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Wiener Startup PlanRadar: "Netflix der Bauindustrie"

PlanRadar zählt 60.000 Nutzer in 45 Ländern. Das Startup bietet eine Cloud-Software für Baudokumentationen, Aufgaben und Mängelmanagement an. Der Hauptsitz ist in Wien und die Firma wächst stetig. "Heute"  hat mit zwei der fünf Gründer gesprochen.

Die Software für Bau- und Immoprojekte erhielt dieses Jahr 30 Millionen Euro an Investitionen.
Die Software für Bau- und Immoprojekte erhielt dieses Jahr 30 Millionen Euro an Investitionen.
PlanRadar

Ibrahim Imam und Sander Van De Rijdt sind zwei von insgesamt fünf Gründern. Sie haben große Pläne mit der Software, die auch in der Corona-Krise weiterhin an Größe und Weite gewinnt. Mit ihrer Software wurden bereits 25.000 Projekte geplant, darunter das ÖAMTC-Gebäude in Wien oder die Elbphilharmonie in Hamburg. Dieses Jahr haben sie sich mit 30 Millionen Euro eine der größten Start-up Wachstumsfinanzierungen, die es je in Österreich gab, geholt.

PlanRadar-Gründer Ibrahim Imam und Sander Van De Rijdt
PlanRadar-Gründer Ibrahim Imam und Sander Van De Rijdt
PlanRadar

Seit wann genau gibt es PlanRadar und was macht bzw. kann eure Software?

Sander Van de Rijdt: Produktlaunch war Ende 2014. Die Idee, eine Software zu entwickeln, die die Bau- und Immobilienbranche kosten- und zeittechnisch entlasten soll, entstand natürlich schon ein wenig früher. PlanRadar hat sich seitdem zu einem der führenden Anbieter für Kommunikation und Dokumentation über den gesamten Lebenszyklus eines Bauprojekts oder einer Immobilie entwickelt.

Über die App für alle mobilen Endgeräte wird auf Basis eines digitalen Plans die Erfassung, Dokumentation, Kommunikation und Nachverfolgung von Baumängeln und Aufgaben ermöglicht. Durch die Digitalisierung des Workflows reduzieren wir die Fehlerhäufigkeit, sparen allen Beteiligten Zeit und realisieren enorme Effizienzsteigerungen von bis zu 70%.

Wie zahlen die Kunden eure Software - als Abo oder einmalige Gebühren?

Ibrahim Imam: Grundsätzlich kann jeder PlanRadar 30 Tage kostenfrei und unverbindlich testen und so die Mehrwerte am eigenen Projekt erleben – alle mitarbeitenden Benutzer, wie z.B. Subunternehmer können sich dabei komplett kostenfrei einloggen. Nach den 30 Tagen kann man sich für eines der drei Pakete - Basic, Pro oder Enterprise – entscheiden, welche ab € 29 pro Monat starten.

Wer kann eure Software verwenden oder wer sind eure Kunden?

Sander Van de Rijdt: Unsere Kunden sind innerhalb der Branche breitgefächert. PlanRadar kann ja über die gesamte Wertschöpfungskette eingesetzt werden, dementsprechend finden sich hier Architekten, Projektmanager genauso, wie auch Immobilieninvestoren, Asset Manager und Facility Manager.

Generell kann man sagen, dass jedes Gewerk, welches mit Plänen arbeitet und auch Bericht erstatten muss, von PlanRadar profitiert. Nicht ohne Grund vertrauen mittlerweile auch Anwender aus gänzlich anderen Branchen wie Schiffs-, Anlagen- und sogar Flugzeugbauer auf unsere digitale Lösung.

Kann man sagen, ihr wollt das "Netflix der Bauindustrie" werden?

Ibrahim Imam: Im Sinne von Bekanntheitsgrad und Erfolg? Auf jeden Fall. Unser Produkt dient zwar nicht der Unterhaltung, aber ja, Streaming-Anbieter brachten etwas Neues und Innovatives auf den Markt und erobern damit Stück für Stück die Welt. Damit wollen wir uns durchaus identifizieren. (lacht)

Ihr habt dieses Jahr eine enorme Startup-Investition erhalten. Wir sprechen von 30 Millionen Euro, eines der größten Investments, die es je für ein österreichisches Startup gegeben hat. Wie ist es dazu gekommen?

Sander Van de Rijdt: Da steckt natürlich einiges an Arbeit und Aufwand bei allen Beteiligten dahinter. Entscheidend für Investoren dieser Kategorie ist natürlich ein herausragendes Produkt und ein starkes Team und die gemeinsame Vision, schnell und weltweit zu wachsen. Wir sind sehr stolz und natürlich ist es auch schön, dass wir zeigen können, was alles aus Österreich heraus möglich ist.

Wie fühlt man sich, wenn man so eine Investition erhält und was sind eure Pläne damit?

