Politik

Wirbel um falschen Adler in Hartinger-Kleins Büro

Heute Redaktion
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Dem Bundesadler im Büro der FPÖ-Sozialministerin fehlten die gesprengten Ketten – das Symbol der Befreiung vom Nationalsozialismus. Das steckt hinter der Aufregung.

Ein "Kurier"-Artikel über die geplante Kassenreform sorgt aktuell für Aufregung: Allerdings nicht wegen seines durchaus kontroversen Themas, sondern des darin verwendeten Bildes.

Es zeigt Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ), die im Vorzimmer ihres Büros vor einem Vorhang posiert. Darauf prangert der Bundesadler. Ein Detail stößt aber sauer auf – dem Staatswappen fehlen die gesprengten Ketten.

"Die beiden Fänge umschließt eine gesprengte Eisenkette", heißt es in der entsprechenden Passage des Bundesverfassungsgesetz BV-G zum österreichischen Staatswappen. Diese wurden erst nach dem zweiten Weltkrieg hinzugefügt und symbolisieren die Befreiung Österreichs und das Ende der Nazi-Herrschaft.

Die kritische Cousine des ebenfalls freiheitlichen Innenministers, Daniela Kickl, monierte die fehlenden Ketten auf Twitter. Sofort warfen Kritiker die Frage auf, ob die FPÖ-Ministerin damit etwa die Zeit des Nationalsozialismus klammheimlich totschweigen wolle. Die Antwort darauf ist klar: Nein.

Wie sich herausstellte geht der falsche Adler auf Hartinger-Kleins Vorgänger Alois Stöger (SPÖ) zurück. Dieser hatte am 26. Oktober 2016 Lamellen-Vorhänge bestellt, die sowohl mit einem Zitat aus der Regierungserklärung Willy Brandts aus dem Jahr 1969, als auch dem Bundesadler bedruckt sind. Das geht aus der Mail-Korrespondenz hervor, wie das Ministerium bei seinen Nachforschungen feststellen konnte.

"Ein peinliches Hoppala"

In den damals beigefügten Mustern sei noch das richtige Wappen beigefügt gewesen, heißt es aus dem Sozialministerium. Doch wie der "Kurier" in Erfahrung brachte, waren diese offenbar von so geringer Auflösung, dass ein Angestellter der Druckerei kreativ eingreifen musste. "Also hat ein Lehrling in der Grafik-Abteilung eines in höherer Qualität herausgesucht und an die Druckerei geschickt", erklärt Georg Hanisch, der Geschäftsführer der Firma Leha aus Oberösterreich, die den Auftrag damals abwickelte.

Dabei erwischte er aber unabsichtlich den Bundesadler der Ersten Republik (1919-1934). Abgesehen von den fehlenden Ketten, ist dieser identisch mit dem aktuellen Hoheitszeichen. Weder Stöger, seiner Nachfolgerin, noch ihren zahlreichen Mitarbeitern war dieses fehlende Detail bisher aufgefallen. "Es war uns nicht bewusst", betont ein Ministeriumssprecher gegenüber dem "Kurier". "Wir haben den Adler sofort abgehängt, er wird umgehend vernichtet."

Auch bei der Firma Leha zeigt man sich beschämt. "Es war einfach ein peinliches Hoppala, das uns sehr leid tut", erklärte Hanisch und bot dem Sozialministerium an, die fehlerhaften Lamellenvorhänge unentgeltlich durch eine korrekte Version ersetzen zu lassen. (rcp)