Österreich

Wilderer war wegen Mordversuchs amtsbekannt

Heute Redaktion
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Nachdem Cobra-Beamte in der Nacht auf Mittwoch die verbrannte Leiche des Amokschützen Alois H. fanden, beginnt nun das Rätselraten um die Hintergründe des Blutbades. Wie kam es, dass der 55-jährige Wilderer nicht mehr zwischen Mensch und Tier unterschied und zum vierfachen Mörder wurde? Laut Generaldirektor der öffentlichen Sicherheit war der Wilderer wegen eines Mordversuchs "bekannt". Der Bunker, in dem sich der Mann angezündet hatte, soll er laut Bekannte als "Sterbezimmer" vorbereitet haben.

, beginnt nun das Rätselraten um die Hintergründe des Blutbades. Wie kam es, dass der 55-jährige Wilderer nicht mehr zwischen Mensch und Tier unterschied und zum vierfachen Mörder wurde? Laut Generaldirektor der öffentlichen Sicherheit war der Wilderer wegen eines Mordversuchs "bekannt". Der Bunker, in dem sich der Mann angezündet hatte, soll er laut Bekannte als "Sterbezimmer" vorbereitet haben.  Der "Kurier" schrieb in seiner Donnerstagsausgabe von einem möglichen Zusammenhang mit den Taten der sogenannten Halali-Bande.

In Niederösterreich gebe es "acht ungeklärte Fälle von angezündeten Jagdhäusern mit einem Schaden von acht bis zehn Millionen Euro", bei denen es eine Verbindung zu Alois H. geben könnte. Aus den Gebäuden wurden vor den Brandstiftungen jeweils Jagdgewehre und Trophäen entwendet.

Gegenstände dieser Art fand man auch im Bunker von Alois H. Genannt wurden als besonders spektakuläre Taten, die der "Halali-Bande" zugerechnet werden, der Brand eines Jagdschlosses im Steinbachtal bei Göstling (Bezirk Scheibbs) im Winter 2002 und eine niedergebrannte Jagdvilla im Oktober 2004 in Gutenstein bei Wiener Neustadt.

Einen Tag nach dem Amoklauf mit vier toten Einsatzkräften werden brisante Details über die Persönlichkeit des irren Schützen bekannt. Seit dem Krebs-Tod seiner Frau im Jahr 1995 hatte sich der Wilderer in die Einsamkeit zurückgezogen und sich eine eigene Welt aufgebaut. Erst vor zwei Wochen hat er seinem Freund Herbert H. erzählt, dass er schizophren sei. Doch sonst ließ er sich nichts anmerken, der Transportunternehmer galt im Ort Großpriel (Bezirk Melk) als freundlicher und unauffälliger Nachbar. 

Kapelle am Vierkanthof

So stieß sich niemand im Dorf daran, dass Alois Huber eine Kapelle für seine verstorbene Frau errichten ließ. Täglich soll er dort hingegangen sein und gebetet haben.

Abgöttische Liebe zum Hund

Abgöttisch liebte der Killer seinen Schäferhund "Burgi", der auch bei der Jagd immer an seiner Seite war. Am Tag des Blutbades erschoss er auch seine "Burgi". Während die Polizei Dienstagfrüh sein Anwesen umstellte, rief Alois H. seinen Bekannten Herbert H. an und gestand alles. Dabei soll er seinen Hund erwähnt haben: "I hab drei Polizisten daschossen. I bin nämlich da Wilderer vom Annaberg. Mich haben sie auch angeschossen. Am Bauch. Aber das ist jetzt eh schon egal. Die Burgi (seine Schäferhündin, Anm.) hab I scho daschossen, und mi werdens a net kriegen."

Absonderliche Jagdtrophäen

Huber flog in der Vergangenheit immer wieder auf Großwildjagd in exotische Länder, dort machte er Jagd auf Tiere vom Helikopter aus. Seine Abenteuer gab er dann prahlend unter Freunden zum Besten.

In Österreich machte er sich erstmals vor fünf Jahren bemerkbar: In der Steiermark fand man einen toten Hirsch, dessen Kopf feinsäuberlich abgetrennt war. Das wiederholte sich dann in mehreren Bundesländern. Meist schlug der Mann im Herbst und in Nächten um den Vollmond  zu – im Raum Annaberg. Jedes Mal interließ er der Polizei  die gleiche Botschaft, . "Die toten Hirsche lagen immer in Straßennähe, oft auf einer Wiese", berichtete Bezirksjägermeister Martin Schacherl. Dennoch operierte der Waffennarr stets äußert klug und hielt sich stets mehrere Fluchtmöglichkeiten offen.

Gewalttägig

Der Wilderer attackierte bereits vor zwei Jahren einen Jäger im Bezirk Melk mit einem Messer. Der Jäger habe sich aber selbst in Sicherheit bringen können und sei mit leichten Verletzungen davongekommen, sagte Michaela Schnell, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Der Täter war damals allerdings nicht bekannt, außerdem wurden die Ermittlungen wegen versuchter absichtlich schwerer Körperverletzung geführt. Heute rechne man die Messerattacke aber dem mutmaßlichen Vierfachmörder zu, so Schnell. In seinem Anwesen fand die Spurensicherung am Mittwoch Hinweise auf weitere Straftaten.

Bunker als Sterbezimmer und Waffenarsenal

Waffentechnisch war Alois Huber bestens ausgerüstet. Auch mit Nachtsichtgeräten. Sein Bunker, den die Polizei am in der Nacht auf Mittwoch gestürmt und wo sich der Täter selbst angezündet hatte, diente ihm als Waffenarsenal. Die Anzahl der Waffen, die dort gefunden wurden, lag im dreistelligen Bereich. Den Raum hatte er als "Sterbezimmer" vorbereitet, wie der 55-Jährige Bekannten erzählte. Dort hatte er sich zuletzt angezündet - und sich dann eine Kugel in den Kopf gejagt, wie erste Obduktonsergebnisse zeigen.

Lust am Töten

Laut Psychologen waren die ersten Schüsse am Dienstag eine Impulshandlung. Gerichtspsychiater Reinhard Haller: Es ist ungewöhnlich, dass jemand gleichzeitig Jäger und Wilderer ist". Für Huber scheint das Wissen um die eigene Täterschaft ein Machtspiel gewesen zu sein: "Nur er wusste, wer der wahre Täter ist".

Der Wilderer hatte demnach eine niedrige Schwelle zum Töten, schoss aus dem Auto aus, was Haller als besonders niederträchtig beschreibt. Er dürfte in ständiger Mordbereitschaft gewesen sein. Immer bereit, zuzuschlagen, hatte auch schon alles für den Tag X vorbereitet. Dann dürfte er sich in einen Blutrausch gesteigert und nicht mehr zwischen Mensch und Tier unterschieden haben. "Er hat sich den Weg frei geschossen, bis er in sein Zimmer war, wo er sterben wollte. Für seine verhassten Feinde sollte nichts übrig bleiben". Darum habe er sich nicht nur angezündet, sondern auch in den Kopf geschossen.

Zuletzt wurde es ruhig

In Lilienfeld hätten der oder die Wilderer zuletzt eine längere "Pause" eingelegt. "Im Vorjahr gab es nichts in unserem Bezirk." Es sei vermutet worden, dass der erhöhte Druck durch die Polizeifahndung und die erhöhte Aufmerksamkeit der Bevölkerung den oder die Schützen vertrieben haben könnten.