Wienerin Anne (32) macht Kinder gegen Mobbing stark

Drei Stofftiere sind die ständigen Begleiter von Anne Matthes: Ein Löwe, eine Mücke und ein Schaf. Während die Mücke provoziert, bleibt der Löwe ruhig. Denn "in der Ruhe liegt die Kraft", ist Matthes sicher. Das will sie auch ihren Schützlingen weitergeben. Laut Statistiken leidet jedes fünfte Kind in Österreich an Mobbing. Zu viel, findet die 32-Jährige.

"Ich war immer die, die Streit schlichten wollte"

Die Wienerin arbeitet als Selbstbehauptungs- und Resilienztrainerin. "Schon als Kind war ich weder Täterin, noch Opfer. Ich war die, die sich dazwischen gestellt hat und schlichten wollte", erzählt sie im Gespräch mit "Heute". Diese Einstellung blieb ihr bis heute. Nach Auslandsaufenthalten, Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Studierenden stand fest: Matthes wird ihre Kenntnisse für Präventiv-Arbeit einsetzen. "Ich habe gemerkt, wie viele junge Menschen an psychischen Problemen leiden und wollte etwas tun."

Wenn die Trainerin zur "bösen Franzi" wird

In Deutschland, wo derartige Kurse zu Hauf angeboten werden, absolvierte sie eine Ausbildung zur Resilienztrainerin und machte sich nach ihrem Abschluss mit dem Unternehmen "Unverwüstlich" selbstständig. Seit Juli gibt Matthes Kurse an Kindergärten, Schulen – oder auch privat. Das Ziel: Kinder sollen Strategien entwickeln, um mit Beleidigungen oder Mobbing besser umgehen zu können.

Dafür schlüpft Matthes in die Rolle der "Franzi", wofür ein gewisses Schauspiel-Talent gefragt ist. In der Interaktion mit den Kindern vermittelt sie so Strategien im Umgang mit Mobbing. "Wir thematisieren, wie man mutig dasteht, Stärke ausstrahlt, ruhig bleibt, mit Gefühlen umgeht, an Zielen dran bleibt. Aber auch, wie man 'Stopp' sagt!"

"Kinder müssen lernen: Sie selbst sind der wichtigste Mensch in ihrem Leben"

Alles ohne Gewalt, versteht sich: "Ich habe zwar eine Ausbildung im Kampfsport. Aber der Kampfsport ist eine Waffe und sollte nur im Notfall eingesetzt werden", sagt sie. Wichtig ist ihr, sich nicht nur mit potentiellen Opfern, sondern auch mit den Tätern auseinanderzusetzen. "Ich will Franzi nicht nur als Böse darstellen, sondern schauen, was dahinter steckt."

In den Kursen stellt Matthes auch dar, wie wenig man auf Meinungen anderer geben darf – und wie wichtig Selbstbewusstsein ist. "Ich frage die Kinder immer, wer der wichtigste Mensch in ihrem Leben ist. Die meisten sagen ihre Mama oder ihr Papa. Dann erkläre ich ihnen, dass sie es sind."

Eine Geschenkbox und ein Kackhaufen

Neben ihren Stofftieren arbeitet die Trainerin auch mit anderen, mitunter kuriosen Materialien. "Ich habe immer eine kleine Geschenkbox und einen Kackhaufen mit", lacht sie. Damit möchte sie vermitteln, dass Worte etwas Negatives oder ein Geschenk sein können. Und der Inhalt der Box? "Ein Spiegel. Wenn die Kinder sie öffnen und ihr eigenes Gesicht sehen, ist das oft sehr rührend."

Zum Abschluss gibt es einen Brief für die Eltern, um Gelerntes auch im Alltag umsetzen zu können. Das Feedback bisher? "Die Kinder sind begeistert und von den Eltern höre ich oft, sie hätten so etwas früher auch gerne gehabt", schildert Matthes. In Zukunft will sie auch für Eltern eigene Schulungen anbieten. Ihr wichtigstes Ziel ist allerdings klar: "So viele Kinder wie möglich zu erreichen und zu stärken!" Die Gruppentrainings von Anne Matthes dauern zwei Mal 2,5 Stunden. Kosten: 69 Euro pro Kind. Mehr Infos unter www.unverwuestlich.at