Schafft selbst Autoreifen – Xiaomis kleiner Kompressor

Nur 124 x 71 x 45 Millimeter ist der Xiaomi Mi Air Compressor groß und er kostet gerade einmal rund 50 Euro. Da fragt man sich zwangsläufig: Wie soll das Ding denn bitte einen Fahrradreifen, geschweige denn einen Autoreifen aufpumpen können? Und das auch noch auf den empfohlenen Druck? Im "Heute"-Test setzt es aber eine Überraschung: Das kleine Ding ist dermaßen stark, dass nicht nur Basket- oder Fußbälle prall gefüllt werden, sondern auch Reifen keinerlei Probleme machen. Obwohl der Luftkompressor schon längere Zeit am Markt ist, ist er bisher kaum aufgefallen. Das sollte sich nun ändern.

Verkauft wird er mit allem in der Packung, das es zum Aufpumpen braucht – ein Schrader-Adapter für Auto- und breitere Fahrradreifen ist bereits am Schlauch des Geräts verbaut, ein Presta-Adapter für klassische Radreifen und ein Nadel-Ventil für Bälle finden sich in der Packung. Außerdem gibt es ein Ladekabel (USB-A zu Micro-USB) und eine Stofftasche zum Kompressor dazu. Im Inneren des Mi Air Compressor von Xiaomi findet sich ein 2.000 Milliamperestunden starker Akku. Das heißt: Das Gerät muss nach dem Auspacken erst einmal ausgiebig ans Ladekabel, nämlich gute drei Stunden lang.

Simple Bedienung und tolles Zubehör

Kleine LED-Lichtpunkte zeigen dabei den aktuellen Ladestatus am fast 500 Gramm schweren Luftkompressor an. Ist der Kompressor geladen, kann es losgehen. Die Inbetriebnahme und Bedienung ist übrigens äußerst simpel gestaltet. Der Schlauch an der Oberseite des Kompressors ist an einer Seite fix mit dem Gehäuse verbunden, auf der anderen kann er einfach herausgezogen werden. Zum Vorschein kommt das bereits verbaute Schrader-Ventil, auf das bei Bedarf der Presta- oder Nadeladapter einfach aufgeschraubt werden können.

Laut Xiaomi und der beiliegenden Anleitung liegt der Arbeitsbereich des Kompressors zwischen 0,2 und 10,3 bar beziehungsweise 3 und 150 psi – mehr, als man ihm zutrauen würde. Der Hersteller hat damit aber nicht geflunkert. Der Adapter kann nicht nur an jedes in Österreich übliche Ventil angeschlossen werden, sondern schafft auch den notwendigen Druck, um Fahrrad- und Autoreifen prall füllen zu können. Weil wir im Test den Angaben erst nicht trauten, wagten wir uns anfangs nur an einen komplett platten Fahrradreifen und erst danach an ein Auto.

Wird laut und warm, aber nicht übermäßig

Aktiviert wird der Kompressor übrigens automatisch, wenn man den Schlauch aus seiner Sicherheitsposition zieht. Am Display an der Vorderseite des Kompressors kann dann per Bedientasten des Geräts entweder in einem freien Modus der gewünschte bar- oder psi-Wert eingestellt oder der gewünschte Modus – für Bälle, Räder oder Autos – mit voreingestellten Parametern auswählen. Auch in den verschiedenen Modi lassen sich die Druckwerte durch einfaches Tippen auf die Bedientasten verändern. Schließt man den Kompressor an ein Ventil an, wird am Display der vorhandene Druck angezeigt.

Mit dem Fahrradreifen (29 Zoll) hatte der Kompressor keinerlei Probleme. Bei einer Vorgabe von doch beachtlichen 45 psi dauerte es nur rund vier Minuten, bis der platte Reifen wieder voll gefüllt war. Die Lautstärke des Kompressors ist dabei durchaus hoch, aber nicht so beträchtlich, dass sich jemand darüber beschweren würde. Zwar warnt Xiaomi in der Anleitung davor, dass der Ventilbereich bei längerem Betrieb heißt werden kann, im Test konnten wir aber Entwarnung geben. Das Schlauchende wurde zwar durchaus sehr warm, Verbrennungs- oder Brandgefahr bestand aber keine.

