Der Tod von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah gleicht einem Donnerschlag im Nahen Osten. Nach der schwersten Niederlage, welche die Gruppe in ihrer 42-jährigen Geschichte erlitten hat, steht sie nun vor der Herausforderung, einen neuen Führer zu wählen.
Die Hisbollah ernennt ihre Anführer zwar in meist geheimen und eher undurchsichtigen Verfahren. Schon jetzt ist aber ein Name für die Nachfolge im Umlauf: Haschim Safi al-Din, Chef des Hisbollah-Exekutivrats. Safi al-Din überwacht die politischen Angelegenheiten der Hisbollah.
Der mögliche Kandidat ist laut der Nachrichtenagentur Reuters ein Cousin Nasrallahs und Vater vom Schwiegersohn des mächtigen iranischen Generals Ghassem Soleimani, der 2020 im Irak durch einen US-Drohnenangriff getötet wurde.
Safi al-Din soll schon seit den 1990er-Jahren auf eine Führungsrolle innerhalb der Hisbollah vorbereitet worden sein. Als Vorsitzender des Exekutivrates überwacht er die politischen Angelegenheiten der Organisation. Er sitzt auch im Dschihad-Rat, der die militärischen Operationen der Gruppe leitet. Laut arabischen Medienberichten war er zuletzt unter anderem für finanzielle Fragen und tägliche Abläufe innerhalb der Miliz zuständig.
Nasrallah "begann, ihm in verschiedenen Räten der libanesischen Hisbollah massgeschneiderte Positionen zuzuweisen. Einige von ihnen waren undurchsichtiger als andere. Sie liessen ihn kommen, gehen und sprechen", erklärt Iran-Experte Phillip Smyth zu Reuters.
Haschim Safi al-Din ist wie Nasrallah Geistlicher, der den schwarzen Turban trägt. Dies soll seine Abstammung vom islamischen Propheten Mohammed kennzeichnen.
Das US-Außenministerium bezeichnete Safi al-Din 2017 als Terroristen. Zuletzt hatte der 60-Jährige im Juni mit einer massiven Eskalation gegen Israel gedroht, nachdem ein anderer Hisbollah-Kommandeur getötet worden war. "Der Feind soll sich darauf vorbereiten, zu weinen und zu jammern", sagte er während der Beerdigung.
Erst vor kurzem, bei einer Veranstaltung in Dahiyeh, der Hochburg der Hisbollah in den südlichen Vororten Beiruts, erklärte Safi al-Din in einem Zeichen der Solidarität mit den palästinensischen Kämpfern: "Unsere Geschichte, unsere Waffen und unsere Raketen sind auf eurer Seite."