Österreich

Wirbel um geheimen Plan für Wiens "Zweierlinie"

Rund die Erweiterung des Wiener U-Bahnnetzes soll auch die Umgebung der neuen Stationen verbessert werden. Offenbar zu Lasten einer Fahrspur.

Heute Redaktion
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Laut einem Geheimpapier plant die Stadt, bei der Landesgerichtsstraße eine Fahrspur einzusparen - doch dort weiß man nichts davon.
Laut einem Geheimpapier plant die Stadt, bei der Landesgerichtsstraße eine Fahrspur einzusparen - doch dort weiß man nichts davon.
Bild: Denise Auer

Die Wiener Landesgerichtsstraße, von den Wienern gerne "Zweierlinie" genannt, ist eine der wichtigsten Hauptverkehrsadern der Stadt. Ungefähr in der Mitte der rund 640m langen Straße entsteht hier bis 2024/2025 bei der U-Bahnstation Rathaus das neue Verbindungskreuz von U2 und U5.

Parallel zum Ausbau des U-Bahnnetzes soll offenbar auch die städtebauliche Qualität rund um die neue Station verbessert werden. Laut einem Geheimpapier, das "Heute" vorliegt, sind eine ganze Reihe von Maßnahmen geplant, darunter auch die Verengung der Landesgerichtsstraße von drei auf zwei Fahrspuren.

Eine Spur weniger zwischen Universitätsstraße und Josefsgasse

Betroffen ist die "Zweierlinie" zwischen Universitätsstraße und der Josefsgasse. In dem Papier wird die Landesgerichtsstraße als "Barriere" zwischen der Josefstadt und dem Rathausviertel beschrieben. Dieser "Korridor" soll durch die Spurverengung (in Richtung Getreidemarkt soll eine Fahrspur verloren gehen) und ein neues Gestaltungskonzept zu einem Boulevard werden. Durch die Neugestaltung der Platzflächen und Kreuzungsbereiche sowie mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer soll die Zweierlinie "aufgelockert" werden. Die Radwege sollen verbreitert werden, Baumreihen sollen als "raumprägendes Element" wirken.

Neuer Bypass soll "Rechtsabbieger" ersetzen

Komplett wegfallen soll nach dem Plan in Richtung Süden die Rechtsabbiegemöglichkeit in die Auerspergstraße wegfallen. Stattdessen ist ein neuer "Bypass" über Stadiongasse, Reichsratsstraße und Schmerlingplatz kommen. Der ÖAMTC rechnet auch damit, dass die Rechtsabbiegespur von der Alserstraße (Alsergrund) in die Landesgerichtsstraße entfallen könnte.

"Zudem ist auch zu befürchten, dass die Fahrspurverengungen im Großbereich des Matzleinsdorfer Platzes auch nach Fertigstellung der U-Bahn aufrecht bleiben", so ÖAMTC-Jurist Nikolaus Authried gegenüber "Heute".

Neue Gestaltung für Friedrich-Schmidt-Platz

Parallel zur Neugestaltung sollen laut den Papier auch die Felderstraße und die Lichtenfelsgasse umgestaltet werden. So ist "eine Reduktion der überbreiten Fahrbahnen zugunsten breiterer Gehsteige anzustreben". Änderungen soll es auch in der Florianigasse geben: Auch hier sollen die "schmalen Gehsteige" breiter werden, zudem soll der Florianipark attraktiviert werden.

Rätsel über Herkunft des Papiers

Unklar ist hingegen, welchen Ursprung das Planungspapier hat. Denn, weder im Planungsressort noch bei den Wiener Linien oder der SPÖ ist der Entwurf bekannt. "Dabei kann es sich nur um eine sehr frühe Vorstudie handeln", heißt es. Für SP-Verkehrssprecher Gerhard Kubik ist das Papier ein "Schauermärchen", es sei bisher nicht im Planungsausschuss Thema gewesen.

Bei der ÖVP Wien schrillen hingegen die Alarmglocken: "Rot-Grün spielt seit Jahren Verkehrsteilnehmer gegeneinander aus. Wenn diese Pläne der Stadt stimmen, ist das wieder einmal eine ideologische Attacke gegen Autofahrer, diesmal über die Hintertür", reagiert der nichtamtsführende Stadtrat Markus Wölbitsch.

Von den Stadt-Türkisen gebe es zwar ein Ja zu mehr Radverkehr, was "wir aber nicht wollen, ist Verkehrsteilnehmer gegeneinander auszuspielen", betont Wölbitsch. (lok)