Gute Verarbeitung und beeindruckende Leistung

Pluspunkte sammelte der Kompressor auch beim Abziehen des Ventils: Die Verarbeitung ist so gut, dass selbst bei langsamer Arbeitsweise kaum Luft aus dem aufgepumpten Objekt entweichen kann – und das Wenige an Luft, das doch herauskommt, gleicht der Kompressor damit aus, dass er minimal mehr Druck als eingestellt hineinpumpt. Erreicht der Kompressor übrigens den Zieldruck, schaltet sich das Gerät automatisch ab. Und genial für die Dunkelheit: An der Oberseite des Geräts ist eine kleine Leuchte verbaut, die dazu ausreicht, auch in der Nacht das Ventil zu sehen.

Die Mammutaufgabe eines Autoreifens meisterte der Kompressor ebenso mit Bravour. Dabei muss man allerdings etwas mehr Geduld haben. Bei einem Platten Autoreifen und einem Zieldruck von 3,5 bar kann es pro Reifen bis zu 15 Minuten dauern, bis er wieder ganz voll ist. Im Test mit vier Reifen konnten wir Zeiten zwischen 8 und 14,8 Minuten messen. Als Nachteil werten wir das nicht, denn es ist beeindruckend, dass der Kompressor überhaupt eine solche Leistung erbringt. Ein Aber gibt es dann doch: Von der angegebenen Betriebszeit lagen wir im Test mehr als nur ein kleines bisschen entfernt.

Laufzeit liegt neben den Hersteller-Angaben

Geht man nach den offiziellen Daten, soll es dem Luftkompressor gelingen, bis zu acht Fahrradreifen innerhalb von drei Minuten pro Rad oder fünf Autoreifen von 2,0 auf 2,5 bar innerhalb von sechs Minuten pro Rad aufzufüllen. Im Test mit handelsüblichen Fahrrad- und Autoreifen kamen wir dabei in keinem Fall in die Nähe dieser Angabe. Bei mehreren Versuchen an Autoreifen war der Akku immer spätestens nach dem vierten Reifen leer (bei komplett platten Autoreifen nach zwei) und pro Autoreifen brauchte es eine deutlich längere Pumpzeit als nur sechs Minuten. Eine Enttäuschung? Nicht unbedingt.

Das Gerät selbst wollen wir gar nicht bemängeln, einzig bei den Herstellerangaben dürfte man da etwas genauer sein. Ein kleines Manko erkannten wir aber doch: Der rund 18 Zentimeter lange Schlauch (inklusive Ventil) macht den Kompressor zwar sehr kompakt, für die Praxis dürfte der Schlauch aber etwas länger sein. Besonders bei Autoreifen muss man das Auto jedes Mal leicht umparken, damit der Schlauch auch das Ventil erreicht, wenn man den Kompressor am Boden abstellen und ihn nicht beim Pumpvorgang in der Hand halten will. Wer nur Bälle oder Fahrradreifen aufpumpt, dem kann das egal sein.

Stark, praktisch und ist ab sofort überall mit dabei

Der Pumpvorgang selbst wird über die große Taste in der Mitte des Bedienfelds gestartet, in jedem Fall hat man, egal ob Ball oder Radreifen, den gewünschten Druck schneller als mit einer Handpumpe erreicht. Für Luftmatratzen und andere Dinge, die vor allem per Mund aufgeblasen werden sollen, eignet sich der Kompressor übrigens nicht. Übrigens: Mit dem Xiaomi Air Compressor 1S hat das Unternehmen bereits eine neuere Version des Kompressors herausgebracht, die per USB-C (statt Micro-USB) geladen wird, eine minimal stärkere Pump-Leistung aufweist und am ungefähr selben Preisniveau liegt. 

Bewertungen von Kunden zeigen, dass die von Xiaomi angegebenen Zielzeiten nicht wirklich erreichbar sein dürften, dennoch ist der Xiaomi Mi Air Compressor ein praktisches und geniales Werkzeug für Ballsportler, Radler und Autofahrer. Egal ob man einen "Platten" schnell aufpumpen oder nur etwas Druck im Reifen auffüllen will, der Einsatz zeigt sich simpel und das kompakte Gerät ist leicht zur Mitnahme verstaut. Zudem ist der Preis äußerst fair, weswegen der Xiaomi Mi Air Compressor ab sofort mit uns auf alle Auto- und Fahrrad-Ausflüge geht. Besonders die Autoreifen-Leistung hat uns ziemlich beeindruckt.