Am Samstag biss Karin N. aus Amstetten in ein Karamellzuckerl, dabei brach der Mutter ein großes Stück eines Backenzahnes heraus. "Das Problem dabei war, dass der restliche Zahn messerscharf war und ich mir bei jedem Biss in die Zunge schnitt", berichtet die Mostviertlerin.
Die 36-jährige Mostviertlerin beschloss am Sonntag den Notfallzahnarzt zu besuchen. Die Frau informierte sich übers Internet, zehn Zahnärzte hatten am Samstag und Sonntag bis 13 Uhr Notfallsdienst für ganz NÖ (Anm.: das wechselt jedes Wochenende, es haben rund zehn Zahnärzte aus ganz NÖ Dienst, die zehn Mediziner sollen möglichst ganz NÖ abdecken).
Karin M. wählte den ihr nächst gelegenen Zahnarzt im Mostviertel aus. Karin M. rief an, kam sofort auf den Anrufbeantworter: "Ich habe drei Mal angerufen. Es hieß stets: Wir sind derzeit im Urlaub, wir sind ab 10. August wieder für Sie da." Die übrigen neun Wochenendzahnärzte waren in Frankenfels, St. Pölten, Hoheneich, Langenzersdorf, Hollabrunn, Pitten, Hainburg, Traiskirchen und Gföhl.
Die Amstettnerin meinte dazu: "Wozu ist ein Arzt als Wochenendnotdienst online angeführt und dann erreicht man nur das Tonband, weil die Ärztin bis 10. August im Urlaub war? Ich habe das Gefühl, da weiß die rechte Hand nicht, was die linke Hand tut. Mir ist egal, bei wem die Schuld liegt, ich will mich auf Auskünfte betreffend ärztliche Notdienste verlassen können."
Patientenanwalt Gerald Bachinger kennt das Zahnarzt-Notfall-Problem in NÖ am Wochenende leider seit mehreren Jahren: "Dieser Vorfall zeigt einmal mehr, dass die Verbindlichkeit der Diensteinteilung schwere Defizite aufweist. Im niedergelassenen ärztlichen und zahnärztlichem Bereich muss endlich ein verbindliches und verlässliches Aufgabenprofil rechtlich verordnet werden. Patienten müssen sich auf Diensteinteilung verlassen dürfen!"
Laut Zahnärztin war alles nur eine unglückliche Verkettung: "Wir waren in der Woche von 3. bis 7. August im Urlaub und daher auch die Tonbandaufzeichnung. Es war so viel los, dass wir einige Anrufe nicht annehmen konnten und diese Anrufer dürften dann leider direkt zur Urlaubs-Tonbandaufzeichnung gelangt sein - so wie auch diese Patientin."
Karin N. ging indes am Montagvormittag ins Zahnambulatorium: "Dort wurde der Zahn abgeschliffen, alles weitere macht mein Zahnarzt", so die 36-Jährige am Montagmittag erleichtert. Nur: Ihr Stammzahnarzt (der sollte Krone draufsetzen) ist auch im Urlaub und dessen Vertretung hat wegen eines Coronafalles geschlossen. "Und jetzt?", fragt Karin N. zähneknirschend.