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Xiaomi Mi 11 Ultra im Test: Unschlagbarer Überflieger

Günstig geht anders. Doch mit dem Xiaomi Mi 11 Ultra um 1.500 Euro gibt es das derzeit stärkste Smartphone in der Flaggschiff-Klasse der Handys.

Rene Findenig
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    Das Xiaomi Mi 11 Ultra fällt mit seinem 6,81 Zoll Display sowie Maßen von 164,3 x 74,6 x 8,4 Millimeter und 234 Gramm groß und schwer aus.
    Das Xiaomi Mi 11 Ultra fällt mit seinem 6,81 Zoll Display sowie Maßen von 164,3 x 74,6 x 8,4 Millimeter und 234 Gramm groß und schwer aus.
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    Es ist das erste Ultra-Smartphone, das Xiaomi in Österreich auf den Markt bringt. Und das Xiaomi Mi 11 Ultra hat es in sich. Nicht nur am Papier lesen sich sämtliche Daten als Superlative, auch in der Praxis überzeugt das Smartphone in fast allen Belangen. Schon beim Design fällt auf, dass man es hier nicht mit einem herkömmlichen Gerät zu tun hat. Das Xiaomi Mi 11 Ultra fällt mit seinem 6,81 Zoll Display sowie Maßen von 164,3 x 74,6 x 8,4 Millimeter und 234 Gramm groß und schwer aus.

    Besonders ist neben dem fast komplett randlosen Display auf der Vorderseite das Kameramodul auf der Rückseite. Es ist nicht nur ebenso gigantisch ausgefallen und steht weit aus der Rückseite hervor, sondern bietet neben den auffallenden Kamera-Sensoren auch ein 1,1 Zoll großes AMOLED-Zweitdisplay. Dieses zeigt als Standard Informationen wie den Akkustand und die Uhrzeit an, kann aber auch mit eigenen Designs und Bildern tiefgehend personalisiert werden.

    Hervorragendes Display mit hoher Helligkeit

    Da das Smartphone auf der Vorderseite Glas und auf der Rückseite eine Keramik-Oberfläche bietet, ist es etwas rutschig ausgefallen. Das hohe Gewicht sorgt allerdings dafür, dass es trotzdem gut und sicher in der Hand liegt. Zwar zeigt sich das Smartphone kratzfest, dennoch bietet gerade das vorstehende Kameramodul das Risiko, dass hier unschöne Schrammen entstehen könnten. Zur Sicherheit liefert Xiaomi eine transparente Silikon-Schutzhülle gleich in der Packung mit. 

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    Das hervorragende Display mit Schutz durch Gorilla Glass Victus löst mit 2K (1.440 x 3.200 Pixel) auf und bietet eine schnelle Bildwiederholrate von bis zu 1.200 Hertz. Dazu gibt es eine extreme Helligkeit von bis zu 1.700 Nits, die das Display selbst bei starker Sonneneinstrahlung gut ablesbar macht. Auffällig: Anders als bei vielen Konkurrenzgeräten lassen sich nicht nur Auflösung und Helligkeit, sondern auch Farbgebung, Kontrast, Filter und Co. des Displays anpassen. 

    Keine Kompromisse bei der Leistung

    Etwas ungewohnt ist bei der Bedienung der Umstand, dass sich das Display um alle vier Kanten des Smartphones biegt. Dass es auch bis an die Ränder auf Eingaben reagiert, funktioniert wunderbar, bei allzu breiten Infos sind aber einige Teile nicht mehr an den Krümmungen ablesbar. Ein kleines Manko des sonst so großartigen Bildschirms. Gut und schnell funktioniert der integrierte Fingerabdrucksensor, sehr unauffällig wurde die Selfie-Cam in der oberen linken Ecke verbaut.

    Im Inneren des Smartphones gibt es mehr Leistung als in vielen Computern. Der Snapdragon 888 Prozessor bekommt Unterstützung von gleich 12 Gigabyte Arbeitsspeicher. Keine Frage: Damit gehört das Xiaomi Mi 11 Ultra zu den stärksten Smartphones überhaupt, kommt selbst bei komplexen Anwendungen nicht ins Stottern und kann in Verbindung mit einem Monitor tatsächlich als Computersystem verwendet werden. Kompromisse geht man bei der Leistung keine ein.

