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Wolfsrudel reißt mehr als 40 Schafe in einer Nacht

Heute Redaktion
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Ein Wolfsrudel hat auf einer Weide einer Naturschutzstation ein Blutbad angerichtet, allerdings nicht aus Hunger. "Sie haben sofort töten wollen", so die behandelnde Tierärztin.

Nahe der Gemeinde Niesky (Sachsen) an der deutschen Grenze zu Polen hat ein Wolfsrudel in nur einer einzigen Nacht ein Blutbad unter der Schafherde einer Naturschutzstation angerichtet. Das berichtet der TV-Sender "MDR".

Einwohner der Region hatten Dienstagfrüh auf den Straßen herumirrende Schafe entdeckt und die Naturschützer alarmiert. Diesen bot sich bei ihrer Kontrolle ein grausiger Anblick: Rund vierzig trächtige Moorschnucken-Mutterschafe und fünf Burenziegen lagen tot über eine riesige Fläche verstreut. Von weiteren 80 Tieren fehlte vorerst jede Spur.

"Es war nicht schön. Je später es wurde, desto mehr Tote haben wir dann gefunden", klagt die leitende Schäferin Meike Biskop (27), die als eine der ersten am Ort des Geschehens eintraf. Noch in den frühen Morgenstunden seien Wölfe dabei gewesen, ihre Opfer zu jagen. "Mein Kollege hat gesehen, wie der Wolf auf dem Schaf hing. Dieser hat auch keine Scheu gezeigt". Erst als sie aus dem Wagen gestiegen sei, habe der Isegrim die Flucht ergriffen.

Wölfe wollten "sofort töten"

Eigentlich pflegt man in dem Biosphärenreservat eine friedliche Koexistenz mit den zurückkehrenden Wölfen. Dass ein solches Rudel in der Nähe lebt, ist den Schäfern bekannt. Zur Zeit bringen die Raubtiere ihrem Nachwuchs das Jagen bei.

"Eigentlich jagt der Wolf nur das, was er frisst und braucht an Beute", erklärt Biskop in einem Interview mit "SAT.1". Sie vermutet deshalb, dass die unerfahrenen Jungtiere die Schafe zur Übung gerissen haben. Die Wölfe seien den Schafen direkt an die Kehle oder den Nacken gesprungen und hätten zugebissen, führt die behandelnde Tierärztin gegenüber dem Sender aus. Die Jäger hätten "sofort töten wollen". Nicht alle der überlebenden Schafe werde sie retten können, zeigt sich die Veterinärmedizinerin betroffen.

Trotz allem gegen Abschuss der Wölfe

Aus diesem Grund waren die Weidefläche eigentlich mit mobilen Elektrozäunen gesichert, doch in ihrer Panik dürften die Tiere die rund 1,10 Meter hohe Barriere einfach niedergetrampelt haben. Die Suche nach den vermissten Tieren werde noch einige Tage andauern, so Geschäftsführerin Annett Hertweck.

Dass jetzt so viele Tiere getötet wurden, stimme sie traurig, so die Stationsleiterin. Trotzdem sieht sie den durch Politiker in den Raum gestellten Abschuss der Raubtiere skeptisch. Die Ängste der Schafzüchter in der Region müsse man ernst nehmen, aber zugleich einen Kompromiss finden. In ihrem Fall bezweifle sie, dass dann auch die für das Blutbad verantwortlichen Tiere erwischt würden. (rcp)