Österreich

Schneider ertappt Mantel-Dieb in Wien auf der Straße

Ein Schneider aus Wien kaufte einem mutmaßlichen Maß-Manteldieb den Scheid ab, knöpfte sich den Übeltäter vor und übergab das Stück an seinen Käufer.

Christian Tomsits
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Schneider Michael (l.), der Mantel (m.), der Käufer (r.)
Schneider Michael (l.), der Mantel (m.), der Käufer (r.)
privat

Der fingerfertige Schneidermeister Michael aus Wien-Alsergrund musste am Freitag fast die Fäuste ballen: Er fuhr gerade gemütlich mit seinem Roller auf der Jägerstraße, als er plötzlich seinen Augen kaum traute. "Da ging ein Mann spazieren, der einen von mir gemachten Mantel trug – schwarzer Kragen, goldene Knöpfe, beiger Stoff." Normalerweise würde sich der Handwerker ja freuen, wenn er an Menschen seine edlen Stoff-Waren wiedererkennt. Nicht aber bei diesem besonderen Einzelstück.

Unbekannter mit bekanntem Umhang

Denn: "Das 500-Euro teure Unikat wurde mir im vergangenen Dezember aus meinem Geschäft geklaut." Das gute Stück hatte er für seinen treuen Stammkunden Georg B. extra angefertigt – der wartete nun fast seit einem Jahr vergeblich auf seine maßgeschneiderte Bestellung, da sie plötzlich abhanden kam. Ohne zu zögern stieg Schneider Michael ab und knöpfte sich den Unbekannten mit bekanntem Umhang vor. "Das ist mein Mantel, den Sie da tragen und er wurde mir gestohlen!", fädelte er das Gespräch mit dem Mann ein, wie er später detailreich im Talk mit "Heute" berichtete. "Der Mann behauptete, er hätte den Zweireiher geschenkt bekommen - natürlich glaubte ich ihm kein Wort und drohte ihm mit einer Anzeige", so der tapfere Trenchcoat-Hersteller.

Kunde konnte seinen Mantel kaufen

Schneider Michael kaufte dem Dieb den Scheid ab.
Schneider Michael kaufte dem Dieb den Scheid ab.
privat

Dank feinem Fingerspitzengefühl, brachte er den Fremden dazu, ihm den Mantel ohne Mucken zu übergeben. "Daher verzichtete ich auf die Polizei", erklärte er dem glücklichen Kunden Georg B. Der kam sofort zum Shop und schlüpfte in seinen neuen (alten) trendigen Trenchcoat. Mit fast einem Jahr Verspätung fühlt er sich nun modisch für den Winter gewappnet. "Die Geschichte ist verrückt, ein bisschen wie im Märchen", freuen sich der Kunde und der Schneider über das verfrühte Weihnachtswunder.

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