Österreich

Wölbitsch: "Wien braucht Umsetzungsoptimismus"

Heute Redaktion
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Seit Wochen besucht VP-Stadtrat Markus Wölbitsch mit seinem türkisen Faltrad Wiener Unternehmen, um zu erfahren, wo der "unternehmerische Schuh" drückt. "Heute" hat ihn begleitet.

Der Verteilerkreis Favoriten ist einer von Wiens größten Kreisverkehren Wiens und ein Verkehrsknotenpunkt. Bis zu 85.000 Autos sind hier täglich unterwegs. Für das Wiener Start Up "Smatrics" der ideale Standort, um in der Ludwig von Höhnel Gasse 2 Österreichs erste und einzige Ultra-Schnelladestation für e-cars zu errichten. Im Zuge seiner Stadtrad-Tour stattete auch der nichtamtsführende Stadtrat der ÖVP Wien Markus Wölbitsch der "Tankstelle" einen Besuch ab. Begleitet wurde er von Smatrics-Geschäftsführer Michael-Viktor Fischer, der sich sichtlich freute der Politprominenz seine Ladestellen vorstellen zu können.

"E-Mobilität ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern wird auch zunehmend zu einem wirtschaftlichen Faktor", betonte Wölbitsch, der beim Favoritenkreis sein liebgewonnenes türkises Faltrad kurzfristig gegen einen BMW i3 tauschte. "Dass das Auto ebenfalls türkis ist, ist reiner Zufall, aber es freut mich sehr", schmunzelt Wölbitsch. Bevor er sich aber selbst von den Vorzügen des e-Autos überzeugen konnte, hieß es zunächst "auftanken".

400 Kilometer in maximal 20 Minuten

Dank des ausgefeilten Smatrics-Systems ist das eine Sache von wenigen Minuten. Karte raus, Stecker rein und fertig. Geladen werden kann via Smatrics-Karte oder über App. "Die Ladestelle am Favoritenkreis ist die österreichweit einzige Ultra-Schnellladestation und die erste Ladestelle, die durch jemand anderes als der Stadt Wien auf öffentlichem Grund errichtet wurde. Hier haben wir die Wien Energie als wichtigen Partner", erklärte Fischer. Um genug Strom für die nächsten 100 Kilometer zu tanken, braucht es hier gerade einmal fünf Minuten. "Für eine Vollladung sind, je nach Autotyp, maximal 20 Minuten nötig. Die ersten 80 Prozent der Batteriekapazität werden im Schnellmodus geladen, danach startet das System absichtlich einen langsameren Ladezyklus um die Batterie zu schonen", erklärt der Experte.

Von der Geschwindigkeit überrascht zeigte sich auch Wölbitsch: "Das war's schon" lachte er, bevor sich hinter das Lenkrad des e-cars setzte. Dann ging es ein paar Minuten über den Verteilerkreis und durch Favoriten zu der nächsten Smatrics-Ladestelle auf dem Parkplatz einer großen Supermarktkette.

"E-Mobilität ist die Zukunft"

Er sei Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) für ihre Unterstützung und ihrem Einsatz für E-Mobilität dankbar, dennoch könne die Stadt Wien noch weit mehr tun, betonte Fischer. "E-Mobilität ist die Zukunft. Spätestens wenn 2021 die Regelung der EU in Kraft tritt, die Obergrenzen an CO2-Emissionen für alle neuzugelassenen Autos vorsieht", erklärt Fischer.

Ab dann dürfen neue Autos nur noch 95 Gramm CO2 pro Kilometer erzeugen, wenn diese Grenze unterschritten wird, droht für jedes Gramm eine Strafpönale von 95 Euro. Zahlen muss diese der jeweilige Autohersteller. "Wenn wir das hochrechnen, heißt das den Herstellern Zahlungen in Milliardenhöhe drohen", so Fischer.

Gerade deshalb sei er dankbar, dass sich nun auch die Politik vermehrt dem Thema annehme. "Und natürlich haben wir nicht jeden Tag einen Stadtrat zu Besuch, das ist schon etwas Besonderes", schmunzelt Fischer. Die zunehmende Bedeutung der E-Mobilität werde auch Auswirkungen auf Wien haben. "Das Opelwerk in Aspang produziert Getriebe, die bald nicht mehr gebraucht werden", unterstreicht der Unternehmer. Hier wäre die Stadt beraten einen Plan für danach zu haben.

"Wiener Antwort auf Ideen: Geht nicht"

In dieselbe Kerbe schlägt auch Stadtrat Wölbitsch. "Der Stadt fehlt Unternehmungsoptimismus. Das ist ein Anliegen, dass ich bei meinen Besuchen bei den Wiener Unternehmen und Betrieben öfter höre. Wenn jemand mit einer Geschäftsidee zur Stadt Wien kommt, um sich etwa über die nötigen Genehmigungen zu erkundigen, bekommt er gleich einmal fünf Gründe, wieso das nicht geht", so Wölbitsch.

Die Stadt müsse hier unternehmerfreundlicher werden und mehr als Beratungs- und Unterstützungsstelle auftreten. "Ich kenne einen Fall, wo es wegen der langen Behördenwege von der Idee bis zur Realisierung eineinhalb Jahre gedauert hat", so der Stadtrat.

Unklare Regeln erschweren Innovationen

Probleme wie diese sind auch Fischer nicht unbekannt. "Im Bereich der E-Mobilität scheitert es oft daran, dass es für die Magistrate keine klaren Regeln gibt, nach denen sie entscheiden können. Dazu kommt in Wien, dass die Kompetenzen zwischen 'roten' und 'grünen' Stadtratbüros aufgeteilt sind. Da muss die Stadt schneller und flexibler werden, um in einer Welt der immer schneller kommenden Innovationen und Entwicklungen mithalten zu können", ist Fischer überzeugt.

Vorstellbar wäre für den VP-Stadtrat etwa eine "Andockstelle" in der Stadt Wien, zu der Unternehmen mit ihren Ideen gehen können und die dann die zuständigen Stellen vernetzt. "Doch hier gibt es zwei Probleme: Die Zäune zwischen den Ressorts und die Wände in der Verwaltung, also den Magistratsabteilungen", so Wölbitsch.

In Niederösterreich oder Oberösterreich herrsche hier eine deutlich größere Willkommenskultur, so Wölbitsch, "das kann auch für Wien ein Vorbild werden".