Politik

Wirbel um "Nächstenliebe" bei FPÖ-Wahlkampagne

Heute Redaktion
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Die FPÖ wirbt mit "Nächstenliebe" im Wahlkampf um Stimmen. Gemeint sind mit den Nächsten die Österreicher, wie Parteichef Heinz-Christian Strache am Montag bei der Präsentation der Plakatkampagne erklärte. Die Kampagne sorgt bei kirchlichen Institutionen für Empörung.

Die FPÖ wirbt mit "Nächstenliebe" im Wahlkampf um Stimmen. Gemeint sind mit den Nächsten die Österreicher, wie Parteichef Heinz-Christian Strache am Montag bei der Präsentation der Plakatkampagne erklärte. Die Kampagne sorgt bei kirchlichen Institutionen für Empörung.

Für Unverständnis in kirchlichen Kreisen sorgt die am Montag präsentierte neue "Nächstenliebe"-Kampagne der FPÖ im Wahlkampf. Dass auf entsprechenden Plakaten neben den Konterfeis von Partei-Chef Heinz-Christian Strache und einem blonden Mädchen die biblische Botschaft "Liebe deinen Nächsten", ergänzt durch "Für mich sind das unsere Österreicher" zu lesen ist, veranlasste etwa Diakonie-Direktor Michael Chalupka zur Klarstellung, dass diese Engführung mit christlichem Verständnis von Nächstenliebe nichts zu tun habe. Als Jesus gefragt wurde: "Wer ist mein Nächster?", habe er mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter - einem "Ausländer", geantwortet, so Chalupka.

Auch bei der Evangelischen Kirche sorgen die Plakate für Ärger: Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker und Oberkirchenrätin Hannelore Reiner warfen der FPÖ eine "missbräuchliche" Verwendung des Begriffes vor, die nichts mit dem christlichen Verständnis von Nächstenliebe zu tun habe. "Offenbar kann es die FPÖ nicht lassen, auf ihren Wahlplakaten auf religiöse Symbole zurückzugreifen", meinte Bünker. Nächstenliebe könne und dürfe nicht auf "unsere Österreicher" verengt werden, unterstrich Reiner.

Die FPÖ will bis zum kommenden Wochenende ein Großplakat in 3.000-facher Ausfertigung und zwei kleinere Plakate auf 50.000 Kleinflächen und Dreieckständern affichiert haben. Auf dem Großplakat findet sich der Slogan "Liebe deine Nächsten - für mich sind das unsere Österreicher" sowie das Motto "Höchste Zeit für 'Nächstenliebe'". Darauf ist Spitzenkandidat Strache zu sehen mit jeweils einer Vertreterin der Seniorengeneration und einer Vertreterin der jungen Generation. Die Sujets für die kleineren Plakate lauten "Wir kürzen unsere EU-Beiträge - SPÖVP Pflege- und Familiengeld" sowie "Wir senken Mieten, Steuern und Gebühren - SPÖVP Löhne & Pensionen".

Strache betonte, dass die FPÖ damit einen "Positivwahlkampf" führe und sein Generalsekretär und Wahlkampfleiter Herbert Kickl unterstrich, dass die FPÖ "keine Hassplakate" gemacht habe. Die FPÖ setze damit ihre im Frühjahr gestartete Gerechtigkeits-Kampagne fort. Gerechtigkeit und Nächstenliebe seien zwei wichtige Werte, ohne die eine Gesellschaft kaum funktionieren könne. Nächstenliebe sei auch nicht nur ein religiöser, sondern auch ein menschlicher Wert.

Strache fühlt sich "Österreichern verpflichtet"  

Strache unterstrich, dass sich die FPÖ in erster Linie den Österreichern verpflichtet fühle. Diese seien für ihn die Nächsten. Für SPÖ und ÖVP seien das hingegen die Brüsseler Bürokraten, die Grünen "lieben alles außer Österreich" und Frank Stronach sei vor allem an seiner Steuerschonung interessiert, teilte Strache in alle Richtungen aus. Die österreichische Bevölkerung bleibe dabei auf der Strecke, das wolle die FPÖ verhindern.

Ihr Wahlprogramm will die FPÖ am kommenden Mittwoch präsentieren. Die FPÖ wolle vieles besser, gerechter und effizienter gestalten, kündigte Strache an, während die Wahlprogramme der anderen Parteien "gegen Österreich gerichtet" seien. Er positionierte die FPÖ neuerlich als einzige Alternative zum rot-schwarzen System. Die anderen Parteien sind für ihn nur "Sauerstoffzelt für die Lebensverlängerung der Großen Koalition" und die Grünen im Speziellen seien "wie ein Soletti" fast schon überall dabei. Kickl bezeichnete den von manchen behaupteten Kampf der FPÖ um Platz drei mit den Grünen als falsch. Die FPÖ orientiere sich nach oben, SPÖ und ÖVP würden "den Hauch der FPÖ spüren".

"Kein kuscheliger Spaziergang"  

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) sollten sich jedenfalls "warm anziehen". Die Wahl werde für sie "kein kuscheliger Spaziergang", meinte Strache. Er kündigte an, im Wahlkampf so viele Veranstaltungen wie möglich zu besuchen und alle TV-Konfrontationen zu bestreiten. "Ich mache das aus Liebe", das würden die Menschen spüren, gab sich Strache zuversichtlich.

Einen Zusammenhang mit dem Wahlkampf vermutet die FPÖ auch bei dem Urteil im Telekom-Prozess von Freitagabend. Strache und Kickl sehen jedenfalls ein "durchsichtiges Spiel" darin, dass das Urteil gegen die FPÖ jetzt gefallen sei und Ermittlungen gegen die anderen Parteien auf die Zeit nach der Wahl verzögert würden. Sie erwarten sich jetzt auch einen "umfassenden Angriff der Ermittlungsbehörden" bezüglich der Verbindungen der Telekom zu SPÖ, ÖVP und Grünen. Für Strache ist klar, dass die FPÖ nicht von der Telekom profitiert habe, die Frage sei, ob sich jemand persönlich und privat bereichert habe. Die FPÖ will nun zunächst die schriftliche Ausfertigung des Urteils abwarten und dann Berufung einlegen. Wenn die Verurteilung zur Zurückzahlung der 600.000 Euro doch rechtskräftig werden sollte, würde man prüfen, ob man sich an den Verantwortlichen schadlos halten könne.

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