Szene

Wiens Sommer gehört wieder dem Tanz

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Picturedesk

Das ImPuls-Tanzfestival unter der Leitung von Karl Regensburger wartet auch heuer mit künstlerischen Leckerbissen auf. Zum Auftakt im Volkstheater schenkten der belgische Regisseur Alain Platel und sein Les Ballets C de la B dem begeisterten Publikum einen magischen Abend.

"Tauberbach" heißt das Stück, das seine Inspiration in einem Dokumentarfilm des Regisseurs Marcos Altamira fand, der sensibel das Leben einer schizophrenen Frau und ihrer Freunde auf einer Müllhalde von Rio erzählt. Vorgeführt wird eine Welt des Abfalls und Wahnsinns, in der es darum geht, wie man in Armut und Verzweiflung seine Würde bewahren kann. Alain Platel greift auch auf eine Arbeit des polnischen Künstlers Artur Zmijewski zurück, der Bach-Musik von Gehörlosen singen ließ, und mischt dies mit wunderbaren Bach-Chorälen und einer Mozart-Arie. Platel, der eine Ausbildung für die Behandlung von Behinderten machte, ließ sein Tänzerteam mit schwerbehinderten Kindern zusammentreffen.

Daraus entstanden berührend- verstörende tänzerische Bewegungen und gleichzeitig ein künstlerisches Bekenntnis zu menschlichem Verständnis und Respekt. Die Darsteller zeigen uns auf einer mit Haufen von Altkleidern bedeckten Bühne, wie sehr Tanz dem innersten Fühlen und Bewegungsgefühl entspringt. Herausragend aus einem hervorragenden Tänzer-Ensemble ist Roos Mccormack, der meisterhaft Bewegungen von der Zeitlupe bis zum Schnelllauf nachvollzieht und als grandioser Imitator von Wassergeräuschen beeindruckt. Vielversprechend auch das restliche Programm.

Mein Tipp: der Klassiker des romantischen Balletts, Schwanensee, "Swan Lake", von der 29-jährigen Südafrikanerin Dada Masilo. Fantastisch, heute Abend wegen großen Andrangs zweimal. Dass Publikumserfolg und künstlerische Qualität – wie Regensburger zu Recht enttäuscht berichtet – mit zu geringen öffentlichen Budgets bestraft werden, ist ein Armutszeugnis für die grün-rote Wiener Kulturpolitik, die andererseits für die grüne Kulturveranstaltung "Wien-Woche" jährlich über 400.000 Euro Steuergeld zum Fenster hinausschmeißt. Hoch lebe die Kunst .

;