Wolfsexperte Kurt Kotrschal

Heute Redaktion
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Kurt Kotrschal ist Biologe und Verhaltensforscher. Er gilt als DER Wolfsexperte Österreichs. Bei "HeuteTierisch" schreibt er wöchentlich über den Wolf.

(Kurt Kotrschal stellt sich vor)

Molche, Käfer und Heuschrecken, aber auch Kühe waren meine wichtigen Gefährten beim Heranwachsen am Stadtrand von Linz (damals gab es dieses Viehzeug dort noch). Dem Zehnjährigen eröffnete dann 1963 sein erstes Mikroskop eine völlig neue Welt des sonst unsichtbaren Lebens im Wassertropfen. Anfangs war es meine geduldige Großmutter, die schon dem Dreijährigen ihre Einmachgläser leihweise überließ, um Raupen und anderes Krabbelgetier zu sammeln. So entdeckte ich, dass aus Raupen zunächst steinchenartige „Puppen", und daraus Schmetterlinge werden. Erst in den frühen 1970er Jahren lernte ich an der Uni Salzburg, dass ich damals ganz privat die so genannte „holometabole Entwicklung" der Insekten entdeckt hatte.

Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstelle für Ethologie

Kurt Kotrschal
Wolfscience Center: www.wolfscience.at
Konrad Lorenz Forschungsstelle: www.klf.univie.ac.at
AG Wilditere: www.ag-wildtiere.com

Es gab sowieso keine Alternative zum Biologiestudium. Bis zur Matura war es eher eine Qual. Mit dem Biologiestudium in Salzburg kam die große Befreiung, die bis heute anhält. Nach Forschungsaufenthalten an den Universitäten Arizona und Colorado, USA zwischen 1976 und 1981, wurde ich 1990 an der Uni Wien Professor am Department für Verhaltensbiologie und Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstelle für Ethologie in Grünau/Oberösterreich, was ich bis zu meinem Ruhestand 2018 blieb. Die Uni Wien bezahlte mich für das, was ich am liebsten mache und gewährte mir nahezu grenzenlose Freiheit. Ich bin ihr sehr dankbar!

Mensch-Hundebeziehung

Mit dem ersten Kind kam übrigens 1978 auch der erste Hund ins Haus. „Rolfi", ein großer schwarzer Mischlingsrüde, war nicht nur maßgeblich dran beteiligt, dass unsere Kinder zu sozial kompetenten Jugendlichen heranwuchsen, mit ihm begann auch die Forschung zur Mensch-Hundebeziehung. Das wissenschaftlich erfolgreiche und für Besucher attraktive Wolfsforschungszentrum gründeten wir 2008 zu dritt, Friederike Range, Zsofiya Viranyi und ich (www.wolfscience.at).

Wissenschaftler des Jahres 2010

Ich schrieb immer schon gerne, mehr als 250 wissenschaftliche Beiträge in Fachzeitschriften, Buchbeiträge und Bücher, darunter Österreichs Wissenschaftsbuch des Jahres 2013. Überraschend kam die Wahl zum Wissenschaftler des Jahres 2010 und seit 2006 schreibe ich regelmäßig Kommentare für die Tageszeitung „Die Presse". Es freut mich nun sehr, dass ich in „Heute" regelmäßig über den Wolf aufklären darf.

AG Wildtiere

Passt sehr gut, denn im Herbst 2018 gründete ich gemeinsam mit ein paar anderen alten und störrischen Grauhaarigen die Arbeitsgruppe Wildtiere am Forum Wissenschaft und Umwelt. Einfach weil es uns ein Anliegen ist, Otter, Biber, Luchs, Bär und Wolf nicht nur als „Schädlinge" zu sehen, sondern als wichtige Teile der Natur mit wichtigen ökologischen Funktionen; aber auch als Mitgeschöpfe mit Lebensrecht. Unser Überleben wird letztlich davon abhängen, dass wir andere Tiere neben uns leben lassen. „Stirbt die Biene, stirbt auch der Mensch", heißt es. In gewisser Weise ist auch der Wolf eine Biene.

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