Wien

"Wienerisch verstehen — das war eine Katastrophe"

Minderjährig und allein flüchtete Reza 2015 nach Wien. Im Job erlebt er Rassismus, bleibt aber positiv: "Ich habe nie aufgegeben."

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Der ehemalige Geflüchtete Reza (24) erlebt in seinem Job mitunter Rassismus und wünscht sich, dass sich das negative Bild über Afghanen in der Öffentlichkeit ändert.
Der ehemalige Geflüchtete Reza (24) erlebt in seinem Job mitunter Rassismus und wünscht sich, dass sich das negative Bild über Afghanen in der Öffentlichkeit ändert.
Sabine Hertel

Auf dem Papier ist Reza (24) heimatlos, dennoch bedeutet es für ihn Heimat. Seine gesamte Familie kommt aus Afghanistan, er selbst wurde im Iran geboren, besitzt aber keine Staatsbürgerschaft. Mit 17 Jahren flüchtete er allein nach Österreich. "In Wien fühle ich mich zuhause. Ich habe mein Leben riskiert, um mir hier eine bessere Zukunft aufzubauen“, erzählt er „Heute“.

Verwirklicht hat er diesen Traum vor kurzem mit einer abgeschlossenen Lehre als Einzelhandelskaufmann bei Magenta im Donauzentrum (Donaustadt). Für seine Kollegen spielt seine Herkunft keine Rolle, leider aber für mitunter rassistische Kunden: "Manche wollen von mir nicht bedient werden, weil ich kein Österreicher bin", erzählt er.

Trotz Anfeindungen: "Immer positiv denken"

Diese Situationen bedrücken den schüchternen Mann, der jedoch eine bewundernswerte Einstellung für den Umgang mit Anfeindungen gefunden hat: "Ich nehme es nicht persönlich und habe jeden Tag so viele nette Kunden, dass mir ein negativer Mensch egal sein kann. Ich habe nie aufgegeben und versuche immer positiv zu denken." Der persisch sprechende Reza weiß trotz allem, dass seine Herkunft ein großer Pluspunkt ist: "Manche Kunden wollen unbedingt zu mir, weil ich zweisprachig berate.“

Reza (24) absolvierte nach seiner Flucht nach Österreich bei Magenta eine Lehre.
Reza (24) absolvierte nach seiner Flucht nach Österreich bei Magenta eine Lehre.
Sabine Hertel

Wienerisch als sprachliche Herausforderung

Auch wenn das Leben in Wien für Reza erst mal eine "völlig andere Welt und Kultur" war, fiel ihm etwas anderes am schwersten: "Deutsch zu lernen und Wienerisch zu verstehen — das war anfangs katastrophal. Wenn ältere Kunden tiefes Wienerisch mit mir sprechen, muss ich immer kurz überlegen, ob ich alles richtig verstehe", lacht Reza. Nachdem aber auch das immer besser klappt, ist Rezas nächstes Ziel die Matura nachzuholen.

"In Wien bin ich zuhause"

Die guten ebenso wie die schlechten Erfahrungen haben bei Reza ein Anliegen geweckt: "Afghanen haben einen schlechten Ruf. Ich wünsche mir, dass sich das ändert und ich will zeigen, dass wir gute Menschen sind." Dafür investiert er viel Mühe, leistet mehr, als es andere vielleicht müssen. Sein Chef nenn ihn seinen besten Mitarbeiter. "Ich bin froh, bei Magenta eine Chance bekommen zu haben. Afghanistan ist meine Heimat, aber in Wien bin ich zuhause.", ist Reza dankbar. Er ist einer von mehreren jugendlichen Geflüchteten, die von Magenta über den Verein "lobby.16" ausgebildet werden.

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