Experte im ORF

WIFO-Chef packt aus, "was uns Sorgen macht"

Donald Trump überzieht die Welt mit Zöllen, die Inflation in Österreich steigt wieder an, Energiekosten explodieren – ein Experte ordnet die Lage ein.
04.02.2025, 22:29

Nach Mexiko gewährt US-Präsident Donald Trump nun auch dem Nachbarland Kanada Aufschub bei den von ihm angedrohten Zöllen. Die Strafzölle würden für einen Monat ausgesetzt, schrieb der kanadische Premier Justin Trudeau auf X. Das Land erklärte sich im Gegenzug zu Zugeständnissen bei der Grenzsicherung bereit. Pikant: Während Trump sich für den Deal feiern lässt, wurden die Pläne bereits im Dezember 2024 ausgearbeitet und vorgestellt. Nun hat der kanadische Premierminister nur die Implementation angekündigt.

Ähnlich sieht es in Mexiko aus: Trump setzte seine Strafzölle ebenfalls für einen Monat aus, weil er einen Deal bei der Grenzsicherung erreicht haben wollte – dass der Fentanyl-Schmuggel in die USA stärker ins Visier genommen werde und mehr Soldaten die Grenze sichern. Beides hatte Mexiko aber bereits Wochen zuvor geplant und in Angriff genommen. Und: Kanada hatte – ebenso wie bis zur vorübergehenden Einigung auch Mexiko – angekündigt, im Gegenzug für Trumps Handelshemmnisse Zölle auf Waren aus den USA einzuführen.

Trump droht auch der EU mit Strafzöllen

Mehr Gegenwind erfährt Trump indes aus China. Nachdem Trump auch hier neue Strafzölle von rund zehn Prozent zusätzlich zu den bestehenden Zöllen angekündigt hatte, gab China bekannt, Importzölle auf verschiedene Güter aus den USA zu erheben. "Das wird definitiv für die Europäische Union passieren", hatte Trump zudem Strafzölle für die Europäische Union (EU) angekündigt. Zeitplan dafür gebe es noch keinen, es werde aber "ziemlich bald" geschehen, hieß es. Die Lage analysierte am späten Dienstagabend ein Wirtschaftsexperte in der "ZIB2".

Gabriel Felbermayr, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), erklärte bei ORF-Moderator Armin Wolf, dass es zwischen USA und China "schon längst einen Handelskrieg" gebe, den Trump in seiner ersten Amtszeit gestartet habe, nun sei eine neue Eskalationsstufe "gezündet" worden. Von Mexiko und Kanada wolle Trump etwas anderes als von China, so Felbermayr, in den ersten Fällen gehe es um Grenzsicherheit, im Fall von China um wirtschaftliche Interessen. "Das ist für uns in Europa schon ein Thema", so der Experte.

Handelskrieg würde Europa wohl massiv treffen

Ein Handelskrieg würde Europa dreimal so hart treffen, wie umgekehrt die USA betroffen wären, so Felbermayr. "Abenteuerlich große Summen" verlange Trump wohl von den EU-Ländern, etwa für die Nato-Sicherheit. Empfindlich treffen würde es Europa und Österreich, der Export in die USA habe sich gut entwickelt. Man müsse aber auch noch die vielen Dienstleistungen bedenken, die betroffen wären, so der Experte. Bei diesen häten die USA einen Überschuss "und wir ein Defizit". Und wie werde es mit der Teuerung weitergehen? "Sie wird wieder zurückgehen."

"Was uns Sorgen macht", sei die Kerninflation, die in Europa "stur über zwei Prozent" bleibe, so Felbermayr. Das könne bedeuten, dass erwartete Zinssenkungen nicht so schnell kommen könnten, so der Experte, auch wenn es sich auf lange Sicht wieder normalisieren würde. Österreich brauche "dringend eine Regierung", man müsse schauen, wie man die Energiepreise herunterbringe und es brauche Ansagen, wie die Industrie wieder vom Fleck komme. "Nicht so pessimistisch", sei Felbermayr, "aber es muss etwas passieren".

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } 04.02.2025, 22:29
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