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Wirbel um Schiff mit tausenden toten Schafen

Heute Redaktion
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Bild: Vier Pfoten

Furchtbare Tragödie um einen Langstreckentransport von 13.000 Schafen von Rumänien nach Jordanien! Das Anlegen im Hafen von Aqaba, Jordanien, war dem Schiff verweigert worden. Nach zwei Wochen fährt es den Hafen Berbera in Somalia an, nachdem es auch in keinem anderen Hafen entlang seiner Route durch das Rote Meer und den Golf von Aden die Erlaubnis zur Einfuhr bekam.

 

Laut dem jordanischen Ministerium für Landwirtschaft waren 5.200 Schafe bei der Ankunft in Jordanien bereits tot. Dem Schiff wurde das Anlegen im Hafen verweigert. Offizielle Vertreter des Landes erklärten, dass die Schafe nach acht Tagen ohne Wasser und Futter verstarben.

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten ist entsetzt: „Der ganze Vorfall ist eine Tragödie für den Tierschutz und die Nahrungsmittelsicherheit. Wir beobachten die Route des Schiffes, das offenbar nicht nach Europa zurückkehrt, sondern versucht, die toten Tiere in einem afrikanischen oder arabischen Land abzuladen. Es steuert jetzt Somalia an, nachdem es nirgendwo sonst eine Einfuhrerlaubnis bekommen hat. Was spielt sich auf diesem Schiff ab? Sind dort überhaupt noch lebende Tiere übrig?“, fragt sich Campaigner Gabriel Paun.

 

Vier Pfoten Rechercheure hätten bei dem Transport bereits Tierschutzprobleme erkannt, bevor das Schiff die EU verlassen hatte. Bei der Ankunft im rumänischen Schwarzmeer-Hafen Midia verließen einige Transporter von Holder Trade - jener Firma, der die Tiere gehören - den Hafen mit Schafen, die eigentlich für den Export gedacht waren. Videoaufnahmen belegen, dass sich in diesen Transportern bereits kranke und tote Tiere befanden und die meisten von ihnen keine Ohrmarken trugen. Später fanden die Rechercheure zudem heraus, dass das Schiff eigentlich nur für Frachtgut und keine Lebendtiere zugelassen war.

 

„Eine solche Seereise zeigt, dass Langstreckentransporte nicht ausreichend kontrolliert werden. Der Fall wirft zahlreiche Fragen auf und erfordert ein sofortiges Einschreiten der Europäischen Kommission und international zuständigen Organisation, wie der OIE“, so Paun.

 

Die weltweite Nachfrage nach billigem Fleisch führe dazu, dass immer billigere Produkte angeboten werden. Um das möglich zu machen, nehmen die Produzenten Risiken in Kauf – eines davon ist mangelnde Lebensmittelsicherheit. Da viele der Schafe auch keine Ohrmarken trugen, sei eindeutig, dass EU-Richtlinien verletzt wurden. Der Trend zum Export von Lebendtieren zu Niedrigpreisen scheint die Nachfrage für einen Markt geschaffen zu haben, der sich nicht an die EU-Vorschriften für Nutztiere hält, die aus den EU-Mitgliedsstaaten stammen. Das ist vor allem deshalb beunruhigend, da die Nachverfolgbarkeit von Lebendtieren einer der zentralen Aspekte der Tiergesundheitsstrategie „Vorsorge ist besser als Heilung“ darstellt.

 

Jedes Jahr würden über drei Millionen Lebendtiere aus der EU in Drittstaaten transportiert. Viele weitere Millionen Tiere seien darüber hinaus von Langstreckentransporten innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten betroffen. Das führe dazu, dass mehrere Millionen Tiere unzählige Stunden während ihres Transports unnötige Leiden ertragen müssten.

Dramatischer Appell der Tierschützer

Vier Pfoten fordert die Europäische Kommission dazu auf, diesen Fall zu prüfen und sich für die härtestmöglichen Sanktionen gegen den rumänischen Besitzer der Schafe, die verantwortlichen rumänischen Behörden und das Transportunternehmen auszusprechen.

Die Kommission sollte volle Transparenz und Rückverfolgbarkeit bei der Kennzeichnung von Fleisch durchsetzen. Diese Forderung hätte eine Limitierung von Langstreckentransporten lebender Tiere zur Folge und wäre auch im Sinne der Verbraucher, die mehr Transparenz im Bereich Nahrung wünschen, wie eine aktuelle Umfrage ergab. Darüber hinaus gebe es einen deutlichen Trend zu in der Region produzierten Produkten, wie mehrere Initiativen verschiedener Einzelhändler zeigen.

Vier Pfoten fordert außerdem die OIE auf, das Schiff zu kontrollieren, das seit Tagen tote Tiere transportiert und damit ein potentieller Überträger von Krankheiten sein könnte, und gegebenenfalls die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um deren Ausbreitung zu verhindern.