Vorarlberg

Winzer holt falschen Wein aus der Tiefe des Bodensees

Rund ein Jahr lag es auf dem Grund des Bodensees: Taucher haben am Samstag irrtümlich ein Fass Rotwein aus der Bregenzer Bucht geborgen

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    Winzer Josef Möth lagerte zwei Weinfässer am Grund des Bodensees, um zu erfahren, ob die dort herrschenden Bedingungen das Aroma günstig beeinflussen können.
    Winzer Josef Möth lagerte zwei Weinfässer am Grund des Bodensees, um zu erfahren, ob die dort herrschenden Bedingungen das Aroma günstig beeinflussen können.
    picturedesk.com/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

    Versenkt hatte das Weinfass im Bodensee der österreichische Winzer Josef Möth – um herauszufinden, ob sich die gleichbleibende Temperatur von vier Grad, der in der Tiefe herrschende Druck und das spärliche Licht auf Qualität und Geschmack des Weins auswirken. Der Weinbauer setzte große Hoffnung in das Ergebnis: "Es kann sein, dass wir mit unserem Experiment eine neue Ära der Weinlagerung eingeleitet haben", sagte er.

    Eine kleine Panne gab es allerdings bei der Aktion: Der Tank mit 1.000 Litern Wein lag zusammen mit einem weiteren Tank Weißwein seit Mai 2019 auf dem Bodenseegrund – und eigentlich hätte am Samstag der Weißwein geborgen werden sollen. Nach Angaben einer Sprecherin von Möth ließen sich jedoch die beiden Tanks in der Tiefe nicht unterscheiden, so dass versehentlich der Rotwein heraufgeholt wurde. "Ich bin froh, dass wir unter diesen extremen Bedingungen überhaupt eines der beiden Fässer bergen konnten", so Sepp Möth.

    Drei Tauchgänge nötig

    Denn die niedrigen Wassertemparaturen und das extrem aufgewühlte Seewasser machte den insgesamt sechs Tauchern zu schaffen. "Wir waren ja teilweise schon sehr lange im Wasser und sind immer wieder getaucht um die Markierungsboje in fünf Metern Tiefe finden zu können, aber schon dort betrug die Sicht kaum mehr als 50 Zentimeter", so Johannes, einer der Taucher.

    Erst im dritten und damit letzten möglichen Tauchgang konnten die Fässer schließlich ausgemacht und dann auch geborgen werden. Dabei wurde das Fass in knapp 60 Metern Tiefe an ein Bergeseil gehängt, mit Hilfe von Hebeballons angehoben und in den Bregenzer Hafen geschleppt.

    Tiefenrausch wird verkauft

    Später soll der Wein von Experten verköstigt und dann als Sonderedition mit dem Namen Tiefenrausch verkauft werden. Der Winzer genehmigte sich jedoch schon einen Schluck. Sein Kommentar: "Ich dachte, da es da unten nur rund fünf Grad hat, müsste auch der Wein so kalt sein, aber der hat auch für einen Roten eine sehr angenehme Temperatur." Der Weißwein bleibt nun noch bis im Herbst im Bodensee.

    Ähnliche Experimente gab es auch schon von anderen Winzern. So versenkte beispielsweise das Weingut Balthasar Ress weißen Wein für rund drei Jahre in einem Baggersee in Rheinland-Pfalz. Aber auch im Zürichsee lagerten schon 900 Liter Wein. Die Idee hinter der Aktion war, dass der Wein nicht zur Ruhe kommen sollte. Denn eine bewegte Lagerung sollte das Aroma weiter verfeinern.

    Am Bodensee konnten auch Bootsbesitzer den Versuch mit Interesse verfolgen: Die Weinfässer wurden in eine Spezialfolie gepackt, um zu erforschen, ob diese Ablagerungen und eine Ansiedlung der sich im Bodensee massenhaft verbreitenden Quagga-Dreikantmuschel (Dreissena rostriformis bugensis) verhindern kann. Erste Ergebnisse deuten nach Angaben der Sprecherin darauf hin, dass das der Fall ist.