Österreich

Witwer zahlt Kassen- beiträge für tote Ehefrau

Heute Redaktion
14.09.2021, 03:00

Seit dem Tod seiner Gemahlin bezieht Gerhard L. (68). neben seiner Alterspension auch eine Witwerpension - allerdings muss er seither auch Unglaubliches bezahlen.

"Da, schauen Sie her, hier steht es schwarz auf weiß!" Sichtbar in Fahrt zückt der sonst gemütliche Wiener Gerhard L. (68) Post von der Pensionsversicherung. Vor einem Jahr ist Gerhards Frau an Krebs gestorben. Seither bezieht er auch eine Witwerpension von 259,58 Euro, bekommt aber nur 246,34 Euro ausbezahlt. Denn 13,24 Euro werden jeden Monat als "Krankenversicherungsbeitrag" (KV) abgezogen.

"Wofür? Brauchen Tote eine E-Card, müssen sie zum Arzt oder ins Spital?", ist Gerhard baff. Als er erfuhr, dass auch sein Freund Johann G. als Witwer in die Phantom-Kassa einzahlen muss (19,81 Euro), griff er zum Rechner: "Rund 600.000 Menschen in Österreich bekommen eine Hinterbliebenen-Pension. Wenn jedem im Schnitt 15 Euro abgezogen werden, ergibt das im Jahr 108 Millionen Euro von Toten für die Krankenkassen."

"Das mag komisch klingen", gibt Dieter Holzweber vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger zu, stellt aber klar: "Diese Pensionen werden als Einkommen betrachtet. Und für Einkommen gilt: 5,1 Prozent KV-Beitrag." "Aha", sagt Witwer Gerhard L. und nickt zur Wunderwelt der Bürokratie. "Alles klar" sagt er nicht.

Wolfgang Höllrigl

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