Niederösterreich

Zahl der Mobbing-Opfer an Schulen steigt

Die Zahl der Anrufe bei Beratungsdiensten steigt. Bei den Beratungsgesprächen geht es am häufigsten um Mobbing und psychische Gewalt in der Schule.

Tanja Horaczek
Zahl der Mobbing-Opfer an Schulen steigt
Mobbing, Mädchen
Getty Images/iStockphoto

In den ersten drei Quartalen 2023 haben bereits 2.176 Kinder und Jugendliche beim psychosozialen Beratungsdienst Rat auf Draht um Rat gefragt. Die Beratungsgespräche zum Thema Gewalt haben im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 16,42 Prozent auf 2.935 zugenommen. Die Experten gehen davon aus, dass es auch heuer wieder zu einer ähnlichen Zahl kommt.

Gewalt hat viel Gesichter

Gewalt hat viele Gesichter. Sie kann körperlich oder seelisch erfolgen, im digitalen Raum, in der Familie, in der Partnerschaft oder in der Schule stattfinden, sich gegen eine bestimme Bevölkerungsgruppe richten oder einen sexualisierten Hintergrund haben. Besonders Kinder und Jugendliche sind immer stärker davon betroffen, wie die Zahlen von Rat auf Draht, Österreichs einziger Notrufnummer für Kinder und Jugendliche, zeigen.

Anders gesagt: Im Schnitt melden sich mittlerweile täglich acht Anrufer zum Thema Gewalt "Am häufigsten geht es dabei um Mobbing und psychische Gewalt in der Schule, gefolgt von psychischer und physischer Gewalt in der Familie", erklärt Birgit Satke, Leiterin der Notrufnummer 147 von Rat auf Draht. Besonders betroffen sind 11- bis 14-jährige, gefolgt von 15- bis 18-jährigen Jugendlichen.

Mobbing hat nach Lockdown zugenommen

Vor allem Mobbing hat nach den Lockdowns und der Öffnung der Schulen deutlich zugenommen, im Vergleich zum Vorpandemie-Niveau 2019 gar um fünf Prozent (Stand 2022). "Das liegt daran, dass sich die Jugendlichen wieder mehr sehen und das Konfliktpotential dadurch größer ist. Neu ist, dass Mobbing häufig nicht „nur" offline stattfindet, sondern über digitale Medien weitergeführt wird“, sagt Satke. Mit nur einem einzigen Klick können so peinliche Fotos oder feindselige, aggressive Botschaften an eine große Anzahl von Empfängern geschickt oder öffent­lich geteilt werden.

Die Hemmschwelle für Mobbing über digitale Medien ist oftmals herabgesetzt, da man die Reaktion der Betroffenen nicht sehen kann und sich somit nicht damit auseinandersetzen muss
Birgit Satke, Leiterin der Notrufnummer

Satke: "Die Hemmschwelle für Mobbing über digitale Medien ist oftmals herabgesetzt, da man die Reaktion der Betroffenen nicht sehen kann und sich somit nicht damit auseinandersetzen muss". Auch die sexualisierte Gewalt (Cyber Grooming, Sextortion, sexuelle Belästigung online) nimmt zu. 

Außerdem sollte ihnen vermittelt werden, dass sie niemals schuld daran sind, wenn ihnen Gewalt angetan wird

Egal, um welche Form von Gewalt es sich handeln mag - Prävention ist besonders wichtig und trägt dazu bei, dass die eine oder andere Gewalttat verhindert werden kann. "Es sollte so früh wie möglich damit begonnen werden. Es ist wichtig, Kinder zu selbstbewussten und selbstständigen Persönlichkeiten zu erziehen und sie über ihre Rechte aufzuklären", sagt Satke. Im Hinblick auf sexualisierte Gewalt ist eine umfassende und altersadäquate Sexualerziehung essenziell. Kinder sollten darüber Bescheid wissen, dass sie selbst über ihren Körper bestimmen können, dass sie ihren Gefühlen vertrauen können und sie das Recht haben "nein" zu sagen. "Außerdem sollte ihnen vermittelt werden, dass sie niemals schuld daran sind, wenn ihnen Gewalt angetan wird", so Satke.

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