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"Wir sein, ihr seid, sie sein" hält Google für korrekt

Die Antworten, welche die Google-Suche liefert, stimmen nicht immer. Das musste ein Lehrer erfahren, dessen Schüler etwas Seltsames herausfanden.

20 Minuten
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    So sah das Suchresultat auf Google bis am Freitagmittag aus, wenn man nach "Konjugation von sein" gegoogelt hat. Es zeigte sich: Zwei der drei Plural-Formen waren falsch.
    So sah das Suchresultat auf Google bis am Freitagmittag aus, wenn man nach "Konjugation von sein" gegoogelt hat. Es zeigte sich: Zwei der drei Plural-Formen waren falsch.

    Darum gehts
    "Ich bin, du bist, er/sie/es ist" – soweit kann Google das Verb "sein" noch gut konjugieren.
    Beim Plural schlichen sich aber Fehler ein.
    Dort spuckte Google bis vor Kurzem "wir sein, ihr seid, sie sein" als richtige Antwort aus.
    Das zeigt, dass die Antworten von Google nicht in allen Fällen korrekt sind.

    Eigentlich hätte es eine ganz einfache Aufgabe sein sollen, die ein Sekundarlehrer aus Gelterkinden in der Schweiz seiner Klasse stellte und zwar sollten die Schülerinnen und Schüler die Konjugation des Verbs "sein" googeln. Dabei stellten die Schülerinnen und Schüler allerdings etwas Seltsames fest: Google zeigte für die ersten drei Konjugationen zwar die richtige Antwort an ("ich bin, du bist, er/sie/es ist"), beim Plural spuckte die Suchmaschine aber ein komisches Resultat aus: "wir sein, ihr seid, sie sein", anstatt "wir sind, ihr seid, sie sind".

    "Ich war baff und meine Klasse auch" erzählt der Lehrer. Es sei zwar ein gutes Lehrbeispiel gewesen, dass man nicht alles glauben solle, was bei Google raus kommt, dennoch habe es ihn überrascht, wie eine so einfache Fragestellung eine so falsche Antwort produzieren könne. Laut dem Lehrer waren seit diesem Vorfall rund sechs Monate vergangen und Google habe den Fehler noch immer nicht ausgebessert. Tatsächlich konnte das Suchresultat von der Redaktion reproduziert werden. Auch hier wurden die falschen Verbformen angezeigt.

    Falsche Antworten

    Es ist nicht das einzige Beispiel, bei welchem Google falsche oder fragwürdige Antworten auf Suchanfragen liefert. So wurde laut dem "Wall Street Journal" beispielsweise die Frage "Wieso sind Komodowarane gefährdet" mit "Vulkanen, Feuer und Touristen" beantwortet. Bei genauerem Hinsehen konnte aber festgestellt werden, dass diese Antwort aus einem Aufsatz eines Grundschul-Schülers stammte, der auf eine Website geladen wurde. Mittlerweile hat Google dieses Resultat angepasst.

    Besonders problematisch sind falsche Antworten, wenn sie als sogenannte Knowledge Panels, also als Infobox zuoberst über allen Suchresultaten bei Google angezeigt werden. Dies ist auch im Fall der Sein-Konjugation der Fall. Laut dem "Wall Street Journal" wurden solche Infoboxen im Jahr 2017 bei rund 40 Prozent aller Suchanfragen angezeigt. Mittlerweile sei die Zahl an Infoboxen laut techcrunch.com aber auf rund zwölf Prozent aller Anfragen gesunken.

    Fragestellung zählt

    Suchende neigen dazu, den Informationen in solchen Panels eher zu glauben, als wenn sie einen der Links aus der Google-Suche aufrufen. Für die Informationen, die in einer Infobox zuoberst angezeigt werden, sucht Google Antworten aus Websites heraus, die besonders gut auf die Fragestellung der Suchanfragen zu passen scheinen. In den meisten Fällen – genau genommen in rund 97,4 Prozent aller Anfragen – funktioniert dies reibungslos. Aber auch eine 2,6-prozentige Fehlerrate ist bei Billionen von Suchanfragen, die Google pro Jahr bearbeitet, noch immer eine Unmenge an falschen Antworten.

    Ebenfalls beachtet werden muss, dass die Art und Weise, wie eine Frage gestellt wird, das Google-Suchresultat stark beeinflussen kann. So liefern die Fragen "Ist Milch gut für mich?" und "Ist Milch schlecht für mich" unterschiedliche Resultate. Auf Ersteres wird die Antwort geliefert: "Milch versorgt uns mit Energie in Form von Zucker und Fett, ist reich an Eiweiß, dem wichtigsten Baustoff für sämtliche Körperzellen, sowie an zahlreichen Vitaminen und Mineralstoffen".

    Auf die zweite Frage erhält eine suchende Person allerdings die Antwort: "Lange wurde Milch als uneingeschränkt gesundes Nahrungsmittel empfohlen, heute ist die Studienlage nicht mehr ganz so eindeutig: Zwar scheint Milch das Risiko für Bluthochdruck, Darmkrebs und Übergewicht geringfügig zu senken, doch zeigen einige Untersuchungen, dass hoher Verzehr unter anderem Prostata- und ...". Beide Antworten wurden übrigens aus demselben Artikel von Geo.de entnommen. Aber je nach Fragestellung wurde ein anderer Textabschnitt angezeigt.

      Die meisten Passwörter, die verwendet werden, sind unsicher.
      Die meisten Passwörter, die verwendet werden, sind unsicher.
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      Feedback geben

      Problematisch sind solche Antworten besonders dann, wenn es auf eine bestimmte Fragestellung keine absolute oder sichere Antwort gibt, der oder die Suchende die erste Antwort aber als in Stein gemeißelte Wahrheit betrachtet. Im Fall der Konjugation des Verbs "sein" ist dies aber nicht der Fall. Hier gibt es klar richtige und deutlich falsche Antworten.

      Wer in einem Panel von Google eine klar falsche Antwort findet, kann diese über den "Feedback"-Button unter der Box melden. Dies wird in Fällen berücksichtigt, wenn die Richtlinien von Google nicht eingehalten werden oder die Informationen in der Box falsch sind. Google ermutigt Nutzerinnen und Nutzer außerdem, den Feedback-Knopf auch für positive Rückmeldungen zu benutzen, da dies dem Unternehmen kommuniziere, welche Inhalte als nützlich angesehen werden.

      Der Lehrer aus Gelterkinden hat ebenfalls versucht, die falschen Konjugationen über den Feedback-Knopf zu melden. Die Bemühungen sind aber über mehrere Monate hinweg erfolglos geblieben. Nach Nachfrage von "20 Minuten" bei Google wird die Konjugation des Verbs "sein" nun aber richtig dargestellt.

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