Niederösterreich

Wird Zucker Mangelware? Gift-Verbot bedroht Rübenanbau

Der EuGH hat entschieden: Neonicotinoide dürfen in der Landwirtschaft nicht  verwendet werden - ohne Ausnahme. Tausenden Rübenbauern droht das Aus.

Isabella Nittner
Tonnenweise Rüben werden pro Jahr in NÖ zu Zucker verarbeitet, das Neonicotinoid-Verbot bedroht jetzt die Bauernschaft.
Tonnenweise Rüben werden pro Jahr in NÖ zu Zucker verarbeitet, das Neonicotinoid-Verbot bedroht jetzt die Bauernschaft.
Stefan Sauer / dpa / picturedesk.com

Eigentlich sind Neonicotinoide bereits seit 2018 verboten. Das synthetische Insektizid hilft bei Schädlingsbefall in der Landwirtschaft, ist aber auch dafür bekannt, das Leben von Bienen stark zu gefährden. Die Europäische Union erließ also ein Verbot für die Anwendung des Pflanzen-Spritzmittels. 

Viele Notfall-Zulassungen

Doch viele Mitgliedsstaaten haben sich daran nicht gehalten, sondern den Einsatz per Notfall-Zulassung erlaubt. So auch in Österreich. Der Europäische Gerichtshof sprach deshalb jetzt ein Machtwort: "Keine Notfallzulassungen mehr!"

Durch das endgültige Aus für Neonicotinoide bangen aber jetzt auch die Tausenden Rübenbauern um ihre Existenz. Denn das Insektizid war bisher die einzige Waffe gegen den Rübenderbrüssler, der binnen kürzester Zeit ganze Felder kahl frisst.

1/3
Gehe zur Galerie
    Der Rübenderbrüssler frisst binnen kürzester Zeit ganze Felder kahl.
    Der Rübenderbrüssler frisst binnen kürzester Zeit ganze Felder kahl.
    LK Österreich/Mag. Harald Schally

    "Die Neonicotinoide in der Saatgutbehandlung waren die einzige Möglichkeit, die Schädlingspopulation in Griff zu halten. Alternative Insektizide für die Flächenbehandlung gibt es kaum und diese haben nicht einmal ansatzweise eine vergleichbare Wirkung", heißt es seitens der Bauernschaft, deren "Geschäft" sich nach vielen schwierigen Jahren langsam wieder fängt.

    Der Preis für eine Tonne Zuckerrüben verdoppelte sich 2022 im Vergleich zum Vorjahr und stand bei 65 Euro, zuvor waren die Preise im Keller, der Anbau lohnte sich kaum noch.

    Rübenbauern-Präsident und Weinviertler Bauer Ernst Karpfinger
    Rübenbauern-Präsident und Weinviertler Bauer Ernst Karpfinger
    Die Rübenbauern

    "Dass gerade jetzt die Entscheidung des generellen Verbots von Neonicotinoiden in der Saatgutbehandlung getroffen wurde, könnte zwei historische Werte hervorrufen. Einerseits erlebt die Zuckerrübe die höchsten Preise und andererseits besteht aber die Gefahr, dass in Österreich die geringste Anbaufläche in den letzten Jahrzehnten für die heurige Anbausaison zur Verfügung steht. Dadurch könnte erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg eine Unterversorgung Österreichs mit heimischem Zucker entstehen", so Rübenbauern-Präsident Ernst Karpfinger. Dies wiederum bedeutet enorm steigende Preise.

    Standards bei Importen weniger streng

    Auch vor Importen aus Drittländern warnt die Interessensvertretung, die Zucker-Einfuhren seien innerhalb der EU im vergangenen Jahr massiv gestiegen. Dass hier um einiges weniger auf die Produktionsstandards geschaut werde, kritisieren die österreichischen Rübenbauern ebenfalls.

    "Das ist unfair und wettbewerbsverzerrend! Während bei der europäischen Produktion Wirkstoffe erst gar nicht verwendet werden dürfen, werden bei Importen sogar Rückstände dieser Mittel toleriert", ärgert sich Karpfinger über eine "heuchlerische Doppelmoral".

    1/64
    Gehe zur Galerie
      <strong>26.04.2024: Barometer-Beben! Neue Konkurrenz für FP-Chef Kickl.</strong> Enges Rennen im April-Barometer von <em>"Heute"</em>: Vier Parteichefs haben exakt dieselben Zustimmungswerte. <a data-li-document-ref="120033420" href="https://www.heute.at/s/barometer-beben-neue-konkurrenz-fuer-fp-chef-kickl-120033420">Bier-Chef Wlazny wird auf Platz 1 ausgewiesen &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120033251" href="https://www.heute.at/s/kein-auto-kein-haus-so-lebt-rene-benko-120033251"></a>
      26.04.2024: Barometer-Beben! Neue Konkurrenz für FP-Chef Kickl. Enges Rennen im April-Barometer von "Heute": Vier Parteichefs haben exakt dieselben Zustimmungswerte. Bier-Chef Wlazny wird auf Platz 1 ausgewiesen >>>
      Denise Auer, Helmut Graf