    Speicherkompromiss und Klangwunder

    Einen solchen müssen Daten-Horter allerdings sehr wohl beim Speicher eingehen. Zwar ist dieser mit 256 Gigabyte ebenfalls riesig ausgefallen, allerdings gibt es keine Möglichkeit, ihn zu erweitern. Das verwundert etwas, denn das Smartphone besitzt einen Dual-SIM-Slot, der aber keine Speicherkarten unterstützt. Als Betriebssystem bekommt der Nutzer Android 11 mit Xiaomis Benutzeroberfläche MIUI 12. Diese zeigt sich durch die Ordnerstruktur aufgeräumt und übersichtlich, bietet aber auch viele vorinstallierte Apps, die sich aber zum Glück entfernen lassen.

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    An Technik gibt es außerdem alle modernsten Technologien wie 5G-Mobilfunkstandard, WLAN 6, NFC oder Bluetooth 5.2. Ein klassischer Klinken-Kopfhörer-Anschluss spart sich das Ultra, dafür gibt es mit den Harman-Kardon-Lautsprecher echten Stereo-Sound auf die Ohren. Der kann sich hören lassen, verfügt er doch über einen überraschend starken Bass, eine tolle Lautstärke und eine über weite Strecken kristallklare Wiedergabe. Beim Sound schaffen nicht viele Geräte eine solchen Klang.

    Bei der Kamera der neue Kaiser

    Schon bisher alles gut bis grandios, doch mit der Kamera wird es kaiserlich. Und das liegt gar nicht am 120-fach-Zoom. Nicht umsonst belegt das Xiaomi Mi 11 Ultra seit geraumer Zeit mit Respektsabstand den ersten Platz bei den Testern von "DxO Mark". Generell trumpften dort über die vergangenen Wochen die Chinesen auf: Hinter dem Xiaomi Mi 11 Ultra sind das Huawei Mate 40 Pro+ und Pro sowie das Xiaomi Mi 10 Ultra und das Huawei P40 Pro zu finden. Verantwortlich für den Spitzenplatz ist ein sehr interessantes Kamera-Setup.

    So birgt das Kameramodul auf der Rückseite eine 50 Megapixel Hauptkamera (f/2,0) mit optischer Bildstabilisierung, eine 48 Megapixel Telefoto-Kamera (f/4,1) mit optischer Bildstabilisierung und eine 48 Megapixel Ultraweitwinkel-Kamera (f/2,2). Die Frontkamera knipst mit 20 Megapixel (f/2,2). In doppelter Hinsicht bemerkenswert: Einerseits bietet kaum eine Hersteller so hohe MP-Werte bei jedem einzelnen Sensor, andererseits wurde der Hauptsensor gewaltig "vergrößert". Die einzelnen Pixel fallen nun mit 1,4 μm statt 0,8 μm größer und damit lichtstärker aus.

    So tolle Bilder gab es selten

    In der Praxis bedeutet das Setup mit beinahe MP-gleichwertigen Sensoren, dass in jeder Szene und in jedem Modus das stärkste Ergebnis garantiert ist. Im Tageslicht gibt es keinerlei Kritikpunkte: Xiaomi gelingt es, bei Schärfe, Detailgrad und Farben jeweils Spitzenleistungen abzuliefern. Anders als bei vielen Konkurrenten im selben Preissegment übertreibt es das Ultra aber mit der Nachbearbeitung nicht. Fotos werden zwar regelmäßig etwas aufgehellt, dafür bleiben die Farben aber realistisch und tendieren nicht zu Neon-Tönen – und gleichzeitig bleiben die vielen Details erhalten.

