Szene
WIR sind nicht so prüde wie die Deutschen
Milli Vanilli, Daniela Katzenberger - und jetzt auch noch Bertolt Brecht! Die prüden Deutschen faken, was das Zeug hält, und gehen jetzt auch noch den Dirnen aus der "Dreigroschenoper" an die Wäsche. In München trägt frau Plastikbrust, in Wien hingegen ist ab heute alles echt.
Milli Vanilli, Daniela Katzenberger - und jetzt auch noch Bertolt Brecht! Die prüden Deutschen faken, was das Zeug hält, und gehen jetzt auch noch den Dirnen aus der "Dreigroschenoper" an die Wäsche. In München trägt frau Plastikbrust, in Wien hingegen ist ab heute alles echt.
Wenn sich Bertolt Brechts barbusige Dirnen heute Abend im Wiener Volkstheater durch die Londoner Unterwelt sexeln, dann haben sie ihren verruchten Kolleginnen aus dem Münchner Volkstheater eine entscheidende Sache voraus. Na ja, eigentlich sind's zwei - denn unsere Damen tragen Brüste aus Fleisch und Blut! Da lässt sich unser "Dreigroschenoper"-Regisseur Michael Schottenberg nicht lumpen, ganz im Gegensatz zu seinem verklemmten deutschen Kollegen Christian Stückl.
Der stattet seine Liebesdienerinnen nämlich mit XXL-Plastikteilen aus - ob Mackie Messer das gefällt, ist fraglich. Der Bühnen-Kracher rund um den nimmersatten Ganoven sorgt dank nackter Tatsachen schon vor der Premiere für Aufregung. Gut so, denn auch sonst geht's in der sozialkritischen Satire nicht gerade zimperlich zu: Es wird geraucht, gesoffen, gefeiert und gelogen, am Ende baumelt Mackie (fast) am Galgen. Mit von der Partie sind Marcello de Nardo als Titelheld, Katharina Straßer und Maria Bill als ehemalige Geliebte und Hure Jenny: Maria Dorner