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Wiener Salon im Hafen von Triest

Heute Redaktion
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Bild: Picturedesk

In einer Parodie auf die Habsburger Doppelmonarchie lässt der Schriftsteller Herzmanovsky-Orlando den Traum vom Meer seines "Cavaliere Huscher" in einer Mülltonne enden - ein Traum, der damals noch kaiserlich- königliche Wirklichkeit war.

In einer Parodie auf die Habsburger Doppelmonarchie lässt der Schriftsteller Herzmanovsky-Orlando den Traum vom Meer seines "Cavaliere Huscher" in einer Mülltonne enden – ein Traum, der damals noch kaiserlich- königliche Wirklichkeit war.

Triest war Österreich-Ungarns Tor zu den Weltmeeren – erst mit Ende des Ersten Weltkriegs fiel die adriatische Hafenstadt an Italien. So fühlt man sich als Wiener, der Triestiner Cafehäuser wie das elegante Tomaseo oder das morbide San Marco besucht, bei Gulasch und Apfelstrudel gleich wie daheim.

Unter Schirmherrschaft des MAK und der Stadt Triest weckt bis Mitte September das künstlerische Wien mit einem gut besuchten Festival von Kunstgesprächen über Filmvorführungen bis zu Musikveranstaltungen die etwas verschlafene und melancholische 200.000-Einwohner-Stadt aus ihrem kulturellen Dornröschenschlaf. An 33 Nächten verwandelt sich der Salone degli Incanti, die ehemalige Fischhalle mit ihrer hinreißenden, lichtdurchfluteten Stahlbetonkonstruktion des Jugendstil-Architekten Giorgio Polli, in einen Wiener Kunstsalon.

Dem Organisator des Projektes, dem tüchtigen italophilen Kunstmanager Jürgen Weishäupl, ist es gelungen, neben jungen Talenten wie Videostudenten der Angewandten in Wien Kunststars von Eva Schlegel bis Erwin Wurm nach Triest zu locken. Zu sehen sind auch eine Ausstellung zum Wiener sozialen Wohnbau, ein Bühnenprospekt von "Art für Art" und das Leopold Museum im Kleinformat. Ein Mix aus Thonetmöbeln, Stühlen von Roland Rainer, einst für die Stadthalle konzipiert, und den bunten Enzis aus dem Wiener MQ laden die Besucher zum Zuhören, Diskutieren und Abhängen ein. Der Salon Vienna mit gemischtem Kunstprogramm bringt Wien für ein paar Wochen ans Meer, während Triest mit Wiens Kunst und Künstlern Bekanntschaft schließt. Hoch lebe die Kunst.