Coronavirus

Wifo-Studie: Schul-Lockdown kommt uns teuer zu stehen

Laut Wifo-Studie hat ein Schul-Lockdown sowohl individuelle Folgen für Eltern und Familien, als auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene.

Jochen Dobnik
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Ein Schul-Lockdown hat weitreichende Folgen - für Kinder, Eltern und Lehrer (Bild) 
Ein Schul-Lockdown hat weitreichende Folgen - für Kinder, Eltern und Lehrer (Bild) 
Thanassis Stavrakis / picturedesk.com

Die von der Regierung angeordneten Schulschließungen haben nicht nur negative Auswirkungen auf die Lernergebnisse junger Menschen, sondern auch für die Eltern und die Gesellschaft sowie für Unternehmen, die beispielsweise Dienstleistungen für die Bildungseinrichtungen erbringen.

Steigende Gesundheitskosten und psychische Belastung

Zu dieser Schlussfolgerung kommt ein "Research Brief" des Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Diese Auswirkungen könnten sowohl direkt über Einkommenseinbußen spürbar werden oder indirekt etwa über steigende Gesundheitskosten wegen fehlender Bewegung, psychischer Belastung etc.

Besonders betroffen dürften jüngere sowie sozial benachteiligte und lernschwache Kinder sein, die noch umfassende Unterstützung beim "Erlernen von Lernen" benötigen.

Mehr Home Learning, mehr Klassenwiederholungen

In der Untersuchung, die diverse Studien der vergangenen Jahre zusammenfasst, verweisen die Autorinnen Julia Bock-Schappelwein und Ulrike Famira-Mühlberger vom Wifo auch auf historische Beispiele. So kam es 1990 im wallonischen Teil Belgiens zu mehrmonatigen Streiks, sodass nahezu alle Schulen über mehrere Monate immer wieder und sechs Wochen ganz geschlossen waren.

Im Vergleich zu den Schülern im flämischen Teil Belgiens, kam es in Folge bei wallonischen Schülern zu erhöhten Klassenwiederholungen und langfristig zu niedrigeren Bildungsabschlüssen, was sich negative auf ihren persönlichen Arbeitsmarktverlauf auswirkte und zu gesellschaftlichen Wohlfahrtsverlusten führte. Ähnliche empirische Ergebnisse gebe es auch für Kanada und Argentinien.

Eltern sitzen zwischen den Stühlen

Der Schul-Lockdown hat auch Folgen auf das Arbeitsangebot der Eltern. So haben in Österreich rund ein Drittel der Beschäftigten Kinder unter 15 Jahren und rund 25 Prozent keine potenzielle Betreuungsperson, also keine erwachsene Person ohne Beschäftigung, im gleichen Haushalt - siehe auch: "Eltern fürchten Schul-Lockdown mehr als Corona"

Insgesamt 12,5 Prozent der Beschäftigten kommt im Falle von Schul- oder Kindergartenschließungen eine Versorgungsverpflichtung gegenüber Kindern zu, wobei von diesen Personen neun Prozent aller Arbeitsstunden in Österreich geleistet werden. "Auch wenn diese betroffenen Personen kreative Wege des Verbindens von Beschäftigung außer Haus bzw. Home Office und Home Schooling finden, sind die unmittelbaren Effekte auf das Arbeitsangebot negativ", heißt es in der Untersuchung.

Auch Verluste beim BIP sind durch die Einschränkung der elterlichen Berufstätigkeit möglich, wenn dadurch unwiederbringliche Umsatzverluste entstehen - siehe auch: "Schüler kostet der Lockdown lebenslang 2.400 € pro Jahr". Zusätzlich hätten Schulschließungen negative Effekte auf die Lohnungleichheiten zwischen Männern und Frauen, da letztere ihr Arbeitsangebot bei Schulschließungen stärker einschränken.