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Winehouse-Doku "Amy" ist so sehenswert wie traurig

Heute Redaktion
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Dokus über (verstorbene) Celebrities sind nicht selten problematisch, die richtige Mischung zwischen respektvoller Ehrerbietung, objektiver Erzählweise und spannendem Aufbau nur schwer zu finden. Asif Kapadia zeigt mit "Amy", dass sich der Drahtseilakt dennoch auszahlen und zu einem Meisterstück werden kann. Sein Porträt der 2011 verstorbenen Sängerin gehört jetzt schon zu den besten Dokus des Jahres.

Dokus über (verstorbene) Celebrities sind nicht selten problematisch, die richtige Mischung zwischen respektvoller Ehrerbietung, objektiver Erzählweise und spannendem Aufbau nur schwer zu finden. Asif Kapadia zeigt mit "Amy", dass sich der Drahtseilakt dennoch auszahlen und zu einem Meisterstück werden kann. Sein Porträt der 2011 verstorbenen Sängerin gehört jetzt schon zu den besten Dokus des Jahres.

Sie gilt als eine der größten Soul-Stimmen der letzten Jahrzehnte, legte eine unglaubliche Karriere im internationalen Musik-Biz hin und verlor sich schließlich in Alkohol, Drogen und Magersucht: Am 23. Juli 2011 starb Amy Winehouse in ihrer Geburtsstadt London. Die sechsfache Grammy-Gewinnerin wurde nur 27 Jahre alt.

Der Doku-Spezialist Asif Kapadia ("Senna") zeichnet ein sehr persönliches Porträt von Amy Winehouse, rekonstruiert den Weg eines schüchternen, englischen Mädchens an die Spitze der Charts und beleuchtet die Gründe für ihren tiefen Fall. Abertausende Stunden Archivmaterial soll Kapadia hierfür gesichtet haben. Einige Gustostückerln der großteils bislang unveröffentlichten Aufnahmen sind freilich auch in der Doku zu sehen und werden Winehouse-Fans in Verzückung bringen.

Welcher Fan giert nicht nach Clips, Schnappschüssen und biographischen Details seines Idols? Kapadia liefert den Stoff, zieht zugleich aber die Schlinge um den Hals seines Publikums enger. Es sind nicht nur die Menschen aus Amys Umfeld (vor allem Vater Mitch und Ex-Mann Blake kommen in dem Film nicht gut weg), die der Regisseur in die Verantwortung nimmt, sondern all jene, die ihren Untergang in den Medien mitverfolgt und gespannt dabei zugesehen haben.

Wie kann eine solche Tragödie vor unser aller Augen geschehen - diese Frage steht im Zentrum der Doku. Gerade weil Kapadia uns diese nicht mit der Moralkeule einhämmert, ist "Amy" ein sehenswertes, todtrauriges Porträt der Sängerin geworden. Der Film sorgte bereits für Aufsehen und legte in den USA und Großbritannien einen Traumstart an den Kinokassen hin.