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Wiener Rabbiner übergibt Papst Erklärung

Heute Redaktion
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Oberrabinner Arie Folger mit Papst Franziskus. Credit: IKG Wien
Oberrabinner Arie Folger mit Papst Franziskus. Credit: IKG Wien
Bild: zVg

Orthodoxe Rabbiner aus Europa, den USA und Israel haben dem Papst eine gemeinsame Erklärung zum Christentum überreicht – ein "Meilenstein in den jüdisch-christlichen Beziehungen".

Am Donnerstag empfing der Pontifex im Vatikan Vertreter der Europäischen Rabbinerkonferenz, des Amerikanischen Rabbinerrats und des Großrabbinat von Israel, die im Dialog mit der Päpstlichen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum stehen – dabei wurde dem Papst das Dokument "Zwischen Jerusalem und Rom" übergeben, bei dem es sich um die erste, offizielle Erklärung rabbinischer Organisationen zum Christentum handelt.

Die Erklärung wurde gemeinsam erarbeitet und unterstreicht die gemeinsamen Traditionen des Judentums und des Christentums.

Maßgeblich am "Meilenstein in den jüdisch-christlichen Beziehungen" beteiligt, ist Wiens Oberrabbiner Arie Folger: Er hat die vergangenen zwei Jahre an dieser historischen Erklärung gearbeitet: "In der Deklaration anerkennen wir die bedeutende Einfluss des 2. vatikanischen Konzils und der Institutionen die als Folge des Konzils gegründet wurden, in der Bekämpfung des Antisemitismus. Weiterhin verkünden wir unseren Wunsch, uns zusammen mit der katholischen Kirche für den Frieden und gegen Gewalt einzusetzen. Wie zahlreiche Medien betont haben, liegt die besondere Bedeutung dieses Dokumentes darin, dass er (a) theologisch konservativ und also auf festerem Boden ist, und (b) dass er von führenden orthodoxen rabbinischen Organisationen unterschrieben wurde; bisher waren orthodoxe Verkündungen dieser Art immer ad Individuum unterschrieben", so Oberrabbiner Arie Folger nach der Überreichung des Dokumentes an den Papst in Rom.

Die Antwort von Papst Franziskus

Papst Franziskus würdigte die positive Entwicklung im jüdisch-katholischen Verhältnis: "Wir erleben einen fruchtbaren Moment im Dialog", sagte er am Donnerstag nach Vatikanangaben bei einer Begegnung mit europäischen, US-amerikanischen und israelischen Rabbinern. Das Dokument bezeichnete er als besondere Anerkennung der Konzilerklärung „Nostra aetate". Das vierte Kapitel von „Nostra aetate" sei die „magna charta" für den Dialog mit dem Judentum, stellte der Papst in seiner Ansprache fest. Die Beziehungen seien „immer freundschaftlicher und brüderlicher" geworden.

Der Pontifex betonte weiters, wie groß das beiden Religionen gemeinsame spirituelle Patrimonium sei. Daher müsse die gegenseitige Kenntnis und Wertschätzung vor allem durch Bibelstudien und brüderliche Gespräche gestärkt werden.

Das vorgelegte Dokument „Zwischen Jerusalem und Rom" verberge nicht die theologischen Unterschiede, bringe aber den festen Willen zum Ausdruck, noch enger zusammenzuarbeiten. Gemeinsam wolle man sich für eine bessere Welt, Frieden, soziale Gerechtigkeit und Sicherheit einsetzen. Die Religionen müssten von moralischer Haltung und religiöser Erziehung Gebrauch machen – nicht von Krieg, Zwang oder sozialem Druck -, um die eigene Fähigkeit zu nutzen, zu beeinflussen und zu inspirieren", heißt es in dem Dokument.

IKG-Präsident Oskar Deutsch: "Dankbar für Arie Folgers Engagement"

"Ich bin dankbar und stolz, dass sich das Verhältnis zwischen Kirche und Judentum auch in Österreich so gut entwickelt. Danke und Kol Hakavod an Wiens Oberrabbiner Arie Folger für diese wertvolle internationale und interkonfessionelle Arbeit. Er war es, der die Antwort der Rabbiner koordiniert und maßgeblich formuliert hat", so Oskar Deutsch, Präsident der IKG-Wien auf Facebook.