Genuss

Wodka aus Tschernobyl beschlagnahmt

"Atomik" wurde kurz vor der Auslieferung von ukrainischen Behörden konfisziert - dabei soll der Gewinn Einheimischen aus der Todeszone zugute kommen.

Christine Scharfetter
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Vor zwei Jahren wurde zum ersten Mal eine Flasche Wodka aus radioaktivem Getreide präsentiert.
Vor zwei Jahren wurde zum ersten Mal eine Flasche Wodka aus radioaktivem Getreide präsentiert.
The Chernobyl Spirit Company

Schon 2019 war die Schlagzeile um die Welt gegangen: Es gibt tatsächlich einen Wodka destilliert mit Zutaten aus Tschernobyl. "Atomik" ist eine Spirituose von Forschern der Portsmouth Universität in Großbritannien, die damit unter dem Namen "The Chernobyl Spirit Company" ein soziales Projekt auf die Beine stellen wollen: 75 Prozent der Gewinne sollen Einheimischen aus der Todeszone zugute kommen, deren wirtschaftliche Existenz sich nach der Reaktorkatastrophe 1986 nie wieder erholt hat.

1.500 Flaschen konfisziert

Doch soweit kam es jetzt nicht. Die ersten 1.500 Flaschen, die am 19. März auf dem Weg in britische Spirituosengeschäfte waren, wurden von den ukrainischen Behörden beschlagnahmt. Wie die BBC berichtete, war die Lieferung auf einem Lastwagen der Brennerei in den Karpaten von Beamten gestoppt und dort konfisziert worden. "Unsere erste Produktion von Atomik Apple Spirit wurde aus für uns unklaren Gründen von ukrainischen Sicherheitsdiensten beschlagnahmt", schreibt das Unternehmen auf seiner Webseite. Demnach seien die Flaschen nun in den Händen der Kiewer Staatsanwaltschaft.

"Es scheint, dass sie uns beschuldigen, gefälschte ukrainische Verbrauchssteuerstempel zu verwenden." Da die Flaschen aber für den britischen Markt bestimmt sind, seien sie ordnungsgemäß mit den dortigen Steuermarken versehen, versicherte Universitätsprofessor Jim Smith, einer der Gründer des Spirituosen-Unternehmens, gegenüber der Nachrichtenseite.

Radioaktives Getreide

Vor zwei Jahren hatten die Forscher ihre erste Flasche Wodka aus Getreide aus der Todeszone – sie umfasst 30 Kilometer um den Reaktor – gebrannt. Auch das Wasser, das sie verwendeten, stammte aus der Gegend. Während vor dem Destillationsprozess immer noch Radioaktivität in dem Getreide nachgewiesen werden konnte, war dem anschließend nicht mehr so. Die Spirituose war zum Verzehr geeignet und ungefährlich, stellten die Wissenschaftler fest.

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The Chernobyl Spirit Company

Der aktuelle "Atomik Apple Spirit" wurd aus Äpfeln aus dem Bezirk Narodychi gebrannt. Dabei handelt es sich um eine der wenigen Gebiete in Reaktornähe, die noch bewohnt sind. Kommerzielle Landwirtschaft ist in dem Gebiet nach wie vor verboten. Aus diesem Grund war es auch ein Zeil des Projektes, zu zeigen, wie das Land um die Sperrzone wieder produktiv genutzt werden kann.