Österreich

Wr. Neustadt: Einst rote Hochburg, jetzt VP-Festung

Heute Redaktion
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Sieger Schneeberger mit Kanzler und Landeschefin
Sieger Schneeberger mit Kanzler und Landeschefin
Bild: Baldauf

Selbst die kühnsten VP-Optimisten hätten so einen Erfolg noch vor 10, 15 Jahren für unmöglich gehalten: VP 45 %, SP 26 % in Wr. Neustadt – doch wie kam es dazu?

Nach Jahrzehnten der Dominanz ist die SP nur noch abgeschlagen Zweiter in Wr. Neustadt – eine Niederlage, die sich abgezeichnet hat, aber auch in dieser Deutlichkeit?

Fast 40 Jahre lang, nach dem zweiten Weltkrieg, war für die SP in Wr. Neustadt alles in Butter. Nach 20 Jahren Rudolf Wehrl, folgte 1965 Hans Barwitzius, der ebenfalls fast 20 Jahre im Amt war. 1984 kam Gustav Kraupa – klare SP-Siege standen bei Gemeinderatswahlen an der Tagesordnung. Von 1993 bis '97 lenkte Peter Wittmann die Geschicke der Stadt, ihm folgte die sozial intelligente Traude Dierdorf, die bis 2005 im Amt war.

Schneeberger und Neustadt – eine lange Liebe

Der jetzige Bürgermeister Klaus Schneeberger war damals schon längst im Spiel, über die JVP war ihm bereits 1975 der Einzug in den Gemeinderat gelungen, von 1986 bis 2000 war er Neustädter Vizebürgermeister. Sein Ziel schon damals: Bürgermeister zu werden. Oft holte sich Klaus Schneeberger bei Gemeinderatswahlen in Neustadt eine blutige Nase (Anm.: anders als bei Landeswahlen, die stets erfolgreich waren), doch wer den VPNÖ-Klubchef kennt, weiß, dass Klaus Schneeberger niemals müde wird.

Niedergang der SP

Ab 2005 saß Bernhard Müller im Bürgermeistersessel, ein "Sozi" von klein auf, vielleicht etwas zu intellektuell. Seine Chinakontakte und -reisen kamen in der Bevölkerung nicht so gut an, wie er es sich erhofft hatte, zudem wuchs der Schuldenberg. Unter Müller schrumpfte der Vorsprung – von über 60 % im Jahr 2005 auf eine "Gerade-Noch-Mandats-Absolute" im Jahr 2010. 2015 folgte eine SP-Schlappe – 40,3 %, das war`s für Bernhard Müller! Mit Bundesheerler Horst Karas sollte man in den oppositionellen Krieg ziehen – leider aus roter Sicht eher eine Blendgranate. Auf Karas folgte die noch farblosere Margarete Sitz – damit hatte man die Gemeinderatswahl 2020 offenbar aufgegeben.

Zurück zu Klaus Schneeberger: Er konnte schließlich 2015 deutlich zulegen, brach die Absolute der SP und saß mit 22 von 40 Stimmen nach all den Jahren im Bürgermeistersessel. Fünf Jahre lang machte der "alte Politfuchs" keinen Fehler, baute Schulden ab, harmonierte mit der FP – ein Großteil der Bürger war augenscheinlich zufrieden damit. Denn am 26. Jänner klopfte Klaus Schneeberger an der Türe der VP-Absoluten an, die Wähler gaben ihm einen klaren Auftrag zum Weitermachen: 45 % – ein Ergebnis, von dem die gebeutelte SP nur träumen kann. Auf nur gut 26 % kamen die Roten in ihrer einstigen Hochburg – ein Debakel ... bleibt in NÖ eigentlich nur noch Sankt Pölten von den größeren Städten für die Sozialdemokraten und einige mittelgroße Städte wie beispielsweise Traiskirchen und Schwechat oder Ternitz.