Ibrahim Imam: Man fühlt sich und auch die Zeit und Arbeit, die man investiert hat, bestätigt. Es ist ja kein Geld, auf dem wir uns ausruhen können oder wollen, wie man fälschlicherweise vielleicht denken könnte. Es wird investiert, aber auch etwas dafür erwartet, das muss man ganz klar sagen.

Nachdem wir in der DACH-Region rasch große Erfolge erzielen konnten, und auch über 7.000 Kunden aus mittlerweile über 45 Ländern weltweit zählen, waren unsere Pläne schon im Vorfeld definiert: Die Expansion in neue Märkte. Im letzten Jahr haben wir bereits zwei neue Standorte, London und Zagreb, eröffnet, in diesem Jahr sollen noch weitere neun Standorte folgen.

Welche Spuren hat die Covid-19 Krise bei Euch hinterlassen?

Sander Van de Rijdt: Unbemerkt ist diese Zeit natürlich nicht an uns vorbeigegangen. Als Unternehmen haben wir im Sinne unserer MitarbeiterInnen gehandelt. Das gesamte Team hat von daheim gearbeitet, was auch sehr gut lief. Heutzutage können Termine problemlos auch online abgehalten werden. Aber ja, es schmerzt schon ein wenig, dass wir auf internationalen Messen nicht so präsent sein konnten wie in den letzten Jahren und auch, dass unsere Standorteröffnungen sich verzögert haben. Aber im Großen und Ganzen lief bei uns alles weiter wie bisher, unter Einhaltung der notwendigen Regelungen natürlich.

Ihr werbt damit, dass ihr über 25.000 Immobilienprojekte mit der Software betreut. Gibt es hier konkrete Beispiele - welche Gebäude oder Projekte - damit wir uns das vorstellen können?

Ibrahim Imam: Es sind tatsächlich inzwischen weit über 25.000 Projekte, die wöchentlich mit PlanRadar abgewickelt werden. Darunter befinden sich bekannte Projekte wie das ÖAMTC-Gebäude in Wien oder die Elbphilharmonie in Hamburg, aber auch viele weitere namhafte Projekte verschiedenster Größenordnung weltweit. Wir sind manchmal selbst überrascht, an welchen Orten auf dieser Welt unser Produkt zum Einsatz kommt.

Warum ist vor allem in der Baubranche die Digitalisierung so schwierig? Welchen Beitrag könnt ihr dabei leisten?

Sander Van de Rijdt: Der Baubranche geht es hier genauso wie vielen anderen Branchen auch. Vielfach muss erst einmal erarbeitet werden, was hinter dem Schlagwort Digitalisierung steht. Dann kann man sich Schritt für Schritt an die Umsetzung machen. Wir sehen hier klare Fortschritte in den letzten Jahren und auch die "Digital natives" werden immer mehr in der gesamten Branche. Am Ende müssen aber die Resultate für sich sprechen und was man durch eine Digitalisierung von Prozessen tatsächlich optimieren kann.

Wieso habt ihr euch Wien als Hauptsitz ausgesucht?

Da gab es nicht viel zu überlegen. Das gesamte Gründerteam ist in Wien beheimatet. Wien ist der Mittelpunkt unseres Lebens, aber auch strategisch eine gute Drehscheibe. Der vielfach ausgezeichnete, hohe Lebensstandard, den wir in Wien genießen, hilft uns außerdem dabei, Talente aus aller Welt für die Mitarbeit in unserem Headquarter zu gewinnen.

Die Firma zählt derzeit 100 Mitarbeiter. 
Die Firma zählt derzeit 100 Mitarbeiter. 
planradar

Wie viele Mitarbeiter habt ihr jetzt? Erwartet ihr in den nächsten Jahren ein großes Wachstum?


Sander Van de Rijdt: Mittlerweile stehen wir bei ca. 100 Mitarbeitern und wachsen laufend, auch in der aktuell schwierigen Phase mit COVID-19. Besonders mit der Erschließung neuer Märkte haben wir diesbezüglich noch viel vor. Ein Blick auf unsere Website verrät, dass wir immer auf der Suche nach motivierten MitarbeiterInnen in den verschiedensten Bereichen sind.

Was ist eure Vision für die nächsten fünf Jahre mit PlanRadar?

Ibrahim Imam: Wie bisher, wollen wir der Bau- und Immobilienbranche auch zukünftig zeigen, wie einfach der erste Schritt in Richtung Digitalisierung mit PlanRadar funktioniert und wie Arbeitserleichterungen für alle Projektbeteiligten innerhalb von Minuten realisiert werden können. Es freut uns, dass wir genau damit immer größer werdendes globales Interesse erwecken und um diesen Weg erfolgreich weiter gehen zu können, arbeiten wir täglich sehr hart daran, PlanRadar ständig für unsere Kunden zu verbessern und zu erweitern.