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"World of Warships" im Test: Dauerbrenner mit Tiefgang

Es kommt selten vor, dass ein Free-To-Play-Game auch noch Jahre nach seinem Start fesselt. Doch "World of Warships" wird immer besser und besser.

Rene Findenig
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    Anfangs stehen dabei relativ wenige Schiffe verschiedener Nationen zur Verfügung, wobei die Entwickler sehr viel Wert auf Realismus gelegt haben.
    Anfangs stehen dabei relativ wenige Schiffe verschiedener Nationen zur Verfügung, wobei die Entwickler sehr viel Wert auf Realismus gelegt haben.
    Wargaming

    Bereits seit Monaten bekriegen sich Spieler mit großen und kleinen Schiffen im Wargaming-Titel "World of Warships". Während am PC der Schwerpunkt auf Simulation und Realismus liegt, ist die Konsolenversion namens "World of Warships: Legends" eher actionlastig umgesetzt. Das Besondere: Den Titel gibt es als Free-to-Play-Game für PlayStation und Xbox, also kostenlos, jedoch mit optionalen kostenpflichtigen Inhalten, die im Spiel gekauft werden können – aber nicht müssen.

    Je, nachdem, ob man bei einem Premium-Paket mit vielen Inhalten, Boostern und Co., mit einigen Ingame-Käufen oder in der komplett kostenlosen Version startet, geht es direkt ans Eingemachte. Anfangs stehen dabei relativ wenige Schiffe verschiedener Nationen zur Verfügung, wobei die Entwickler sehr viel Wert auf Realismus gelegt haben. Schiffe wurden optisch sehr realistisch mit vielen Details umgesetzt, und auch die Größenverhältnisse wurden perfekt getroffen.

    Auch Anfänger steuern sofort wie Kapitäne

    So sehr die Optik ins Detail geht, so vereinfacht zeigt sich die Steuerung der Schiffe. Per Controller gibt man mit den Sticks Bewegungsrichtung und die Zielerfassung vor, die Schultertasten geben den Feuerbefehl und die Buttons aktivieren den Antrieb in verschiedenen Stärken. Später, wenn man größere und immer stärkere Schiffe kommandiert, kommen noch Spezialbefehle wie Bomben- und Torpedo-Abwürfe oder Wasserminen dazu. Kompliziert wird es allerdings nie, die Steuerung ist auch für Anfänger sehr gut und schnell erlernbar.

    Vertraut muss man sich allerdings mit den Eigenheiten des jeweiligen Schiffes machen, damit der Ausflug nicht gleich am Grund des Meeres endet. Deswegen sei Neulingen geraten, erst einmal ein paar Runden gegen KI-Feinde zu spielen, bevor es an Ziele von menschlichen Mitspielern geht. Keine Sorge, auch die KI ist nicht gerade schwächlich, aber immerhin etwas sanfter als ein "World of Warships"-Experte, findet aber einen guten Mix aus Trainingspartner und Herausforderung.

    Richtiges Versenken will gelernt sein

    Doch zurück zu den Schiffen: Was gelernt werden muss, ist jedenfalls die richtige Positionierung, ohne die man tatsächlich schnell untergeht. Frontal oder gar von hinten auf einen Feind zu schießen, ist realistischerweise problematisch, da in diesem Winkel immer nur jene Kanonen feuern können, die am Bug oder Heck verbaut sind – und das sind meist sehr wenig. "Aus vollen Rohren" schießen lässt es sich dagegen, wenn man sein Schiff parallel zum Ziel aufstellt. Allerdings kann man so bei unterlegener Feuerkraft auch schnell selbst zum Ziel eines Konterangriffs werden.

    Ebenso wichtig ist das Zielen. Zwar kann man Salve um Salve auf den Feind feuern, ohne Präzision schlagen aber nur wenige Geschosse auch dort ein. Als Anhaltspunkt dient dabei ein leicht zu lenkendes Fadenkreuz, wobei allerdings Realismus auch beim Kampf vorherrscht. So kann ein alter Kahn zwar mächtig Durchschlagskraft aufweisen, wird aber in Sachen Präzision nicht an ein modernes Kriegsschiff herankommen. Genial sind aber die taktischen Möglichkeiten. Mit einem oder zwei Partnern kann man durchaus eine zahlenmäßig weit überlegene Flotte versenken, indem man sie geschickt einkreist.

