Coronavirus

Wirtin nach Shutdown: "Mein Leben wurde zerstört"

Nach dem Corona-Shutdown kämpft Gastronomin Farangis Firoozian um die Existenz. Ihr zuvor gut gebuchtes Lokal "Soul Kitchen Vienna" steht vor dem Aus.

Sandra Kartik
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Lokalchefin Farangis Firoozian steht nach dem Corona-Shutdown vor dem Aus ihres Wiener Lokals "Soul Kitchen".
Lokalchefin Farangis Firoozian steht nach dem Corona-Shutdown vor dem Aus ihres Wiener Lokals "Soul Kitchen".
Doris Heinrich Photography

"Ich kann nimma. Ich hab schon keine Tränen mehr." So beginnt ein emotionales Posting, das die Wiener Lokalbesitzerin, Köchin und Sängerin Farangis Firoozian kürzlich auf Facebook gepostet hat. "Fünf Jahre meines Lebens habe ich Tag und Nacht geschuftet, um ein Unternehmen aufzubauen, für das ich 60 Prozent der Einnahmen an den Staat abführen durfte. Als ich es endlich geschafft habe, aus eigener Kraft ein erfolgreiches Unternehmen daraus zu machen und nach Panikattacken und Burnouts endlich Licht am Ende des Tunnels sah, hat mich die Regierung zerstört", klagt sie an.

"Ich muss sogar aus meiner Wohnung ausziehen"

Seither hat sich nichts an der drastischen Situation rund um ihr zuvor meist ausgebuchtes Lokal "Soul Kitchen Vienna" in Wien-Landstraße geändert. "Mein ganzes Leben wurde in nur zwei Monaten zerstört. Vorher war alles fein, nun muss ich sogar aus meiner Wohnung ausziehen, weil ich sie mir nicht mehr leisten kann", berichtet sie erschüttert.

Ihr Restaurant, das vor Corona auch als beliebte Location für Konzerte und Events gebucht wurde, hat extreme Einbußen. "Uns fehlen 90 Prozent unserer Gäste", erzählt Firoozian. Denn der Großteil ihrer Stammkunden kommt aus den benachbarten Ministerien, Gerichten und dem Justizzentrum, "es sind etwa 5.000 Büromitarbeiter, die erst schrittweise aus dem Home Office zurückkehren. Erst im September wird es wieder richtig anlaufen." Ob es das Lokal bis dahin noch gibt, ist mehr als fraglich.

Gastronomie in der Krise

Firoozian ist nicht alleine mit ihrem Überlebenskampf: "Viele meiner Kollegen müssen der Reihe nach zusperren. Lieferanten, die seit über 20 Jahren im Geschäft sind, haben massive Probleme, über die Runden zu kommen", erzählt die wütende Wirtin. "Wir Gastronomen bekommen keine Überbrückungskredite. Laut Banken hat das der Staat so vorgegeben", ärgert sich die Unternehmerin, die für ihre neun Mitarbeiter und sich im Dauereinsatz ist.

"Wir haben keinerlei Kompensation für den Shutdown bekommen. Wir mussten alles wieder hochfahren, obwohl es sich derzeit nicht annähernd rentiert." Firoozian bewirtete auch eine Woche lang Gesundheitsminister Rudolf Anschober und einen Teil des Corona-Kristenstabs. "Das hat schon etwas geholfen, aber die Frage ist, wie wir nun weiter über die Runden kommen sollen."

Wer hilft, wird dann zur Party geladen

Die Lokalbesitzerin hat deshalb nun eine Crowdfunding-Aktion auf startnext.com gestartet. "Wir können die Kosten, die der Shutdown verursacht hat, unmöglich aufholen. Wir brauchen jede Unterstützung. Wenn wir es geschafft haben, gibt es ein großes Grillfest mit Gratis-Getränken für alle Spender", verspricht die Wirtin, die ursprünglich aus der Hauben-Gastronomie kommt. "Ich bin eine Kämpferin und gebe nicht auf", verspricht sie.