Wien

Wiener Parkrowdy soll 20 Jahre jeden Sommer in den Häfn

Mario M. (38) weiß nicht mehr weiter: Dem Wiener werden tausende Parkstrafen angelastet. Dafür müsste er in Summe jahrelang in einer Zelle schmoren.

Christian Tomsits
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    Mario M. wird von Franz Pechmann vertreten.
    Mario M. wird von Franz Pechmann vertreten.
    Sabine Hertel

    Andere fahren auf Urlaub, Mario M. (Name geändert) müsste für ungefähr die nächsten zwanzig Sommer hinter Gitter und eine Ersatzfreiheitsstrafe absitzen – das will er aber nicht machen und tauchte deshalb unter. Seither befindet er sich rund um die Uhr auf der Flucht vor der Polizei.

    Noch vor wenigen Jahren war Mario M. ein glücklicher Familienvater. Doch das Unheil nahm seinen Lauf, als der Wiener die Firma seines Cousins vor dessen Scheidung auf sich überschreiben ließ – als Gefallen. "Ich war zu gutgläubig. Wenn man so eine Familie hat, braucht man keine Feinde mehr", sagt der 38-Jähriger nun beim geheimen Treffen mit seinem Anwalt.

    Denn der Cousin soll hohe Beträge aus der Kassa genommen haben. Die Firma ging daraufhin in Konkurs und Mario haftete für den Schaden.

    "Kann Strafen nicht zahlen"

    Beim Betrugs-Prozess (Diversion) fiel ihm sein Cousin auch noch in den Rücken und mimte das Unschuldslamm. Nicht aber ohne zuvor noch die Firmenautos ständig ohne Parkschein in der Stadt abgestellt zu haben. So sammelten sich Parkstrafen in der Höhe von rund 50.000 Euro an. "Die trafen wieder mich – aber die kann ich nie im Leben bezahlen."

    Laut Gesetz ist eine Ersatzfreiheitsstrafe nun unumgänglich – und M. müsste bereits hinter Gittern sein. "Verwaltungsstrafen sind von der Konkursmasse ausgeschlossen – man kann sie nicht normal entschulden“, kritisiert Jurist Franz Pechmann. Selbst Sozialarbeit sei seinem Mandanten nicht erlaubt. "Das sollte man dringend politisch überdenken", fordert der Anwalt.

    Sommerurlaub im Häf’n? – "Nicht mit mir!"

    Denn da man maximal drei Monate am Stück der Ersatzfreiheitsstrafe absitzen kann "müsste ich für die nächsten 20 Jahre jeden Sommer die Ferien im Häf’n verbringen – das mache ich sicher nicht", sagt Mario M. Für seine Familie tauchte er unter, lebt seither aber in Angst und leidet unter der unvorstellbaren Belastung.

    Bundesweit gab es 2021 5.015 Verwaltungshäftlinge. Man kann sich nicht aussuchen, ob man die Strafe absitzt oder bezahlt. Der Kontostand allein entscheidet, kritisieren Experten seit Jahren. Die Recherche-Plattform Moment hat zu diesem Thema erst kürzlich einen Bericht veröffentlicht – siehe hier

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