Niederösterreich

Wurde Ex-Politiker aus Liebe zu Stewardess kriminell?

Eine ehemaliger Politiker musste in St. Pölten wegen Betruges vor Gericht: Er soll als bestens vernetzter Unternehmer sehr dick aufgetragen haben.

Rechtsanwalt Johannes Öhlböck und das Opfer (44)
Rechtsanwalt Johannes Öhlböck und das Opfer (44)
privat

Wie ein Häufchen Elend saß ein ehemaliger Kommunalpolitiker (44) aus dem Bezirk Tulln letzte Woche in St. Pölten wegen schweren Betruges, Urkundenunterdrückung, Veruntreuung und Datenfälschung auf der Anklagebank (es gilt die Unschuldsvermutung).

Er kannte jeden

Durch sein überzeugendes Auftreten und angebliches Netzwerk zu Top-Persönlichkeiten soll es ihm laut Anklage gelungen sein, mehrere Firmen und Personen für ein Geschäftsmodell zu begeistern. Seine vorgespielte Nähe zum Flughafen samt Vorstand soll auch eine 44-jährige Stewardess beeindruckt haben. Sie wollte mit dem "bestens vernetzten" Unternehmer ein Shopping-Vertriebs-Business aufziehen.

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    Rechtsanwalt Johannes Öhlböck und das Opfer (44)
    Rechtsanwalt Johannes Öhlböck und das Opfer (44)
    privat

    Nur: Die Mails von angeblich namhaften Flughafenfunktionären (die davon nichts wussten) waren vom 44-Jährigen stets selbst verfasst worden. Um seine Wichtigkeit zu untermauern, gab er vor, vom Airport überwacht zu werden. "Das ist bei wichtigen Personen so üblich", soll der 44-Jährige gegenüber der Flugbegleiterin gesagt haben. Eine angeblich notwendige Bulgarienreise für beide musste die 44-Jährige zahlen, weiters soll er einen ihrer teuren Ringe verkauft und einen Billig-Ring retourniert haben. Schadenssumme gesamt: über 17.100 Euro.

    "Wünscht sich nur Umarmung"

    Vor dem Geburtstag des Angeklagten bekam die Stewardess wieder eine Mail von einer "bekannten Persönlichkeit". Darin wurde ihr empfohlen, keine großen Geschenke vorzubereiten, sondern nur eine Umarmung für den 44-Jährigen. Natürlich war die Mail erneut selbst vom 44-Jährigen verfasst worden.

    Schließlich wurde das Verhalten des Angeklagten immer bizarrer, die Flugbegleiterin kontaktierte die vermeintlichen Geschäftspartner selbst - und fiel aus allen Wolken, als sie den ganzen Schwindel entdeckte.

    "Vielleicht wollte er nur das weibliche Opfer beeindrucken"

    Beim Prozess in St. Pölten meinte Opferanwalt Johannes Öhlböck zum möglichen Motiv: "Vielleicht wurde der ganze Krimi nur inszeniert, um das weibliche Opfer zu beeindrucken." Der Angeklagte bestritt dies vor Gericht indes energisch. Der Unternehmer, der mittlerweile im Konkurs ist, versprach, den Schaden wiedergutzumachen. Der Prozess, wird im Oktober mit der Einvernahme weiterer Geschädigter fortgesetzt.