    Schöne Atmosphäre auch abseits des Kampfs

    Grafisch überrascht "World of Warships" ungemein. Der Free-to-Play-Titel bietet auch neben den bereits erwähnten, sehr detaillierten Schiffen tolle Effekte und Umgebungen. Das Wasser schlägt realistisch gegen den Bug unserer Kolosse, Rauch dampft aus den Schloten alter Kähne und Landmassen zeigen sich bei näherer Betrachtung durchaus scharf mit verschiedenen Beschaffenheiten wie Sand, Eis oder satten Grünflächen. Auch die Lichtstimmung ist gut: Geht die Sonne am Horizont unter, wird der Himmel in ein rotes Feuer getaucht, dass sich immer mehr dämpft. Einfach Klasse anzusehen!

    Picture

    Was allerdings fehlt, sind die Besatzungen – ein geschäftiges Treiben an Bord ist nicht zu sehen. Abseits davon aber beeindrucken der Detailgrad, die Schärfe, die Effekte und die Qualität der Animationen sehr wohl und stellen viele Kauf-Games in den Schatten. gespart wurde hier eindeutig nicht – Gleiches gilt auch für die Sound-Untermalung. Motorengeräusche zerreißen die ruhige Luft, wenn unser Schiff Fahrt aufnimmt, dazu ertönt eine Schiffsglocke und sogar das Pfeifen des Windes ist hörbar. Geht es ins Gefecht, wird passend die Alarmstufe Rot aktiviert. 

    Viel Abwechslung für angehende Kapitäne

    Nicht nur die grafische Abwechslung ist auf den Karten gigantisch, auch die spielerische. Zwar sind keine tatsächlich historischen Seegefechte spielbar, dafür aber immer wieder witzige Ereignisse wie zuletzt der Einzug der gigantischen Monster Godzilla und Kong ins Game – samt dazu passenden Schiffen, Skills, Rängen, Beute und mehr. Außerdem wächst auch das realistische Arsenal an Schiffen immer weiter an. Waren es anfangs rund 50, kann man sich nun ans Ruder von weit über 300 Schiffen der vielen verschiedenen Klassen mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen werfen.

    Jüngst zogen mit dem Juni-Update für "World of Warships: Legends" etwa drei amerikanische Schlachtschiffe sowie eine Reihe deutscher Flugzeugträger ins Spiel ein. Man merkt: Bis heute steht kein Ruder still, die Entwickler legen wirklich im Wochen- und Monatstakt neue und spannende Inhalte nach. Spielerisch öffnet sich das Game ebenso schnell für die Kapitäne: Aus der Klasse "Tier 1" steigt man mit jeder Tätigkeit immer weiter auf und kann so mehr Schiffe nutzen, sie weiter ausstatten und Effekte wie bessere Tarnung in einem überraschend ausführlichen Erfahrungsbaum freischalten. Free-to-Play-typisch gibt es auch tägliche Ziele, die mit weiteren Effekten, Fähigkeiten und Items belohnen.

    Zumindest ein Anspielen ist für jeden Pflicht

    "World of Warships" macht den Kreislauf aus Aufgaben und Belohnungen so abwechslungsreich, dass sich das Spiel nie wie ein Grind-Game anfühlt. Vielmehr macht das Zocken auch nach Stunden noch gewaltigen Spaß – und als Belohnung streift man dafür immer wieder Geschenke ein. Abseits der schnellen Gefechte und der Kampagne mit vielen Missionszielen und Herausforderungen gibt es übrigens auch verschiedenste Spielmodi, die an typische Multiplayer-Modi wie "Capture the Flag" oder "Herrschaft" erinnern. Wer als Singleplayer unterwegs ist, bekommt dabei regelmäßig einen anständigen Schwierigkeitsgrad präsentiert, denn die Gegner passen sich an das eigene Ranking an.

    Was schön für Nicht-Zahler ist: Geld investieren, um alle anderen wegzuknallen, funktioniert nicht. Zwar kann man sich Ränge und Ausstattungen schneller als durch das geldlose Zocken freischalten, doch wirkliche Objekte oder Schiffe, die es nur für Zahler gibt, sind nicht zu finden. Zudem garantieren gut ausgestattete Schiffe nicht, dass man in einem Gefecht automatisch den Sieg davonträgt. "World of Warships: Legends" ist insgesamt eine Perle unter den Free-to-Play-Games. Jeder Spieler sollte mit der sehenswerten Grafik, den detaillierten Schiffen, den herausfordernden Aufgaben und der gut umgesetzten Steuerung zumindest einmal in See stechen. Schneller, als man sich versieht, wird man zum absolut begeisterten Herrscher der Sieben Weltmeere.

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