Wirtschaft

Wiener Oberkellner brach nach 12-Stunden-Tagen zusammen

Die Arbeiterkammer Wien schlägt Alarm: Durch das neue Arbeitsgesetz seien 12-Stunden-Tage nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel bei vielen.

Rene Findenig
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Bei einem Wiener Oberkellner waren 12-Stunden-Arbeitstage die Regel.
Bei einem Wiener Oberkellner waren 12-Stunden-Arbeitstage die Regel.
Unsplash/Symbolbild

12-Stunden-Arbeitstage bleiben die Ausnahme, hatten die ehemalige ÖVP-FPÖ-Regierung sowie Vertreter der Wirtschaft versprochen. Nun klagt aber die Wiener Arbeiterkammer an, dass die 12-Stunden-Arbeitstage von der Ausnahme zur Regeln geworden seien – und legt gleich ein dramatisches Beispiel vor: Der Oberkellner T. A. sei es gewohnt gewesen, immer wieder zahlreiche Überstunden zu leisten. Ab September 2018 hätten sich die die Arbeitstage "mit langen und überlangen Arbeitszeiten" aber gemehrt.

Im Dezember 2018 habe der Kellner dem Druck nicht mehr standgehalten. "Es kam dann der physische und psychische Zusammenbruch", so die AK. "A. sah seinen Ausweg nur mehr in der Selbstkündigung und einer Krankmeldung." Der Chef des – laut Eigendefinition – "Unternehmens von Weltruf" unterstellte A. aber laut AK einen unberechtigten vorzeitigen Austritt und wollte sich so Lohn, Überstunden, Urlaubsersatzleistungen, Sonderzahlungen und Entgeltfortzahlungen ersparen.

Wochenarbeitszeiten von knapp 64 und fast 70 Stunden

"Der hohe Arbeitsdruck und die unmenschlichen Arbeitszeiten machten T. A. fertig. Die AK hat ihm geholfen, wenigstens seine ausständigen Ansprüche von über 5.300 Euro brutto erfolgreich bei Gericht einzuklagen", so AK-Präsidentin Renate Anderl. Die Bilanz des Kellners: 10 Stunden-Tage und mehr standen auf der Tagesordnung, im Dezember kam es zu Wochenarbeitszeiten von knapp 64 und fast 70 Stunden – ohne freie Tage. "T. A. leistete Monat für Monat zwischen 50 und 90 Überstunden, wovon auch viele nicht ausbezahlt wurden, etwa über 133 Überstunden für den Zeitraum September bis Dezember", so die AK.

12-Stunden-Tage waren die Regel

12-Stunden-Tage, vor allem bei geteilten Diensten von 8 bis 14 und von 18 bis 0.30 Uhr, waren die Regel, so die Kritik: "Am 29. Dezember kam dann der Zusammenbruch. A. teilte der Restaurantleiterin mit, dass er wegen seiner langen Dienste ohne freie Tage sowohl körperlich als auch psychisch am Ende sei und nach Hause gehen werde. Er sei fix und fertig und er kündigte." Die Restaurantleiterin habe dies zur Kenntnis genommen, am selben Abend kontaktierte A. nochmals die Restaurantleiterin und meldete sich krank. Trotzdem unterstellte ihm der Arbeitgeber einen vorzeitig unberechtigten Austritt, kritisiert die AK.

"AK und Gewerkschaften haben immer vor den gesundheitlichen Gefahren überlanger Arbeitszeiten gewarnt. Zuerst werden die Beschäftigten ausgequetscht und dann nicht mehr gebraucht. So darf die Arbeitswelt nicht ausschauen", so Anderl, die eine Diskussion über eine Arbeitszeitverkürzung fordert. "Auf lange Sicht brauchen wir eine Arbeitszeitreduktion. Es kann nicht sein, dass wenige oft bis zur Erschöpfung unmenschlich lange arbeiten müssen und es für andere überhaupt gar keine Arbeit gibt."

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