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Xiaomi 11T Pro im Test: Top-Handy mit Lade-Rekord

Dem Modell-Wildwuchs zum Trotz: Das neue Xiaomi 11T Pro vereint leistbaren Preis mit Top-Ausstattung. Besonders beeindruckt, wie flott das Handy lädt.

Rene Findenig
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    Im <em>"Heute"</em>-Test zeigt sich, dass Xiaomi dem 11T Pro zwar einige Flaggschiff-Parts gestrichen hat, es in vielen Bereichen aber durchaus überraschen kann.
    Im "Heute"-Test zeigt sich, dass Xiaomi dem 11T Pro zwar einige Flaggschiff-Parts gestrichen hat, es in vielen Bereichen aber durchaus überraschen kann.
    Heute

    Mi 11, Mi 11 Lite, Mi 11 Lite 5G, Xiaomi 11 Lite 5G NE, Mi 11 Ultra, Mi 11i, Xiaomi 11T und Xiaomi 11T Pro – wer beim chinesischen Technologieunternehmen nach einem Smartphone der neusten Serie Ausschau hält, der hat sprichwörtlich die Qual der Wahl. Einen genaueren Blick riskieren sollte man dabei auf das Xiaomi 11T Pro, das einerseits Highend-Funktionen aufweist, andererseits beim Preis ab 650 Euro sogar etwas günstiger als die Standard-Smartphone-Linie Mi 11 ist. Damit sich Interessierte nun nicht acht Datenblätter ausdrucken und studieren müssen, haben wir uns das 11T Pro genauer angesehen.

    Im "Heute"-Test zeigt sich, dass Xiaomi dem 11T Pro zwar einige Flaggschiff-Parts gestrichen hat, es in vielen Bereichen aber durchaus überraschen kann. Das Positive beginnt bereits beim Design: Mit den Farben Dunkelgrau, Weiß und Hellblau geht es klassisch zu, AMOLED-Display und Kunststoffrückseite werden von einem Aluminiumrahmen verbunden. Vor dem Kunststoff auf der Rückseite muss man nicht zurückschrecken: Das gebürstete Design sieht beim dunkelgrauen Testobjekt wie ein Metallrücken unter Glas aus, Fingerabdrücke sind da an der Tagesordnung, Kratzer könnten auf Dauer Probleme machen.

    Display? Liebe auf den zweiten Blick!

    Mit rund 164 x 77 x 8,8 Millimetern ist das Handy, das auch den neuen, superschnellen Mobilfunkstandard 5G beherrscht, so groß ausgefallen, dass es zwar mit einer Hand (etwas rutschig) gehalten, aber nicht mehr bedient werden kann. Mit 8,8 Millimetern Dicke ist das Gerät dabei eigentlich schlank ausgefallen, es wirkt aber durch den eher breiten Rahmen, dem zweifach aus dem Gehäuse hervorstehenden Kamera-Modul und dem flach abschließenden Display etwas klobig. Das Gewicht von über 200 Gramm tut sein Übriges bei dem Eindruck dazu.

    Das gebürstete Design sieht beim dunkelgrauen Testobjekt wie ein Metallrücken unter Glas aus.
    Das gebürstete Design sieht beim dunkelgrauen Testobjekt wie ein Metallrücken unter Glas aus.
    Heute

    Dass es sich hier um kein komplettes Highend-Flaggschiff handelt, zeigt äußerlich vor allem der Bildschirm. Der ist nämlich nicht nur zum Metallrahmen hin eben ausgefallen, sondern lässt auch die von Werk an angebrachte Sicherheitsschicht am Display deutlich mit den Fingerkuppen erspüren und zeigt außerdem sichtbar einen schmalen, schwarzen Bildschirmrand. Mittig oben am Display gibt es ein Selfie-Cam-Punchhole. Der Display-Look weist deutlich auf ein Mittelklasse-Smartphone hin, im Inneren hat der Bildschirm aber trotzdem einige Flaggschiff-Eindrücke zu bieten. Liebe auf den zweiten Blick quasi.

    Beim Laden geht das Handy ab wie eine Rakete

    Das 6,67 Zoll Display bietet eindrucksvolle Schwarztöne, aber auch tolle Farben und Kontraste sowie eine nicht zu unterschätzende Helligkeit – ganz AMOLED-Technologie eben. Die hohe Helligkeit ermöglicht einen problemlose Nutzung im Sonnenlicht, die automatisch Anpassung der Helligkeitsstufe gelingt dem Xiaomi 11T Pro zudem besser und sanfter, als man es von den meisten anderen Smartphones gewohnt ist. An Bord ist überraschend die hohe Bildwiederholfrequenz von 120 Hertz, sie lässt sich zum Akkusparen aber herunterregeln. 480 Hertz Berührungsempfindlichkeit wiederum ist fast Rekord!

    Ebenso rekordverdächtig ist übrigens der Akku. Er ist mit 5.000 Milliamperestunden recht groß ausgefallen und hält das Smartphone bei durchschnittlicher Nutzung rund 1,5 Tage in Betrieb. Muss es schließlich an die Steckdose, geht es ab wie eine Rakete! Per 120 (!) Watt USB-C-Ladegerät schießt der leere Batteriebalken in nur 19 Minuten von 0 auf 100! Xiaomi selbst erklärt, eine volle Ladung soll unter Idealbedingungen gar in nur 17 Minuten möglich sein. So oder so, die Ladezeit übertrifft alles, was wir in unseren vielen Smartphone-Tests bisher erlebt haben und ist eine waschechte Überraschung.

