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Wienerin flüchtet mit Eltern zu Fuß über Ukraine-Grenze

Wienerin Kateryna G. flüchtete mit ihren Eltern aus dem ukrainischen Krieg nach Wien. "Wir hatten Glück im Unglück", sagt sie in "Heute".

Sandra Kartik
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Wienerin Kateryna (re.) und ihre Eltern Marianna und Volodymyr flüchteten am Sonntag aus der Ukraine über die ungarische Grenze nach Wien.
Wienerin Kateryna (re.) und ihre Eltern Marianna und Volodymyr flüchteten am Sonntag aus der Ukraine über die ungarische Grenze nach Wien.
privat

Kateryna G. sitzt ihre Flucht tief in den Knochen. Erst gestern hat es die Wienerin mit ukrainischen Wurzeln mit ihren Eltern Marianna und Volodymyr aus der Westukraine nach Wien geschafft. "Ich lebe seit 16 Jahren hier und habe auch die österreichische Staatsbürgerschaft", erzählt die 37-Jährige im "Heute"-Gespräch. Ihre Eltern leben in Kiew, wo seit vergangenem Donnerstag Krieg herrscht, seit der russische Präsident Wladimir Putin die Ukraine angegriffen hat. Kateryna G. ist beruflich ebenfalls oft in ihrer alten Heimat, sie lässt dort Haustextilien für ihr Geschäft produzieren.

"Wir hatten Glück im Unglück", versucht sie zu verarbeiten, was sie gerade erlebt hat. "Es hätte leicht sein können, dass wir gerade in Kiew sind. Doch wir waren in der Westukraine, um gemeinsam eine einwöchige Kur zu machen". Am Sonntag wäre der Rückflug von der westukrainischen Stadt Mukachevo nach Kiew gewesen, doch an eine Rückkehr in die bombardierte, eingekesselte Hauptstadt war gestern nicht zu denken. 

"Ein Fremder nahm uns mit"

"Wir waren sehr nervös und standen unter Schock, doch ich wollte meine Eltern in Sicherheit bringen". Das Problem: Nur Kateryna G. hatte einen Pass dabei, ihre Mutter und ihr Vater nicht, da sie keine Reise ins Ausland geplant hatten. "Wir haben es trotzdem riskiert und sind nur mit ihren Ausweisen los Richtung ungarische Grenze." Die Familie hatte kein Auto und es gab keine passende Zugverbindung. "Ein wildfremder Mann hat uns mit dem Auto bis zur Grenze mitgenommen. So sind die Ukrainer, sie halten zusammen", ist die Wienerin stolz auf ihre alte Heimat. "Danach sind wir zu Fuß über die Grenze gegangen – gemeinsam mit etwa 200 anderen Menschen. Viele weitere kamen mit dem Auto."

An der ungarischen Grenze sei alles "sehr gut organisiert" gewesen. Flüchtende werden vom Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen empfangen und betreut. "Ein Bus, der von der ukrainischen Gemeinde in Wien organisiert wurde, kam uns abholen. Jetzt sind wir sicher", können Kateryna G. und ihre Eltern ihr Glück kaum fassen.

"Russische Aggression spürbar"

Denn viele ihrer Freunde und Verwandten sind in Kiew mitten im Krieg und können nicht fliehen. "Eine schwangere Freundin von mir erwartet jetzt ihr Baby. Sie weiß nicht wo und unter welchen Umständen sie es bekommen kann." Für die Wienerin war schon seit Jahren klar: "Die russische Aggression ist schon lange spürbar, auch ohne Waffen. Die Ukraine wurde nicht als souveräner Staat anerkannt. Jetzt muss ich dabei zuschauen, wie meine Geburtsstadt Kiew zerstört wird. Es ist eine Tragödie", sagt Kateryna G. fassungslos.