Wien

Wiener wollte Schwiegermutter holen, rettet 40 Ukrainer

Alberto Andreani (58) wollte seine Familie aus Charkiw retten – und kam mit 40 Flüchtlingen zurück. Die Hälfte von ihnen lebt nun bei ihm zu Hause.

Heute Redaktion
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Von den 40 ukrainischen Flüchtlingen leben derzeit 20 in Albertos Wohnung in der Wiener Donaustadt.
Von den 40 ukrainischen Flüchtlingen leben derzeit 20 in Albertos Wohnung in der Wiener Donaustadt.
Privat

Alberto Andreani ist ehemaliger Polizist und lebt mit seiner ukrainischen Frau und zwei Kindern in Wien-Aspern (Donaustadt). Als in der Ukraine der Krieg ausbrach, beschloss er, seine Schwiegermutter aus der umkämpften Stadt Charkiw zu retten. Kein einfaches Unterfangen, doch Alberto ist durch seine Einsätze im Kosovo, Kambodscha oder Georgien an Extremsituationen gewohnt.

"Wie Ratten im Keller eingesperrt"

Alberto fuhr nicht einfach ins Blaue, sondern traf für die Reise Vorsichtmaßnahmen und hatte eine professionelle GPS-Fernunterstützung zur Verfügung. Zu gefährlichen Situationen kam es dennoch: Wegen russischer Bomben in der Stadt Winnyzja war Alberto gezwungen, in einem Bunker Schutz zu suchen.

Das Leid vor Ort ging ihm nahe, wie er berichtet: Die Menschen seien tagelang wie Ratten ohne Essen und Strom im Keller eingesperrt, hätten nur einige Flaschen Wasser und würden das Haus aus Angst vor den Russen nur selten verlassen. "Viele fragten mich, ob ich sie mitnehmen kann, weil sie von alleine nicht wegkonnten", schildert Alberto.

Die Menschen erfuhren durch Mundpropaganda von seiner Reise und wollten sich Alberto anschließen. Weil er jedoch nicht alle mitnehmen konnte, traf er eine Auswahl von besonders hilfsbedürftigen Menschen. Darunter auch eine 85-jährige, herzkranke Frau.

Psychologische Betreuung dringend benötigt

In einem Konvoi aus mehreren Autos kam Alberto mit insgesamt 40 Geflüchteten über Rumänien am Sonntag in Wien an. 20 von ihnen leben derzeit in seiner 90 Quadratmeter großen Wohnung in Aspern. Die restlichen sind in zwei Gruppen zu jeweils zehn Personen in zwei weiteren Wohnungen aufgeteilt.

Seither bemüht sich Alberto den Geflüchteten bei ihrer Registrierung und Übersetzung von Dokumenten zu helfen. Dringend benötigt wird auch psychologische Betreuung für die Geretteten, darunter Kinder bis zum Babyalter, Jugendliche, Frauen und ältere Personen.

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