    Ständiges Schwanken zwischen Mittel- und Oberklasse

    Kabelloses Laden ist aber nicht möglich, doch wer will das bei diesem Kabel-Ladetempo schon? Ein anderes Flaggschiff-Merkmal fehlt wiederum: Der Fingerabdrucksensor ist nicht unter dem Display verbaut, sondern in die schmale Power-Taste im Metallrahmen eingelassen. Er reagiert sehr sensibel – das äußert sich nicht nur in einem flotten Entsperr-Tempo, sondern auch einem etwas lästigen Vibrieren, wenn man ungewollt ankommt, was mitunter öfter vorkommt. Klassische Kopfhörerklinke gibt es keine, dafür zwei Hardon Kardon-Stereolautsprecher mit Oberklasse-Soundqualitäten.

    Der Fingerabdrucksensor ist nicht unter dem Display verbaut, sondern in die schmale Power-Taste im Metallrahmen eingelassen.
    Der Fingerabdrucksensor ist nicht unter dem Display verbaut, sondern in die schmale Power-Taste im Metallrahmen eingelassen.
    Heute

    Dieses ständige Schwanken zwischen Mittel- und Oberklasse setzt sich auch bei den weiteren Features fort. Der Snapdragon 888 Prozessor ist eindeutig Highend, auch entweder 8 oder 12 GB Arbeitsspeicher können sich sehen lassen. Der interne Speicher beträgt je nach Modell eher typische 128 oder 256 GB und kann nicht erweitert werden. Das Android-Betriebssystem mit MIUI 12.5 ist bunt und modern, verläuft sich aber etwas mit den vielen Untermenüs und einiger Bloatware. Wer es kennt, hat da wenig Probleme, Xiaomi-Neulinge müssen sich aber erst einmal richtig zurechtfinden.

    Top-Kamera schwächelt in den Details etwas

    Bei der Kameraaustattung hat das Xiaomi 11T Pro einiges zu bieten: Auf der Vorderseite fotografiert die Selfie-Cam mit 16 Megapixel und hat sensationelle Bokeh-Effekte bei Porträts auf Lager, auf der Rückseite arbeiten eine 108 MP Weitwinkelkamera, eine 8 MP Ultra-Weitwinkelkamera und eine 5 MP Telemakro-Kamera zusammen. Das liest sich am Papier unschlagbar, ein neuer Kamerakönig ist das Xiaomi 11T Pro aber nicht. Highend sind 8K-Video, Langzeit-Belichtungsmodus und Tele-Aufnahmen, Mittelklasse dagegen die fehlende optische Bildstabilisierung und die Ultraweitwinkel-Leistung.

    In den meisten Anwendungsfällen wird man mit dem Xiaomi 11T Pro zu knackigen Aufnahmen kommen. Tagsüber entstehen helle, scharfe und natürliche Bilder, in der Nacht ist das Kamerasystem noch immer stark genug für Fotos, auf denen alles klar erkennbar ist und in denen es zu wenig Bildrauschen kommt. Auffällig ist in dunklen Umgebungen nur, dass es die KI mit dem Aufhellen und der Farbgebung manchmal übertreibt, insgesamt kratzt man aber am Highend-Bereich. Wackelige Hände oder sich schnell bewegende Objekte sind dagegen kleine Schwächen, die man anhand der Gesamtleistung aber hinnimmt.

    Tolles Handy, das mit Display und Ladung punktet

    Das Xiaomi 11T Pro ist ein Smartphone, das sich nicht so einfach in die Mittelklasse- oder Highend-Schublade stecken lässt: Das Ladetempo lässt so gut wie alle anderen Flaggschiffe komplett alt aussehen, Display und Kamera kratzen am Highend-Segment, ein Teil der Innenausstattung ebenfalls. Abstriche wie eine fehlende Speichererweiterung, der Fingerabdrucksensor in einer Taste statt unter dem Bildschirm oder eine fehlende Möglichkeit, kabellos zu laden, sind dagegen Mittelklasse. Eine nicht vorhandene IP-Zertifizierung für ein staub- und wasserdichtes Gehäuse ebenso.

    Auch in der Nacht ist die Kamera top. Doch mit sich bewegenden Objekten kommt sie nicht so gut zurecht.
    Auch in der Nacht ist die Kamera top. Doch mit sich bewegenden Objekten kommt sie nicht so gut zurecht.
    Heute

    Dennoch beeindruckt das Gebotene vor allem in Hinsicht auf das Preis-Leistungs-Verhältnis: 650 Euro (8 GB Arbeitsspeicher, 128 GB interner Speicher) sind für das Paket ein attraktiver Deal, Xiaomi bietet zudem stärkere Speichervarianten günstiger als so gut wie jeder andere Hersteller an: Das Modell mit 8 GB Arbeitsspeicher und 256 GB internem Speicher gibt es um nur 50 Euro mehr bei 700 Euro, für einen weiteren Sprung auf 12 GB Arbeitsspeicher zahlt man noch einmal 50 Euro auf. Absolut fair! Das Design mag vielleicht nicht jederfraus und jedermanns Sache sein, an den Qualitäten des Geräts gibt es aber nichts zu rütteln.