Wilder Streit um Stau-Chaos nach ORF-Sendung

Wegen einer Tunnelbaustelle kam es am Wochenende zu Verzögerungen von bis zu vier Stunden auf der A 10.
Wegen einer Tunnelbaustelle kam es am Wochenende zu Verzögerungen von bis zu vier Stunden auf der A 10.Daniel Scharinger / picturedesk.com
Das Chaos auf der Tauernautobahn regt auf. Nach massiven Staus wegen einer Tunnelbaustelle gibt es Protest von vielen Seiten. Die ASFINAG wehrt sich.

Protest gegen das Baustellen-Management der ASFINAG gibt es nach einem Verkehrs-Chaos am Wochenende auf der Tauernautobahn (A 10). Vertreter der Politik, Wirtschaft und Touristik attackierten am Montag die ASFINAG scharf und forderten rasche Änderungen. Leidtragende sind auch Anrainer, denn viele Autofahrer blockierten auch sämtliche Ausweichrouten komplett. Die Befürchtung ist, dass sich diese Szenen nun regelmäßig an Wochenenden und Feiertagen wiederholen werden – für die geplante Dauer der Sanierung von zwei Jahren. Besonders drastische Worte fand am Montagabend im ORF der Präsident der Salzburger Wirtschaftskammer, Peter Buchmüller.

"Ich denke, sie werden schwer zurückdenken an das, was wir ihnen gesagt haben"

"Man hat uns natürlich zugehört, aber man hat nichts geändert", so Buchmüller in Richtung ASFINAG. Er warf den Verantwortlichen vor, zwar das Gespräch gesucht haben, aber dorthin mit vorgefertigten Lösungen gekommen zu sein. "Jetzt ist schlechter geworden, als wir gedacht haben", so Buchmüller, der gespannt sei, was der Lkw-Verkehr "noch bringt", den es am Wochenende nicht gegeben habe. "Ich denke, sie werden schwer zurückdenken an das, was wir ihnen gesagt haben." Seine Lösung: Der Transitverkehr dürfe nicht von der Autobahn, er lasse sich die Wirtschaft nicht kaputtmachen. Ein gutes Management hätte dafür gesorgt, dass man nicht zehn Tunnel auf einmal sanieren müsse, so der Präsident. Aber: "Sie denken nur an sich."

"Vier Stunden Wartezeit" in Richtung Salzburg meldete die ASFINAG um 16:30 Uhr am Sonntag.
"Vier Stunden Wartezeit" in Richtung Salzburg meldete die ASFINAG um 16:30 Uhr am Sonntag.Asfinag

Die ASFINAG weist die Behauptungen von Buchmüller nun scharf zurück. Buchmüllers Kritik am ASFINAG-Management und der Baustellenplanung sei "sachlich unrichtig" und lasse "jegliche Fachkompetenz vermissen". "Seit mehr als zwei Jahren informiert die ASFINAG Politik und auch die Wirtschaftskammer umfassend und transparent zur Dringlichkeit der Erneuerung der fünf (nicht wie von Buchmüller fälschlicherweise behauptet zehn) Tunnel zwischen Golling und Werfen", heißt es in einer Aussendung. 

 Mehr lesen: "4 Stunden Zeitverlust" – Stau-Chaos nimmt kein Ende

Das Projekt sei mit einem Maßnahmenpaket zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs sowie von Pendlerparkplätzen und einer breiten Kommunikationskampagne im Bundesland begleitet worden. Die von Buchmüller vorgeschlagene Einzel-Sanierung von jeweils nur einem Tunnel würde die Bauzeit auf zehn Jahre verfünffachen und zu einer vielfach höheren Belastung der Bevölkerung führen. Die vorgebrachten amateurhaften "Anregungen" hinsichtlich einer etappenweisen Sanierung der Tunnel würden das einspurige "Nadelöhr" auf der A 10 nicht nur um viele Jahre prolongieren, sondern auch das Risiko eines Anlagenausfalls - und somit einer Komplettsperre der A 10 - massiv erhöhen.

"Sinnvollste Lösung"

"TU-Professor und Verkehrsplaner Günter Embacher, der sich im Gegensatz zum Präsidenten der Wirtschaftskammer mit Bauabwicklungen inhaltlich beschäftigt, zeigte sich heute im ORF ebenfalls davon überzeugt, dass die gleichzeitige Sanierung aller fünf Tunnel die sinnvollste Lösung ist", so die ASFINAG in einer Stellungnahme.

 Mehr lesen: "Nicht ausweichen" – Stau-Chaos auf Autobahn geht weiter

Baustellenmanagement sei eine "Kernkompetenz" des Mobilitätspartners ASFINAG. "Das Unternehmen wickelt pro Jahr mehr als 300 Großbaustellen höchstprofessionell ab und investiert dabei mehr als eine Milliarde Euro in die Verkehrssicherheit und den Wirtschaftsstandort", heißt es seitens der ASFINAG. "Dass die Erneuerung der A 10 als regionale „Lebensader“ sowohl für die Verkehrssicherheit als auch für die tausenden Wirtschaftstreibenden unverzichtbar ist, sollte gerade einem Wirtschaftskammerpräsidenten klar sein."

Comment Jetzt kommentieren Arrow-Right
Nav-Account dav, rfi Time| Akt:
ASFINAGAutobahnSalzburgWirtschaftORF

ThemaWeiterlesen