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"Wolcen": Nach Bug-Fest nun ein tolles Hack & Slay

Heute Redaktion
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Unser Test zu "Wolcen: Lords of Mayhem" hat sich verspätet. Der Grund: Bugs ohne Ende. Die sind jetzt halbwegs im Griff und es bleibt ein außergewöhnliches Spiel.

Mit der Veröffentlichung von "Wolcen: Lords of Mayhem" für PC haben sich die Entwickler "Wolcen Studio" nach einer mehrjährigen Beta-Phase keine Freunde gemacht. Zuerst gingen die Server des Spiels komplett in die Knie, dann kamen Abstürze und Bugs hinzu, die teilweise sogar den gesamten Spielfortschritt einfach auslöschten. Mittlerweile wurden Updates für die größten Probleme eingespielt.

Was nicht bedeutet, dass "Wolcen" nun ganz ohne Fehler läuft. Noch immer gibt es Ruckler, grafische Aussetzer und Ärgernisse wie eine ziemlich verhunzte deutsche Übersetzung in den Untertiteln. Und dennoch: "Wolcen: Lords of Mayhem" ist spielbar und glänzt mit Ansätzen, die für ein Hack & Slay außergewöhnlich sind. Trotz der Fehler, die vermutlich noch ausgeräumt werden, sollte man als Genre-Fan unbedingt einen Blick riskieren.

Das tun mittlerweile auch Zehntausende Spieler. Aus gutem Grund. Schon die Grafik des Titels ist spektakulär, die Spielwelt sieht bis ins Detail wie ein Hochglanz-Film aus, die Licht- und Schatteneffekte suchen im Genre ihresgleichen und Effekte explodieren wie ein Feuerwerk am Bildschirm. Als Bonus gibt es, und auch das findet man bei Hack & Slays nicht oft, gewaltig inszenierte Zwischensequenzen.

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Bildschöne 20-Stunden-Kampagne

Um was geht es in der 20-stündigen Kampagne? Der Spieler ist einer von drei Überlebenden des Gemetzels von Castagath. Nach seiner Rettung wird er einer strengen militärischen Ausbildung unterzogen und bekommt die Aufgabe, das Land vor dunklen Mächten zu schützen. Als die Bruderschaft der Dämmerung eine Festung angreift, sollen wir bei der Operation Dämmertod, zum Gegenschlag ausholen.

Die Story erinnert stark an "Herr der Ringe" und weiß mit einem gut gewählten Sound sowie soliden Sprechern zu überzeugen. Das Gameplay wiederum ist deutlich von den "Diablo"-Spielen inspiriert, lässt aber eines vermissen: Nebenmissionen oder Aufgaben abseits der Kampagne, die man linear durchspielen muss. Entschädigt wird man von gewaltigen Boss-Kämpfen.

Klassisches Konzept mit Innovationen

Das Grundkonzept von "Wolcen" entspricht klassischen Hack & Slays: Man klickt sich durch die unglaublich schön anzusehenden Dungeons, greift Monster und Krieger an, sammelt bei ihren Toden Beute und Erfahrungspunkte. Gefundene Gegenstände können in Dörfern verkauft und Erfahrungspunkte im Fähigkeiten-Baum eingesetzt werden. Doch schon hier gibt es kleine Innovationen, die dem Spiel eine eigene Identität verleihen.

Je nach gewähltem Held (Krieger, Fernkämpfer, Magier) kann die Spielfigur auch ausweichen, festlegbare Manöver wie Sprünge ausführen oder sich in ein riesiges Monster verwandeln. Auch gibt es zwar verschiedene Angriffstypen, aber keine vorgegebenen Klassen. Die Spezialisierung erfolgt über Rüstungen und Waffen. Mit Fernkampfen-Waffen schalten sich Fernkampf-Skills und -Boni frei, mit Nahkampfwaffen kann man wiederum auf ganz andere Kombinationen zurückgreifen, die wiederum auch wieder hochleveln.

Noch etwas Balancing nötig

Der Vorteil dieses Skill-Systems: Man kann sich nicht in eine Ecke leveln, in der man gegen gewisse Gegner vielleicht chancenlos ist. Mit etwas Beute im Gepäck lässt sich der Charakter vollkommen umstellen und an jede Herausforderung anpassen. Und: Auch das Gameplay zeigt sich dadurch abwechslungsreicher, da man eher dazu tendiert, den Spielstil auch mal zu wechseln, als das ganze Spiel nur mit einer Angriffsklasse zu bestreiten.

Einziges Manko hier: Es fehlt noch am Balancing. Manche Fähigkeiten scheinen fast wirkungslos zu sein, andere sind zu stark ausgefallen. Dennoch macht es Spaß, sich besondere Kämpfer zusammenzustellen, etwa Feuer-Zweihänder-Schwertkrieger oder Eis-Bogen-Fernkämpfer. Die verschiedenen Fähigkeiten sind bis auf die Waffen-Wahl frei kombinierbar und lassen sich zu überraschenden und schlagkräftigen Kombinationen zusammenbauen. Die Punkte lassen sich zudem jederzeit zurücksetzen und neu verteilen.

Unübersichtliches Inventar

Schwierigkeiten zeigen sich derzeit noch beim Inventar. Zwar sind die Beute-Werte farblich gekennzeichnet, die Items lassen sich aber nicht im Inventar sortieren oder organisieren. Je mehr man also mit sich rumschleppt, umso unübersichtlicher wird das. Außerdem lässt sich ohne genauere Analyse der Waffen und Rüstungen nicht sagen, welches das beste Item für den Einsatz ist. Grund-Schaden oder -Schutz wird nämlich nicht angezeigt oder wird geschickt versteckt, nur die Effekt-Werte werden eingeblendet.

Was dafür eine nette Spielerei ist: Die Items können nach eigenem Wunsch optisch verändert werden, um einen Spieler mit dem gewünschten durchgängigen Aussehen umzusetzen. Wo die Entwickler allerdings noch unbedingt die Ärmel hochkrempeln müssen: Nach dem Abschluss der Kampagne. Danach lässt sich "Wolcen" im Endspielmodus "Champion of Stormfall" spielen, um eine Stadt wiederaufzubauen. Weil allerdings die Gebäude, die für Statuseffekte und Boosts sorgen, nur in hässlichen Menüs versteckt sind, macht das keinen Spaß.

Tolles Spiel, auf das noch Arbeit wartet

An vielen Ecken und Enden zeigt "Wolcen: Lords of Mayhem" seine Genialität mit Innovationen hervorblitzen, zeigt aber auch noch ebenso viele Bugs. Spielbar ist das Game ohne Frage, sichtbar sind die Fehler aber auch. Und vor allem im Endgame muss noch einiges an Fehlerbehebung gearbeitet werden. Schade, denn mit einem reibungslosen Start würde ein richtiggehender Hype um das Hack & Slay herrschen.

Vor allem die Grafik kann sich sehen lassen und lässt Konkurrenten im Genre blass aussehen. Auch, dass die eigenen Charaktere so tiefgehend verändert und Fähigkeiten beinahe ohne Begrenzung kombiniert werden können, gefällt gut. Einfaches Klick-Kämpfen und gewohnte Mechaniken wie Beute und Erfahrung sammeln lassen auch Neulinge schnell Erfolge feiern. Am Balancing wiederum muss noch gewaltig geschraubt werden, sonst sind die vielen freischaltbaren Skills einfach sinnlos. Bekommen die Entwickler alles in den Griff, ist "Wolcen: Lords of Mayhem" ein ganz heißer Spieletipp.