Österreich

Wienerin startet mit dritter Lunge als Autorin durch

Mit 27 Jahren erhielt Rani Gindl die Diagnose Lungenhochdruck, zwei Lungentransplantationen folgten. In ihrem Buch berichtet sie über ihre Erlebnisse.  

Christine Ziechert
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    Rani Gindl (43) hat zwei Lungentransplantationen hinter sich.
    Rani Gindl (43) hat zwei Lungentransplantationen hinter sich.
    Madeleine Kawicher/Vindobona Verlag

    Atemnot, schnelle Ermüdung, Kreislauf-Probleme und eingeschränkte Leistungsfähigkeit: Das alles sind Symptome von Lungenhochdruck. Mit 27 Jahren erhielt Rani Gindl (43) im Jahr 2005 diese Diagnose. Zwei Lungen-Transplantationen und um viele Erfahrungen reicher hat die Wienerin unter dem Titel "Mein Leben, meine Lungentransplantationen und ich" (Vindobona Verlag, 138 Seiten, 14,30 Euro) nun ein Buch über ihre Erlebnisse geschrieben. 

    "Ich habe diese Krankheit – Lungenhochdruck – damals nicht verstanden. Was es für mich bedeutet, was es heißt. Ich war so in meinem Leben drinnen, das war so surreal für mich. Ich hab' mir damals gedacht, ich schaffe das, ich krieg' das hin", erzählt Rani Gindl im Gespräch mit "Heute". 2007 erlitt die damalige Projektmanagement-Assistentin dann auch noch ein Burnout, wurde von ihrem Arbeitgeber gekündigt: "Das hat mich total aus dem Leben katapultiert", meint die heute 43-Jährige.

    "Mein Herz ging langsam kaputt, weil der Druck zu stark war" - Rani Gindl 

    Gindl machte eine berufliche Kehrtwende und absolvierte Ausbildungen in den Bereichen Klangmassage, Yoga und Burnout. Doch ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich aufgrund des Lungenhochdrucks: "2009 war ich fast nur noch im Krankenhaus. Mein Herz ging langsam kaputt, weil der Druck zwischen Lunge und Herz zu hoch war. Die Abstände zwischen den Krankenhaus-Aufenthalten wurden immer kürzer. Im Mai 2010 wurde ich dann sogar im Liegen bewusstlos. Das war der Moment, in dem ich einer Lungentransplantation zugestimmt habe." 

    Im Juni kam sie schließlich auf die Intensivstation: "Am 8. Juni 2010 hat meine Lunge aufgehört, zu arbeiten. Ich habe dann so wie Niki Lauda eine High-Urgency-Lunge transplantiert bekommen und war anschließend über drei Wochen im Tiefschlaf", erinnert sich Gindl.

    Die transplantierte Lunge wurde abgestoßen

    Nachdem die Wienerin die Transplantation gut überstanden hatte, verlief ihr Leben wieder in halbwegs geordneten Bahnen. Doch 2016 traten erneut Probleme auf: "Ich spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Es fühlte sich anders an als beim ersten Mal, die Symptomatik war anders. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine chronische Abstoßung der Lunge handelte", meint Gindl.

    Die damals 38-Jährige bekam immer weniger Luft, auch Spezial-Behandlungen wie eine Photopherese (Bestrahlung des Blutes) zeigten keine Wirkung. Die Abstoßung des Organs konnte nicht aufgehalten werden, Anfang 2018 wurde Gindl daher auf die Liste für eine Spenderlunge gesetzt.

    "Ich bin mit 15 Prozent Lungenfunktion eingeschlafen und mit über 50 Prozent aufgewacht" - Rani Gindl

    Im Juli erhielt sie dann den erlösenden Anruf, dass es ein passendes Organ für sie gibt, die zweite Lungentransplantation wurde durchgeführt: "Ich bin mit 15 Prozent Lungenfunktion eingeschlafen und mit über 50 Prozent wieder aufgewacht. Trotzdem habe ich gemerkt, dass alles noch nicht so schnell geht, dass ich viel will, und ich auch nicht mehr so schnell kann", so Gindl.

    Heute geht es der 43-Jährigen den Umständen entsprechend gut, die zweite Lunge wurde zum Glück nicht abgestoßen. Um ihre vielfältigen Erfahrungen mit anderen zu teilen, führt Gindl schon seit Jahren einen Blog, schreibt über Themen wie Angst, den Tod oder das oft lange Warten auf ein Spenderorgan: "Im vergangenen Jahr hatte ich dann die Idee, diese Blog-Artikel neu zu strukturieren und mit Info-Gehalt anzureichern. So entstand ein Buch daraus", erklärt die Wienerin. 

    Verein "PH Austria" als Buch-Sponsor

    Mit dem Lungenhochdruck-Verein "PH Austria" als Sponsor im Rücken konnte Gindl ihr Werk nun Ende Juni im Vindobona Verlag veröffentlichen: "Es ist eine Mischung aus Ratgeber und persönlichen Erlebnissen, eine Sammlung persönlicher und informativer Beiträge. So gibt es etwa auch eine Liste mit unterschiedlichsten Organisationen, die im Notfall helfen", berichtet Gindl, die auch auf ihrer Facebook-Seite von ihrem Buch erzählt.

    Da die 43-Jährige viele Medikamente einnehmen muss – darunter auch solche, die das Immunsystem herunterfahren – lebt Gindl relativ zurückgezogen, für eine Freizeit-Beschäftigung ist allerdings immer Zeit: "Yoga! Das hat mein Leben gerettet!" Auch in der Natur, bei Meditationen und mit ihren Klangschalen kann Gindl wunderbar entspannen: "Es hat lange gebraucht, bis ich begriffen habe, dass ich nicht 'Wonder Woman' bin."