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ZDF.reportage

Land: D, Jahr: 2020, Genre: Zeitgeschehen, Länge: 30min

Heute Redaktion
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Bild: Kein Anbieter

Es sind Tage des vorsichtigen Aufatmens, erste Schritte in eine neue Normalität. Maske auf und Abstand halten. Dieses Pflichtprogramm erlaubt uns wieder shoppen zu gehen, in kleinen Läden. Wie gut können die Deutschen mit der geforderten Balance aus Freiheit und Verantwortung umgehen? Ein erstes Fazit wird über weitere Lockerungen entscheiden - denn noch bleiben große Kaufhäuser, Hotels und Restaurants zu. Das sorgt für Unmut. Martin Stolz ist Inhaber von 33 Kaufhäusern in Norddeutschland. Einen Teil seiner Läden in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein kann er wieder öffnen, einige sind jedoch größer als 800 Quadratmeter und bleiben geschlossen. "Die 800-Quadratmeter-Regelung kann ich nicht nachvollziehen. Das ist willkürlich und ungerecht", sagt Stolz. Er hat das Gefühl, der Mittelstand werde in dieser Zeit vergessen. "Ich habe Angst, dass so mancher Mittelständler untergeht, weil er von der Politik nicht bedacht wird." Ähnlich empfindet Oliver Schmidt. Er ist Hoteldirektor des Fünfsternehotels "The Grand" auf dem Darß in Mecklenburg-Vorpommern - mit direktem Zugang zur Ostsee. Er hatte gehofft, dass die Lockerungen auch für die Hotellerie gelten, und muss nun mit der Enttäuschung umgehen. Aufatmen dagegen kann Rainer Born. Seit dem 20. April 2020 dürfen Autohändler wieder öffnen. Born ist Verkaufsleiter eines Autohauses in Köln und hat finanziell stark unter der Schließung zu leiden: "Wir haben Einbußen von circa 210 000 Euro im Monat. Das ist der Betrag, den wir durch Corona verloren haben." Aktuell stehen in den beiden Filialen in den Kölner Stadtteilen Porz und Bilderstöckchen insgesamt rund 150 Fahrzeuge, die von ihren Besitzern bereits sehnsüchtig erwartet werden. Anne Herklotz ist Inhaberin eines kleinen Modegeschäftes in der Bonner Innenstadt. Auch die 37-Jährige darf ihre Boutique endlich wieder öffnen. Da ihr Mann arbeitet und die Kitas geschlossen sind, bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihre beiden Kinder Eva (5) und Theresa (4 Monate) mit ins Geschäft zu nehmen. "Ich hoffe, dass Kunden Verständnis haben." Auf die Unterstützung ihrer Mitarbeiter kann sie nicht bauen, da die erst mal weiterhin in Kurzarbeit bleiben. Sie wieder normal anzustellen, würde sich nicht lohnen. Dafür ist die Unsicherheit zu groß, ob direkt wieder genug Kunden kommen. In Hanau müssen Kunden seit dem 20. April 2020 Mundschutz tragen. Die Stadt hat eine Maskenpflicht für Geschäfte und öffentliche Verkehrsmittel verhängt. Und schon am ersten Tag der Pflicht prägt der Mundschutz das Stadtbild. Viele Hanauer finden die Vorgabe sinnvoll. "Ich halte die Maskenpflicht für den richtigen Weg. Man merkt jetzt schon, wie die Masken zur Mode werden. Es gibt da ganz viel Kreativität", sagt zum Beispiel der Hanauer Martin B. Demnächst gilt die Maskenpflicht in allen Bundesländern. Damit kommt auf die Ordnungsämter neben der Überprüfung der Abstandsregeln nun eine neue Aufgabe zu: Halten die neu geöffneten Läden tatsächlich Hygiene- und Sicherheitskonzept ein? Und wie wirkt sich die Lockerung in den Parks der Stadt aus? Begreifen die Menschen tatsächlich, dass Geschäfte zwar wieder öffnen können, das Kontaktverbot aber weiter wichtig ist und bestehen bleibt? Die "ZDF.reportage" begleitet Mitarbeiter des Ordnungsamtes Aachen bei ihren täglichen Runden, besucht Ladenbesitzer und Geschäftsleute und zieht mit ihnen ein erstes Fazit nach einer Woche.

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