"Wahnsinnig aufgeregt"

Wienerin verteilt Millionen – wer jetzt 1.200 € kriegt

Die Wienerin Marlene Engelhorn lässt 25 Millionen Euro rückverteilen, an 10.000 Bürger wurden jetzt Briefe verschickt. So geht es danach weiter. 

Wienerin verteilt Millionen – wer jetzt 1.200 € kriegt
10.000 Einladungen an zufällig ausgewählte Bürger wurden verschickt.
Martin Juen / SEPA.Media / picturedesk.com

Millionenerbin Marlene Engelhorn macht mit der Verteilung ihres Vermögens ernst. Wie sie 9. Jänner in einer Pressekonferenz bekannt gab, wird ein auf ihre Initiative gegründetes Gremium namens "Guter Rat für Rückverteilung" darüber entscheiden, was mit 25 Millionen Euro geschehen soll. Sie selbst habe dabei keinerlei Mitsprache, betonte Engelhorn. Verfassungswidrige, lebensfeindliche, menschenverachtende und profitorientierte Zwecke seien ausgeschlossen.

"Demokratie gefährdet"

"Ich habe immer gesagt, ich möchte mindestens 90 Prozent rückverteilen, und jetzt geht es endlich um diese Rückverteilung", sagte Engelhorn und zeigte sich "wahnsinnig aufgeregt". Vermögen sei in Österreich klar ungleich verteilt, und das sei ungerecht. Das reichste Prozent der Bevölkerung besitze knapp 50 Prozent aller Vermögen, mit allen negativen Auswirkungen auf das soziale Gefüge, das politische System oder auch die Medienlandschaft. "Das sorgt dafür, dass die Demokratie gefährdet wird durch diesen überproportional großen Einfluss einiger reicher Menschen."

Der Staat tue aber nichts dagegen und komme seinem Auftrag nicht nach, Steuern auf Vermögen und Erbschaften einzuheben. Deshalb sei sie der Idee eines Bürgerrats nahegetreten, nach dem Vorbild etwa des Klimarats: "Wenn man auf die Menschen hört, kommen wirklich unglaubliche Dinge dabei heraus."

50 Personen und 15 Ersatzmitglieder

Finanziert von Engelhorn, geht ein solches Gremium nun an den Start. 10.000 Einladungsbriefe werden dieser Tage versandt. Aus diesen zufällig Ausgewählten sollen in einem zweistufigen Verfahren 50 Personen und 15 Ersatzmitglieder repräsentativ für die Menschen über 16 Jahren in Österreich ausgewählt werden, schilderte Christoph Hofinger vom Foresight Institut (vormals Sora). Von März bis Juni soll dieser "Gute Rat" dann – begleitet von einem Moderatorenteam und Experten – Ideen für den Umgang mit der Vermögensverteilung entwickeln und über die Rückverteilung der 25 Millionen Euro entscheiden. Getagt wird an sechs Wochenenden in Salzburg, pro Wochenende gibt es 1.200 Euro Aufwandsentschädigung pro Person.

Das Team des FORESIGHT Instituts kümmert sich um die Zusammensetzung des Guten Rats. "Bei den 10.000 Empfängern der Einladung des Guten Rats handelt es sich um eine zufällige Stichprobe aus dem Zentralen Melderegister", erklärt Christoph Hofinger, Geschäftsführer von FORESIGHT. "Der Gute Rat für Rückverteilung soll die gesamte Breite der österreichischen Bevölkerung abbilden. So werden Menschen aus allen Altersgruppen, Bundesländern, sozialen Schichten und mit diversen Hintergründen vertreten sein."

"Im Sinne der Gesamtgesellschaft"

Der geplante Bürgerrat sei ein Beitrag zur Stärkung einer lebendigen Demokratie, so Hofinger: "Im Guten Rat bringen 50 Menschen ihre Ideen ein, um gemeinsam Lösungen im Sinne der Gesamtgesellschaft zu entwickeln." Vom Ergebnis dieses Prozesses würden nicht nur jene profitieren, denen am Ende die Rückverteilung von 25 Millionen Euro zugutekommt: "Der Gute Rat hat den Anspruch, den Wert von Bürgerbeteiligung für die Demokratie zu demonstrieren und somit Gesellschaft und Politik zu neuen Wegen der Mitbestimmung anzuregen."

Bei den Tagungen selbst wird es Input aus Wissenschaft und Philanthropie bzw. von zivilgesellschaftlichen Organisationen geben. Eine professionelle Moderation wird dafür sorgen, dass alle Gedanken, Ideen und Einwände auch gehört werden und in die Diskussion einfließen. Was der Rat am Ende an Ideen entwickelt und was er mit den 25 Millionen Euro macht, darauf hat Marlene Engelhorn keinen Einfluss mehr. "Ich habe auch kein Veto-Recht", erklärt sie: "Ich stelle diesen 50 Menschen mein Vermögen zur Verfügung und gebe ihnen mein Vertrauen." Das Vermögen liegt auf einem Treuhandkonto; wie der Rat sind auch die Treuhänder an den Auftrag gebunden. Das Geld kann daher nicht zweckentfremdet werden, sondern wird so eingesetzt, wie es im Auftrag steht: "für Rückverteilung."

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