Politik

"Wir können die Katastrophe von Triagen verhindern"

Gesundheitsminister Rudolf Anschober sieht Triagen in Österreich vorerst verhindert. Der Grund dafür liegt aber auch an einem traurigen Umstand.

Rene Findenig
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Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sagt, dass die Neuinfektionen jetzt stark sinken müssen.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sagt, dass die Neuinfektionen jetzt stark sinken müssen.
Georg Hochmuth

"Es ist gelungen, Zahl der Covid-Erkrankten in Intensivabteilungen bei etwas über 700 zu stabilisieren. Wir können die Katastrophe von Triagen verhindern. Jetzt müssen Neu-Infektionen drastisch sinken, damit wir wieder Luft in ICU kriegen und Operationen nachgeholt werden können", schreibt Gesundheitsminister Anschober auf Twitter. Triagen, also dass schlimmstenfalls nur noch Patienten mit den höchsten Überlebenschancen behandelt werden können, seien also vorerst kein Thema.

Das dürfte aber auch einen tragischen Hintergrund haben: In der zweiten Coronawelle zeigt sich laut Gesundheitsexperten eine deutliche Übersterblichkeit in Österreich. Mehrmals schossen die Todeszahlen in den vergangenen Tagen auf über 100 in nur 24 Stunden. Am Freitag betrug die Zahl der Coronatoten gar 113, weil darunter auch zahlreiche Patienten auf Intensivstationen sind, bleibt die Zahl der verfügbaren Betten deshalb aktuell stabil. Sollten aber die Corona-Neuinfektionen nicht zurückgehen, werden auch immer weiter Patienten auf den Intensivstationen nachfolgen.

"Kein Freibrief, um über die Stränge zu schlagen"

Die Tatsache, dass weltweit bereits über 1,4 Millionen Todesfälle auf COVID-19 zurückzuführen seien, zeige, welch existenzielle Fragen damit verbunden seien, so Anschober am Freitag im Sozialausschuss. Er appellierte an die Abgeordneten, über Themen wie Impfungen oder Testungen sachlich und konstruktiv zu diskutieren. Es sei richtig, dass Massentestungen - lieber sei ihm der Begriff Flächentestungen - nach dem slowakischen Modell von einigen ExpertInnen kritisch beurteilt werden. Dies hänge damit zusammen, dass aus virologischer Sicht zumindest zwei Testdurchgänge gemacht werden sollten.

Wichtig sei auch, dass bei positiven Ergebnissen noch ein PCR-Test daran angeschlossen werde und dass negative Tests keinen Freibrief darstellen, um "über die Stränge zu schlagen". Auch wenn er hoffe, dass möglichst viele Menschen an Tests und Impfungen teilnehmen, so habe er auch immer wieder betont, dass für ihn die Freiwilligkeit an vorderster Stelle stehe. Anschober informierte weiters darüber, dass eine ausreichende Menge an Antigentests, die eine hohe Aussagekraft haben, geordert wurde. Im Fokus stünden natürlich weiterhin die Alten- und Pflegeheime, wo schon jetzt einmal pro Woche Tests durchgeführt werden.

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    Auf die Frage, warum Tirol und Vorarlberg als erste Bundesländer mit den Testungen starten, verwies der Minister vor allem auf die Inzidenzzahl, die im Westen deutlich höher als im Osten sei. Den Freiheitlichen gegenüber stellte er nochmals klar, dass es keine Planungen bezüglich Konsequenzen von Testungen (z.B. auf Schulbesuche etc.) gebe. Es werde gerade an einem klaren Regelwerk gearbeitet, das einen bundesweiten Rahmen vorgebe und das auch die Frage der Testung von Kindern inkludieren werde.