiener Landesgerichts vermutlich noch nichts davon, dass es sich bei ihm um den lange Zeit gesuchten mutmaßlichen Obdachlosen-Killer handelt.

Erst nach der U-Haft-Entscheidung, die ebenfalls am heutigen Mittwoch ansteht, wird der junge Mann in eine Justizanstalt überstellt. Und dort höchstwahrscheinlich sehr lange bleiben.

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