Österreich

Wut-Mama: "Kinder drehen im Lockdown durch"

Trotz "normalem" Schulbetrieb ist vielen Eltern nicht zum Jubeln. Im "Heute"-Talk kritisiert eine Mutter die Auf- und Zu-Politik der Regierung heftig.

Jochen Dobnik
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Kinder haben unter dem Corona-Lockdown sehr zu leiden.
Kinder haben unter dem Corona-Lockdown sehr zu leiden.
Getty Images

Nach wochenlangem Distance-Learning findet an Österreichs Volksschulen seit knapp drei Wochen wieder der normale Präsenzunterricht statt, an den übrigen Schulen ist Schichtbetrieb. Dennoch gibt es für viele Eltern keinen Grund zum Jubeln. "Die Idee mit dem Schichtbetrieb ist nicht gründlich durchdacht. Mein Sohn V.* ist montags und dienstags in der Schule, danach sieben Tage nicht, dann wieder zwei Tage, dann zwei Tage nicht, dann abermals zwei Tage, und dann beginnt das Ganze wieder von vorne. Dieses Stückelwerk ist genau das Gegenteil eines geregelten Alltags, welchen die Kinder im Corona-Lockdown so nötig brauchen", ärgert sich Julia R.*, die Mutter des 12-jährigen Buben.    

Corona-Angst wirkt lähmend 

V. besucht eine Wiener Privatschule. Neben Abstandsregeln sollen Maskenpflicht und regelmäßige "Nasenbohrertests" dazu beitragen, dass der Präsenzunterricht trotz weiterhin hoher Infektionszahlen so lange wie möglich aufrecht bleiben kann. "Doch so sehr sich V. auf seine Freunde gefreut hat, so unsicher ist er nun im Umgang mit seinen Mitschülern. Die Angst, was ist erlaubt, was nicht. Die Masken machen das unbekümmerte Miteinander auch nicht gerade einfacher", klagt R. im Gespräch mit "Heute".  

Der wochenlange Schul-Shutdown hat auch zu Hause seine Spuren hinterlassen. "Auch wenn V. gerade erst 12 Jahre alt ist, sind dennoch schon Vorboten der Pubertät zu merken. Und gerade in einer solchen Zeit sind wir Eltern die letzten Personen, mit denen sich ein Heranwachsender austauschen möchte. Da stauen sich dann Emotionen an, die irgendwann einmal raus müssen. Und wenn es dann soweit ist, knallt's gewaltig", erzählt die 42-Jährige, die als Teilzeitkraft in einem Möbelhaus arbeitet. 

"Normal ist das alles nicht"

"Dieses wochenlange Hin und Her, Auf und Zu, diese Do's and Don'ts machen die Kinder komplett verrückt. Sie brauchen den regelmäßigen Austausch, die körperliche Challenge mit Gleichaltrigen, sie brauchen das gemeinsame Schreien und das Musizieren, sie brauchen persönliche Ansprechpersonen statt Emailadressen", ist R. sicher. Auch wenn sich ihre Schule nach bestem Wissen und Gewissen bemühe, den Kindern einen "normalen" Schulalltag zu bieten - "normal ist das alles nicht". 

Natürlich liege ihr viel an der Gesundheit der Kinder, auch würde sie das Coronavirus nicht unterschätzen. "Doch das, was wir mit den Kindern derzeit an den Schulen anstellen, kann absolut nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Keiner der Entscheidungsträger hat das offenbar je in der Praxis selbst versucht. So sehr wir Eltern uns auch bemühen, die Kinder gehen zu Hause zugrunde, die drehen uns langsam aber sicher durch."

* Name der Redaktion bekannt