Österreich

"Darello": Lieferung für Kleinabnehmer per Rad

Heute Redaktion
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Das Wiener StartUp "Darello" liefert Dinge des täglichen Bedarfs lokal und umweltfreundlich mit dem Lastenradl. Kunden: Kindergärten, Schulen, Horte, bald Senioren.

Auf der Jägerstraße beim Brigittaplatz (Brigittenau) geht es um 5 Uhr früh noch recht ruhig zu. Anders in dem kleinen Gassenlokal am Brigittaplatz 9. Hier wird zu dieser Zeit bereits fleißig ent- und beladen. Seit Juni 2017 betreiben Emanuel Koschier und Philipp Augustin von hier ihr StartUp-Unternehmen "Darello".

"Wir sind Wiens erster Webshop, der sich auf Kleinabnehmer wie Kindergärten und Schulen spezialisiert hat", erklärt Augustin. Der Name "Darello" ist eine Abwandlung des italienischen Wortes "Carello" für Einkaufswagen. "Wir wollten einen neuen, noch unbesetzten Namen", erklärt Augustin. "Ein weiterer Vorteil ist, dass der Name in jeder Sprache ausgesprochen werden kann. Wir haben das in unserem Freundeskreis ausgiebig getestet", schmunzelt Koschier.

Marktlücke in e-commerce

Kennengelernt haben sich die beiden Jungunternehmer über eine Gründungsplattform. Beide wollten nach dem Abschluss ihrer Studien der Betriebswirtschaftslehre beziehungsweise der Betriebswirtschaft ein eigenes Unternehmen gründen. "Ich habe ursprünglich Koch gelernt, hatte also schon immer mit Lebensmitteln und Essen zu tun", erklärt Koschier. Rasch sind die beiden auf eine Marktlücke gestoßen: "Wir haben festgestellt, dass es Kunden gibt, die Interesse und Bedarf hätten, aber von herkömmlichen e-commerce-Unternehmen nicht beliefert werden", erklärt Augustin.

So sei die Idee entstanden ein spezielles und maßgeschneidertes Angebot für kleinere Kindergärten und Schulen zu machen. "Die sind für die Supermarktketten eher uninteressant, weil sie vergleichsweise nur kleine Mengen einkaufen oder weil die Lieferung mit großen LKWs nicht rentabel oder möglich ist. Wir haben aber auch bemerkt, dass die Bestellvorgänge für Kindergärten oft umständlich und zeitintensiv sind. Da fehlt dann einfach die Zeit, Webseiten nach Produkten zu durchforsten", erklärt Augustin.

Persönliche Beratung und Lieferung zum Wunschtermin

Genau hier setzt "Darello" an. "Wir vereinbaren mit jedem Kunden ein persönliches Beratungsgespräch, in dem wir die Bedürfnisse feststellen und die Lieferung besprechen. Derzeit haben wir rund 28.000 Produkte in unserem Sortiment, sollte darüber hinaus etwas benötigt werden, dann versuchen wir das zu besorgen", erzählt Koschier.

"Darello" bietet alles aus einer Hand, von Lebensmitteln bis zu Haushaltsartikel. "Einmal hat uns eine Kindergärtnerin um Vorhängeschlösser gebeten, auch die haben wir dann für die Dame organisiert", lacht Augustin.

Bestellt wird bequem über die Webseite, die ausgesuchten Waren werden zum vereinbarten Wunschtermin mit dem Fahrrad geliefert. Neben der hohen Flexibilität punktet "Darello" auch mit damit, dass es weder eine Mindestbestellsumme noch Lieferkosten gibt. Dennoch wird in ganz Wien geliefert. Ein weiterer Vorteil ist auch, dass die bestellten Waren in der tatsächlich benötigten Menge geliefert werden. "Wir bieten keine Großpackungen an, die dann nicht verbraucht werden", so Augustin.

Regionale und saisonale Bio-Produkte

Die Waren kommen aus möglichst regionalen Quellen und richten sich nach dem saisonalen Angebot oder aus dem Großhandel. So kommt Obst und Gemüse etwa von steirischen Bio-Bauern. "Uns ist Regionalität und Qualität wichtig, daher haben wir uns auch biozertifizieren lassen. Wir bekommen die Waren um 5 Uhr morgens frischgeliefert, laden die Bestellungen in unsere Lastenräder und liefern ab 5.30 Uhr aus", sagt Augustin. Für Produkte, die kurz zwischengelagert werden müssen, gibt es im Gassenlokal auch eine Kühlkammer. "Damit stellen wir sicher, dass die Kühlkette eingehalten wird", erklärt Augustin.

Günstiges Bio-Obst für Kindergärten

Seit dem Schuljahr 2017/2018 nimmt "Darello" auch am EU-Schulprogramm teil, das in Österreich durch die AMA (Agrar Markt Austria) abgewickelt wird. Durch die EU-Förderungen zahlen teilnehmende Bildungseinrichtungen für Schulobst- und -gemüselieferungen nur 50% der Kosten, bei Milch sind es 30 Prozent weniger. Beantragt wird die Förderung direkt vom Lieferanten. "Dabei schießen wir für kleine Kindergärten die Kosten für eine Dauer von bis zu sechs Monaten vor und erleichtern ihnen so den Zugang zu gesunden und leistbaren Lebensmitteln", erklärt Augustin.

Brigittenau idealer Standort

"Für uns ist der Standort in der Brigittenau ideal, weil wir von hier schnell mit dem Fahrrad bei den Kunden sind", erzählt Augustin. Die Lastenräder können mit Waren bis zu 350 Kilogramm beladen werden. So befördern die "Darello"-Mitarbeiter die Bestellungen nahezu lautlos, umweltfreundlich und schnell bis vor die (Wohnungs-)Türe der Kunden. Pro Tag legen die Lieferanten zwischen 25 und 75 Kilometer zurück.

"Natürlich verhält sich ein Lastenrad mit einem Gesamtgewicht von rund 400 Kilogramm etwas anderes als ein normales Rad. Deswegen sind unsere Lieferanten zu vorsichtigem Fahren aufgefordert", erklären die Unternehmer. Geradelt wird bei "Darello" wann immer es die Witterungsverhältnisse zulassen. Im Winter oder an Zustelladressen, die sehr weit am Stadtrand liegen, können die Unternehmer aber auch auf Klein-LKWs zurückgreifen.

Bald auch Lieferung für Senioren möglich

Derzeit beliefert "Darello" etwa 30 fixe Kunden, die regelmäßig Wochen- oder Monatsbestellungen bis zu einem Wert von rund 1.000 Euro aufgeben. Die Idee kommt bei den Kunden so gut an, dass Augustin und Koschier bereits an einer Ausweitung des Angebots auf Senioren arbeiten. "Wir testen das gerade mit zwei älteren Damen. Zusätzlich sind wir auch mit der Erstellung eines eigenen, auf Senioren zugeschnittenen Katalogs beschäftigt, weil ja viele Pensionisten nicht über das Internet bestellen wollen oder können. Mit einer eigenen Bestell-Hotline bieten wir ihnen hier eine Alternative", erklärt Augustin.

Neben der Unterstützung beim Bestellprozess will Darello auch eine Lieferung bis zur Wohnungstür anbieten. "Wenn wir einer älteren Dame das Mineralwasser zu Fuß in den sechsten Stock tragen müssen, dann machen wir das natürlich auch", lacht Augustin.

(lok)