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      In der Praxis bedeutet das Setup des Xiaomi Mi 11 Ultra mit beinahe MP-gleichwertigen Sensoren, dass in jeder Szene und in jedem Modus das stärkste Ergebnis garantiert ist.
      In der Praxis bedeutet das Setup des Xiaomi Mi 11 Ultra mit beinahe MP-gleichwertigen Sensoren, dass in jeder Szene und in jedem Modus das stärkste Ergebnis garantiert ist.
      Heute

      In der Nacht spielt das Xiaomi Mi 11 Ultra aber dann seine ganze Kamera-Stärke aus. Ohne Übertreibung lässt sich sagen, dass es derzeit kein Smartphone gibt, das so schöne Bilder auch in der Dunkelheit knipsen kann. Bei sehr dunklen Umgebungen gibt es durch die Aufhellung zwar einen ganz leichten Gelbstich, insgesamt aber bekommt man auch in schwierigsten Lichtverhältnissen detailreiche Aufnahmen mit natürlichen Farben. Auch die Selfie-Kamera überzeugt mit natürlichen Farben, tollen Bokeh-Effekten und scharfen Porträts.

      Zoom-Protzerei mit Überraschungen

      Die hohe Zoom-Stufe ist dagegen Protzerei: Bis zur 5-fachen Vergrößerung gibt es keinerlei Qualitätsverluste, und auch Fotos mit 50-fach-Zoom sind überraschend brauchbar. So brauchbar, dass sie zwar leicht verschwommene Details zeigen, die Motive aber weiterhin gut erkennbar sind (siehe Fotoshow oben). Die Konkurrenz streikt da meist schon bei 10-facher Zoomstufe. Bei 120-facher Vergrößerung allerdings bleibt dann so gut wie nur noch Verschwommenes übrig. Dennoch: Dass hier der Zoom bis zur Stufe 50 gut funktioniert, beeindruckt im Test gewaltig. Das Xiaomi Mi 11 Ultra ist der neue Kamera-Kaiser.

      Ebenfalls nett gelöst: Das bereits erwähnte Zweitdisplay auf der Rückseite kann alternativ als Kamerasucher verwendet werden. Gut gefiel im Test aber auch die Standard-Einstellung des "Rear Display". Dann zeigt es nämlich, wenn es am Tisch abgelegt wird, kurz Uhrzeit, Akkustand und Benachrichtigungen an. "Aufgeweckt" wird das Display, wenn man darauf klopft. Bleibt der Akku: Mit 5.000 mAh ist der zwar groß ausgelegt, wird aber mit höchsten Einstellungen auch schnell leergesaugt. Dreht man alle Funktionen voll auf, ist nach zehn Stunden Schluss. Als Durchschnittsnutzer kommt man damit gut über den Tag, auch wenn die Leistung nicht überragend ist. Aber: Mit dem 67-Watt-Netzteil ist das Ultra in nur 36 (!) Minuten voll.

      Fazit: Unschlagbarer Überflieger

      Auch weitere smarte Features hat das Smartphone zu bieten: Es kann kabellos geladen werden und seinerseits andere Geräte kabellos laden. Zudem ist das Gehäuse nach IP68 geschützt, was "staubdicht" und "Schutz gegen dauerndes Untertauchen" bedeutet – das ist eine der höchsten Schutzklassen, die Smartphones bisher überhaupt zu bieten haben. Und auch Filmer werden ihre helle Freude haben: Videos lassen sich in 8K mit 24fps oder 4K und 1.080p mit jeweils 60fps drehen. 1.920fps bietet der Zeitlupenmodus maximal. Dazu kommen viele Video-Effekte, mit denen sich professionelle Clips erstellen lassen.

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      Das Xiaomi Mi 11 Ultra bietet nicht viel Anlass für Kritik. Gerade einmal die fehlende Speichererweiterung fällt auf und der Akku wird stark durch die technologischen Superlative (die man optional selbst zurückschrauben kann) belastet. In allen anderen Belangen liegt das Smartphone dagegen aber gleichauf mit oder eine Nasenspitze vor der Konkurrenz – außer bei der Kamera, die mit Respektabstand als die beste am aktuellen Smartphone-Markt bewertet werden muss.

      Fazit: Das Xiaomi Mi 11 Ultra ist ein unschlagbarer Überflieger.