Seit rund vier Monaten herrscht Ausnahmezustand in einem Gemeindebau auf der Wieden. Auf einer der Stiegen lebt ein etwa 40-jähriger Mann, der die anderen Bewohner in Angst und Schrecken versetzen soll. "Er terrorisiert uns, wir fürchten uns vor ihm", schildert Silvia P. (Name geändert). Die junge Frau ist eine der Leidtragenden der täglichen und vor allem nächtlichen Ausraster des offenbar psychisch beeinträchtigten Mannes.
"Er hat einer betagten Nachbarin ohne Grund in den Rücken getreten. Sie muss heute zum Röntgen. Einem anderen Bewohner wurde ein Skateboard über den Kopf gezogen." Beide haben Anzeige gegen den Mann erstattet. Ein weiterer Mieter soll von dem rabiaten Mann mit heißem Kaffee übergossen worden sein. Die Situation ist inzwischen für alle untragbar.
"Die Polizei ist jeden Tag bei uns im Haus, aber sie hilft uns nicht", ärgert sich die Wienerin. Jede Nacht soll der Mann erst in seiner Einzimmer-Wohnung, dann am Gang auf mehreren Stockwerken laut schreien. Er läute Mieter aus dem Schlaf, bedrohe sie, lege ihnen manchmal auch Messer und Scherben vor die Türe. Immer trifft es andere Bewohner. "Meine Mutter muss um 5 Uhr Früh das Haus verlassen, um arbeiten zu gehen, sie hat inzwischen große Angst, alleine rauszugehen", so Silvia P. verzweifelt.
Eine andere Nachbarin ist Mutter von vier Kindern, ihr Mann wird nach einem Herzinfarkt daheim gepflegt. Doch er kommt nicht zur Ruhe. "Unser verrückter Nachbar hat ihn angeschrien und ihm gedroht, dass er ihn umbringt." Die Mieter, die genau gegenüber des Mannes wohnen, suchen bereits fieberhaft eine neue Wohnung. Der verhaltensauffällige Wiener soll auch schon Feuer gelegt und immer wieder Müll aus dem Fenster geworfen haben.
11 Bewohner haben bereits dafür unterschrieben, dass der Mann ausziehen soll. Auch Wiener Wohnen wurde bereits ins Boot geholt. "Wir können nicht mehr, es ist eine Katastrophe", spricht Silvia P. den Betroffenen aus dem Herzen. "Der Mann kann vermutlich nichts für seine Erkrankung, aber so darf es nicht weitergehen." Im Haus befindet sich auch ein Hort. Die Befürchtung, dass der Mann irgendwann kleine Kinder bedrohen könnte, teilen viele Bewohner.
Auf "Heute"-Anfrage sagt die Wiener Polizei: "Die zuständigen Grätzelpolizisten und das Stadtpolizeikommando stehen mit den dortigen Bewohnern in Rücksprache. Aufgrund des sozial breit angelegten Aufgabenspektrums der Grätzelpolizei besteht hierbei natürlich auch Kontakt mit der Stadt Wien."