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Weltfrieden-Kirche segnet Paare mit Sturmgewehren

Heute Redaktion
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Goldene Kronen aus Patronenhülsen und Sturmgewehre in der Hand – so haben hunderte Gläubige im US-Bundesstaat Pennsylvania einen Gottesdienst gefeiert.

In den USA ist seit dem jüngsten Amoklauf in Florida eine hitzige Debatte über die herrschenden Waffengesetze entbrannt. Im Zentrum der Diskussion steht dabei das Sturmgewehre vom Typ AR-15, mit welchen sowohl der High-School-Amokläufer Nikolas Cruz, als auch Las Vegas-Attentäter Stephen Paddock, zahlreiche Menschen ermordet haben.

Für eine religiöse Sekte im US-Bundesstaat Pennsylvania gibt es gar keinen Zweifel, dass solche Waffen eine biblische Offenbarung sind. Während sie ihre Sturmgewehre, darunter auch etliche AR-15, umklammerten, tranken die Gläubigen Messwein, erneuerten ihr Ehegelübde und ließen Paare von ihrem Pastor und Sektenführer Hyung Jin Moon segnen.

Sturmgewehre schon in der Bibel?

Sie sind Mitglieder der religiösen Sekte namens "World Peace and Unification Sanctuary" (Weltfrieden und Vereinigungszuflucht) und glauben, dass Feuerwaffen ein Symbol des "eisernen Stabes" sind, welcher in der Offenbarung des Johannes erwähnt wird (siehe Infobox).

Aus dem Brief an die Gemeinde in Thyatira
"Und wer überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Völker, 27 und er soll sie weiden mit eisernem Stabe – wie die tönernen Gefäße werden sie zerschmissen –, 28 wie auch ich Macht empfangen habe von meinem Vater; und ich will ihm geben den Morgenstern."

Offenbarung 2:26-28 aus der Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017

Die bizarre Bewegung aus Waffennarren ist eine Splittergruppe der Vereinigungskirche, die 1954 von dem Koreaner Sun Myung Moon gegründet wurde. Die Gruppierung wurde nach dessen Tod von seinem jüngsten Sohn, Hyung Jin Moon, übernommen, welcher sich aber vor wenigen Jahren mit seinen US-Anhängern abgespalten hat.

Goldene AR-15 für Sektenführer

Während der Messer ließ der selbsternannte Messias Hyung Jin Moon für ein "Königreich aus Friedenspolizei und Friedensmilitär" beten, wo Bürger "durch gottgegebenes Recht Waffen besitzen und tragen dürfen und dadurch in der Lage sind einander und den menschlichen Fortschritt zu beschützen." Dabei ließ er sich auch von seiner Frau eine goldene AR-15 überreichen.

Zwar distanziert sich die Sekte von den Amokläufen und behauptet, dass bei der Zeremonie am Mittwoch Menschen und nicht "leblose Objekte" im Mittelpunkt gestanden hätten, doch der Zeitpunkt der bewaffneten Messe ist natürlich nicht von ungefähr gewählt.

Vor dem Gebäude fanden sich einige Demonstranten ein, welche gegen die Zusammenkunft und die herrschenden Waffengesetze protestierten. Sämtliche Gewehre der Teilnehmer wurden am Eingang kontrolliert. Nur ungeladene und mit einem Kabelbinder gesicherte Waffen waren erlaubt. Die skurrile Zeremonie ging ohne Zwischenfälle über die Bühne.

(rcp)