Wien

Wiener zeigt Online-Liebe Briefmarken, verliert 1 Mio.€

Der tragische Fall verursachte enormen Schaden: Aus Liebe griff ein verwitweter Briefmarkensammler in Vereinskassen und verlor fast eine Million Euro.

Christian Tomsits
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    Der passionierte Briefmarkensammler musste auf der Anklagebank Platz nehmen.
    Der passionierte Briefmarkensammler musste auf der Anklagebank Platz nehmen.
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    Spezielle Versammlung am Wiener Landesgericht: Vertreter verschiedener Wiener Philatelistenverbände (Briefmarkensammler-Vereine) verfolgten den Prozess gegen einen 73-jährigen Wiener ganz genau. Friedrich P., der jahrelang als ehrenamtlicher Kassier für die Vereine tätig war, musste sich wegen Veruntreuung von fast 700.000 Euro verantworten.

    Nach Tod von Frau Online-Flirt begonnen

    Denn als im März 2020 seine geliebte Gattin über Nacht an Covid verstarb, verlor der bisher unbescholtene Buchhalter völlig den Halt. Der einsame Pensionist, der am Begräbnis der Frau coronabedingt nicht dabei sein durfte, verfing sich fortan in einer Traumwelt im Netz – das kam ihm sehr teuer zu stehen. 

    "Ich hatte es mir ganz anders vorgestellt", schluchzte der nun besachwaltete Witwer. Dann schilderte der Mann, wie er sich Hals über Kopf in eine fiktive Französin verliebte, die ihm verlockende E-Mails schrieb und ein hohes Erbe in Aussicht stellte.

    Dann wollte sie jedoch Geld – etwa, um eine angebliche Richterin in Frankreich zu bestechen. "Das ist Ihnen nicht komisch vorgekommen?", schüttelte die Rätin Claudia Bandion-Ortner den Kopf. "Ich dachte, andere Länder andere Sitten", so der 73-Jährige, der sein gesamtes Vermögen verlor.

    Fast 700.000 Euro aus Kassen genommen

    Um seiner "Geliebten" – der er wohl auch seine Briefmarken zeigen wollte – weiterhin Geld geben zu können, zwackte er über zwei Jahre auch insgesamt 674.850 Euro aus drei Kassen der Sammlervereine ab. Insgesamt verlor er so fast 1 Million Euro an diverse Internet-Betrüger. "Ich hoffte, auf das in den Nachrichten versprochene Erbe, das war blöd und naiv", stammelte er. "Lassen’s die Finger vom Internet", schloss Claudia Bandion-Ortner die Verhandlung und "erlaubte" Friedrich P. künftig "nur noch Briefreundschaften".

    Dann ließ die Ex-Justizministerin Milde walten. Ihr rechtskräftiges Urteil: Zwei Jahre bedingte Haft. "Ich bin vom Internet geheilt", nahm der Angeklagte das Urteil an. Er will den Schaden zurückzahlen, muss sich dafür von seiner Wohnung und wohl sogar von seinen geliebten Briefmarken-Alben trennen (geschätzter Wert: 25.000 Euro). 

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